Bodman-Ludwigshafen, Hohenfels, Stockach und Eigeltingen: Vier Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft bereiten sich auf Bürgermeisterwahlen vor. Einen besonderen Blick auf diese Wahlen haben Chwalibog Bouman und Simon Mai. Sie sind die Köpfe hinter der Firma Creategy, mit Sitz in Stockach und einer Außenstelle in Berlin.

Mit ihrem Unternehmen haben sie sich darauf spezialisiert, Wahlkämpfe zu organisieren. Egal ob es um Bundes- oder Landtagswahlen, Kommunal- oder Bürgermeisterwahlen geht. Besonders für Stockach erwarten sie in der zweiten Jahreshälfte einen heißen Wahlkampf um die Neubesetzung des Chefpostens im Rathaus.

Heißer Wahlkampf für Stockach?

„Stockach ist eine attraktive Stadt, die viel richtig gemacht hat in den vergangenen Jahren. Ich bin mir sicher, wir werden zur Bürgermeisterwahl viele Kandidaten sehen, die den Anspruch und die notwendigen Fähigkeiten für die Stelle haben“, sagt Simon Mai im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Nach der langen Amtszeit von Bürgermeister Rainer Stolz werden viele Fraktionen bei der Neubesetzung der Stelle mitreden wollen, ist Mai überzeugt. „Es wird also mit Sicherheit kein Problem geben, einen passenden Kandidaten zu finden“, betont er.

Sonderfall Tengen?

Ganz anders hat die Situation in Tengen ausgesehen. Auch die Randenstadt braucht einen neuen Bürgermeister, nachdem Amtsinhaber Marian Schreier nicht erneut antreten wollte. Über einen langen Zeitraum hinweg hat sich gar kein Bewerber eingefunden, zum Ende der Bewerbungsfrist waren es dann immerhin vier Kandidaten.

Schnell wurde jedoch deutlich, dass die Tengener mit der Auswahl ganz und gar nicht zufrieden waren, weil es in den Augen vieler Bürger bei den Kandidaten an Erfahrung und Kompetenz mangelte. Andere Gemeinden haben in schwächerer Form ähnliche Erfahrungen gemacht.

Warum die Kandidatensuche manchmal schwer ist

Wird es also immer schwieriger, gute Kandidaten zu finden? „Das kann man pauschal nicht sagen“, lautet die Einschätzung von Mai und Bouman. Vielmehr hänge es von unterschiedlichen Faktoren ab. Einer sei die Attraktivität der Gemeinde. „Bei Tengen kommt aber die Schwierigkeit dazu, dass Marian Schreier sehr große Fußstapfen hinterlässt“, erklärt Mai. „Viele überlegen sich da doppelt und dreifach, ob sie das wollen.“

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Hinzu komme der große öffentliche Druck und die Tatsache, dass man genau beobachtet wird. Nicht zuletzt sei ein Wahlkampf auch mit hohen Kosten verbunden. Eine alte Faustregel besage, dass man mit einem Euro pro Einwohner rechnen müsse. „Mittlerweile ist es aufgrund der Kostenentwicklung sogar eher mehr“, so Mai.

Manche suchen nur die große Bühne

Trotz all dieser Hürden finden sich immer wieder auch Spaßkandidaten auf den Stimmzetteln. „Wir haben in Baden-Württemberg auch einige davon“, berichtet Mai und fügt an: „Manche von ihnen haben sich schon bei 200 bis 300 Bürgermeisterwahlen beworben. Eine realistische Chance haben die aber sowieso nicht“.

Chwalibog Bouman vermutet, dass dieses Phänomen mit der großen Öffentlichkeit rund um eine solche Wahl zu tun hat. „Das ist ein zweischneidiges Schwert. Die einen lassen sich davon eher abschrecken, aber einige suchen eben auch genau diese große Bühne für sich“, so Bouman.

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Dann gebe es auf der anderen Seite aber auch Kandidaten, die ihre Bewerbung zwar ernst nehmen, sich das ganze aber vielleicht zu einfach vorstellen und es trotzdem versuchen wollen, ergänzt Mai.

Was ein guter Bewerber Mitbringen muss

Doch was macht einen vielversprechenden Kandidaten für das Bürgermeisteramt aus? „Das Wichtigste ist die Motivation. Man muss für den Job und die Gemeinde brennen“, sagt Mai. Zudem müsse man den Bürgern zeigen können, dass man der Aufgabe gewachsen ist, eine Verwaltung zu führen und die Gemeinde nach außen zu repräsentieren.

Chwalibog Bouman (links) und Simon Mai (rechts) organisierten 2021 den Wahlkampf von Norbert Röttgen um den CDU-Vorsitz.
Chwalibog Bouman (links) und Simon Mai (rechts) organisierten 2021 den Wahlkampf von Norbert Röttgen um den CDU-Vorsitz. | Bild: creategy

Viele gute Bewerber hätten die klassische Laufbahn hinter sich: Ein Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl, ein Posten als Amtsleiter in einer Gemeindeverwaltung und dann der Sprung in den Bürgermeisterwahlkampf.

„Viele Wege führen auf den Rathaussessel“

„Aber viele Wege führen auf den Rathaussessel“, sagt Mai. Es gebe auch gute Kandidaten aus der freien Wirtschaft, die vielleicht sogar Erfahrungen als Gemeinderatsmitglieder sammeln konnten.

„Grundsätzlich sollten Kandidat, Konzept und Kampagne gut zueinander passen“, erklärt Bouman. Manch einer holt sich für den letzten Punkt Unterstützung bei Firmen wie Creategy. „Die ersten beiden Punkte müssen allerdings vom Bewerber kommen, da können wir nur versuchen zu optimieren“, so Bouman.

Auf dem Papier kann es jeder

Grundsätzlich hält er es für gut, dass sich jeder auf den Posten des Bürgermeisters bewerben kann. „Man sollte sich jedoch bewusst sein, welche hohe Verantwortung damit verbunden ist. Auf dem Papier kann jeder Bürgermeister werden, in der Praxis aber nicht“, sagt Bouman.

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Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass eine Wahlkampagne immer eine Teamleistung ist. „Man kandidiert nie allein, sondern braucht auch die Unterstützung seiner Familie.“ Oft haben die Kandidaten auch ein ganzes Team hinter sich.

Manche holen sich professionelle Hilfe

„Man braucht natürlich nicht unbedingt die professionelle Unterstützung einer Agentur, aber es ist durchaus sinnvoll“, erklärt Bouman. Schließlich müssen in einem Wahlkampf viele Teilbereiche unter einen Hut gebracht werden, seien es Inhalte, Rhetorik, Strategie, Design, Social Media oder Webdesign.

„Das ist schwierig in einer entsprechenden Qualität abzudecken, wenn man keine professionelle Hilfe hat“, sagt Bouman. Was die breite Öffentlichkeit nicht mitbekommt: Viele Wahlkämpfe sind schon komplett aufgegleist, bevor überhaupt die Bewerbungsphase beginnt. Die Vorbereitungen laufen bei den Bewerbern mitunter an, sobald sie erfahren, dass eine bestimmte Bürgermeisterstelle frei wird.

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Doch wie sieht es mit den Wahlkampfprofis aus? Würden sie selbst eine Karriere als Bürgermeister in Betracht ziehen? Auf diese Frage müssen beide lachen. „Nein, ich kann es mir nicht vorstellen“, sagt Mai. „Ich erbringe lieber im Hintergrund die strategische und kreative Leistung“, fügt er an.

Auch Bouman sieht sich nicht auf dem Chefsessel im Rathaus. „Ich habe mich vor langer Zeit ehrenamtlich in einer Partei engagiert und es hat schon einen Grund, dass ich das hier mache“, sagt er.