Was heute normal ist, war Anfang der 1970er-Jahre ein langer Prozess, an manchen Stellen auch Kampf. Eigenständige Orte sollten sich zu größeren Einheiten zusammenfügen – so entstand in den Jahren 1972 bis 1975 das heutige Stockach mit zehn Ortsteilen. Mit einem Festakt am Sonntag, 24. März, und Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg soll daran erinnert werden.
Der Zusammenschluss vor 50 Jahren sei ein Grund zu feiern, sagt Bürgermeisterin Susen Katter. Aus ihrer Sicht haben die Eingemeindungen gut funktioniert, sie spricht jedoch auch von Argwohn in der damaligen Zeit und der Angst der eigenständigen Orte, sich selbst zu verlieren. Jeder Ortsteil habe aber seine Feuerwehr-Abteilung oder einen Musikverein, also eine starke Vereinslandschaft.

Die Idee sei bereits unter Rainer Stolz entstanden, erklärt Bürgermeisterin Susen Katter. Hauptamtsleiter Hubert Walk ergänzt, die Verwaltung sei immer wieder darauf angesprochen worden und habe es schließlich für 2024 geplant. Das Jahresprogramm beginnt mit einem Festakt am 24. März um 14 Uhr im Bürgerhaus Adler Post. Rainer Stolz, der 30 Jahre lang Bürgermeister von Stockach war, hält eine Laudatio.
Laudatio von Rainer Stolz und Zeitzeugenbericht
Mit Blick auf die damalige Zeit verweist der Alt-Bürgermeister auf die emotionalen Verhandlungen über die Beitritte der eigenständigen Orte wie Espasingen oder Zizenhausen zu Stockach. Die Stadt habe sich bemüht, jemanden aus den Ortsteilen zu finden, der damals dabei gewesen sei und daraus erzählen könne, so Stolz. Laut Walk sei dies mit Johann Kempter gelungen, der zur Zeit der Eingemeindung der stellvertretende Bürgermeister von Espasingen sowie im Anschluss bis 1989 Ortsvorsteher gewesen sei. Kempter habe Erinnerungen verschriftlicht, die beim Festakt zu hören sein werden.
Katter und Stolz erzählen beide übereinstimmend, man sehe auch heute, 50 Jahre später, noch die Spuren und Emotionen der damaligen Zeit. „Man merkt es in manchen Geschichten“, erzählt Stolz. Er werde beim Festakt über die Rolle der Gemeinden, die Stadt und die Kreisreform sprechen. Auch die Kreisreform und das Ende des Landkreises Stockach seien damals ein wichtiges Thema gewesen. Zu den Ortsteilen betont er, wie beachtlich sich alle seit der Eingemeindung entwickelt hätten und wie viel in sie investiert worden sei.
Wahlwies war unter den Schlusslichtern
So sah die Reihenfolge über die Jahre übrigens aus: Hindelwangen machte bereits zum 1. Dezember 1971 den Anfang bei der Eingemeindung. Winterspüren folgte kurz darauf zum 1. Januar 1972. Espasingen, Mahlspüren im Tal und Seelfingen wurden zum 1. Januar 1973 eingemeindet. Raithaslach und Zizenhausen kamen zum 1. Januar 1974 zu Stockach. Wahlwies, Hoppetenzell und Mahlspüren im Hegau folgten zum 1. Januar 1975.

Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier findet den Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags für den Festakt schön und passend. Viele Vereine seien beteiligt und es werde Frühlingsaktionen geben, zählt sie auf. Das Kulturzentrum im Alten Forstamt werde an diesem Tag geöffnet sein. „Wir hoffen auf gutes Wetter“, sagt sie. Das gesamte Jahresprogramm mit „Museum auf Achse“ in den Ortsteilen und Rundwanderungen sowie Radtouren gehe bis Dezember.