Was soll in fünf bis zehn Jahren aus Stockach werden? In welche Richtung soll sich die Stadt entwickeln? Diese Fragen beschäftigen viele Stockacher, etwa wenn es darum geht, wie die Oberstadt interessiert bleibt, welche Veranstaltungen geboten werden oder wie die Stadt, einfach ausgedrückt, attraktiv wird. Die Frage nach der Entwicklung der Stadt soll nun eine gezielte Analyse durch eine Marketingagentur klären, an deren Ende ein ganzheitliches Konzept stehen soll. "Integriertes Entwicklungskonzept" heißt das in der Verwaltungsvorlage zur jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Das Gremium hat einstimmig zugestimmt.

Ein fehlendes Gesamtkonzept für die Stadt und das Stichwort Stadtmarketing wurden vor allem immer wieder dann thematisiert, wenn es um die Belebung der Stockacher Oberstadt ging. Stefan Keil, der Leiter des Stockacher Kulturamts, der das Thema dem Gemeinderat vorstellte, machte in seiner Präsentation allerdings auch klar, dass unter Stadtmarketing nicht nur die Belebung der Oberstadt gemeint sein kann. Er bezog sich auf ein ganzheitliches Konzept (siehe unten).

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Derzeit gebe es viele Einzelmaßnahmen, die in den Bereich Stadtmarketing fallen. Keils Aufzählung enthält beispielsweise die Vermarktung von Gewerbeflächen durch die beim Rechnungsamt angesiedelte Wirtschaftsförderung, die Organisation von Veranstaltungen wie der Kleinkunstreihe durch das Kulturamt oder die Ausstellungen im Stadtmuseum, das wiederum eine eigene Verwaltungseinheit ist. Die Übersicht zeigt: Viele verschiedene Stellen sind für die Aktivitäten zuständig.

Doch was soll das gemeinsame Ziel sein, auf das man hinarbeitet? Genau das soll nun eine Analyse durch die Agentur Gruppe Drei mit Sitz in Villingen klären. Keil: "Ich erhoffe mir, dass wir eine Marke bilden und unser Handeln an diesem Ziel ausrichten können." Und, so erklärte Keil auf Nachfrage, er erhoffe sich auch eine gewisse Durchschlagskraft bei der Umsetzung. Denn es habe schon einige Gruppen von engagierten und intelligenten Menschen gegeben, die sich über genau das Gedanken gemacht haben. Doch bei der Umsetzung kämen Gruppen auf freiwilliger Basis an ihre Grenzen.

"Ich erhoffe mir, dass wir eine Marke bilden und unser Handeln an diesem Ziel ausrichten können." Stefan Keil, Leiter des Kulturamts
"Ich erhoffe mir, dass wir eine Marke bilden und unser Handeln an diesem Ziel ausrichten können." Stefan Keil, Leiter des Kulturamts | Bild: Löffler, Ramona

Dabei hat die Verwaltung vier Schritte definiert, nämlich: eine detaillierte Standortanalyse, eine Imageanalyse, die Entwicklung einer Markenstrategie und eine einheitliche Kommunikationsstrategie. Der Gemeinderat hat nun den Auftrag für die ersten beiden Schritte erteilt. Darin soll die Agentur zunächst Stärken und Schwächen der Stadt analysieren, um die Ausgangssituation zu erfassen. Das Image soll laut der Sitzungsvorlage durch eine Online-Befragung von Bürgern und Unternehmen erfasst werden. Wenn diese Ergebnisse vorliegen, soll der dann neu gewählte Gemeinderat mit dem Thema betraut werden, so Keil, was Bürgermeister Rainer Stolz auf Nachfrage von Jürgen Kragler (CDU) bekräftigte.

Viel Lob von Gemeinderäten

Von den Gemeinderäten hagelte es förmlich Lob für die Ankündigung dieses Plans. Kragler: "Es ist sehr zu begrüßen, wenn diese Themen aus einem Guss behandelt und strategisch geplant werden." Wolfgang Reuther (CDU): "Es ist gut, dass die vielen kleinen Aufgaben nun wissenschaftlich und systematisch aufgearbeitet werden." Ein solches Konzept sei eigentlich lange überfällig. Und in diesem Fall sei er auch für die Vergabe des Auftrags nach außen, auch wenn es im Rathaus anständig bezahlte Experten gebe.

"Damit es etwas wird, müssen aber auch alle mitmachen. Alle Beteiligten gehören an einen Tisch." Wolf-Dieter Karle, Freie Wähler
"Damit es etwas wird, müssen aber auch alle mitmachen. Alle Beteiligten gehören an einen Tisch." Wolf-Dieter Karle, Freie Wähler | Bild: Bäuerle, David

Auch Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) nannte die Initiative lange überfällig. Er mahnte: "Damit es etwas wird, müssen aber auch alle mitmachen. Alle Beteiligten gehören an einen Tisch." Harald Karge (SPD) warf die Frage auf, von woher das Fachwissen für das Konzept kommen soll. Werde es Arbeitsgruppen geben? Keil antwortete, es sei unbedingt wichtig, auch die Interessensgruppen einzubeziehen: "Wir wollen nicht ein tolles Ziel beschließen und keiner steht dahinter." Und Joachim Kramer (SPD) wies darauf hin, dass nicht nichts passiert sei in Sachen Stadtmarketing. Bürgermeister Stolz stimmte zu und fügte an, dass sich die Anforderungen an ein Mittelzentrum wie Stockach stark verändert hätten.

Für diese beiden ersten Schritte auf dem Weg zur Marke Stockach gebe die Stadt nun etwa 19 000 Euro brutto aus, erklärte Keil nun auf Anfrage. Entsprechende Mittel, auch für die weiteren Schritte, seien im Haushalt eingestellt.