Wenn man durch die Tür ins Haus von Ursula und Horst Katz in Zizenhausen kommt, fallen einem sofort die vielen Zeugnisse ihrer langen und kinderreichen Ehe auf. Im Wohnzimmer hängen an den Wänden etliche Bilder und Gemälde der Kinder und Enkel. Vor dem Ehepaar liegen auf dem Tisch leicht verblichene Fotos aus den gemeinsamen 60 Jahren: Er bei der Arbeit und beim Ringen, sie beide zusammen unterwegs.
Neben dem Tisch steht noch ein selbst gebasteltes Geschenk zur Goldenen Hochzeit vor zehn Jahren, gegenüber an der Wand hängen die silbernen Luftballons von der Feier der Diamantenen Hochzeit am vergangenen Wochenende. Die ganze Verwandtschaft sei da gewesen – die beiden Töchter und Enkel mit Anhang. „Wir haben schon immer gerne, viel und groß gefeiert“, erzählt die 79-jährige Ursula Katz über sich und ihren 84-jährigen Mann.
„Es hat sofort gefunkt“ an der Fasnacht 1960
Kennengelernt haben sich die beiden 1960 – ebenfalls beim Feiern, nämlich auf der Fasnacht in Sipplingen, wo Ursula Katz aufwuchs. „Ich war gerade mal 16, er war 20 und mit einem Freund aus Stuttgart hergekommen, um sich mal die Fasnacht anzuschauen“, erinnert sich Ursula Katz. Ihre Freundinnen und sie hätten einen Platz gesucht, an Horsts Tisch gab es einen. Auf der Fasnacht tanzten sie zusammen. „Es hat sofort gefunkt“, sagt Ursula Katz.
Doch danach musste er erst einmal zurück nach Stuttgart, wo er damals arbeitete. „Wir haben uns dann immer Briefe geschrieben“, erzählt die 79-Jährige. Am manchen Sonntagen sei er mit dem Auto seines Vater hergefahren. „Zum Laufen wars ja zu weit“, scherzt Horst Katz, der laut seiner Frau immer ein „lustiger Kerl“ war, was sie von Anfang an mochte.
Er zog für sie von Stuttgart an den Bodensee
Über ein Jahr ging es so weiter. Schließlich ließ Horst Katz in Stuttgart alles stehen und liegen und zog für sie an den Bodensee nach Sipplingen. „Aber natürlich getrennt von mir. Mein Vater hat gesagt, er will den nie aus meinem Zimmer kommen sehen“, sagt Ursula Katz lachend. Ein Jahr später heirateten sie in Überlingen-Bonndorf bei Sipplingen, am 30. August 1963. Das ist nun genau 60 Jahre her. Es war eine große Feier mit Klassenkameraden, Vereinskollegen und Verwandtschaft, erinnern sie sich zurück.
„Für uns war von Anfang an klar, dass wir heiraten werden. Bei uns in Sipplingen hat man früher zwar gesagt, was an der Fasnacht zusammenkommt, hält nicht lange. Aber wir haben das Gegenteil bewiesen“, sagt Ursula Katz und blickt zu ihrem Mann Horst, der in fast allen Vereinen im Ort aktiv war – ob Fußball, Tischtennis, Kegeln oder Feuerwehr. „Und ich war 30 Jahre lang Ringer“, sagt der 84-Jährige und spannt dabei seinen Bizeps an.
Familie ist künstlerisch begabt
Wenige Jahre nach ihrer Hochzeit zogen die beiden in ihr Haus in Zizenhausen, dort hätten sie alles selbst renoviert. Denn neben dem Feiern sind Kunst und Handwerk die zweite Leidenschaft der Familie. Horst Katz schnitzte gerne Figuren und baute die Möbel selbst. Mit ihren Töchtern, eine von ihnen ist die Künstlerin Birgit Brandys, malten und bastelten sie viel. Heute nehmen den Platz beim Basteln die Enkel ein. Außerdem seien sie früher gerne in die Berge gefahren, um Urlaub zu machen, erzählen die beiden. „Egal wo, wir hatten es immer schön“, sagt Ursula Katz.
Was ist das Geheimnis einer langen Ehe?
Doch wie hält man es so lange miteinander aus? Gibt es ein Geheimnis für eine 60-jährige Ehe? Nein, es gebe keines, finden die beiden. Aber mit den Jahren verstehe und kenne man sich immer besser. „Und jetzt im Alter helfen wir einander, so gut es geht“, erklärt Ursula Katz. Ein Beispiel dafür zeigt sich im Gespräch, denn sie wiederholt immer wieder Dinge für ihren Mann, da dieser nicht mehr gut hört. Gab es also gar keinen Ärger? „Ach“, sagt Ursula Katz, „es gab immer wieder etwas, aber danach verträgt man sich halt wieder“. Eine Trennung habe nie zur Debatte gestanden.
Nun wollen die beiden auch im Alter gesellig bleiben. Bald steht Ursulas Katz‘ 80. Geburtstag an, ein Raum im Vereinsheim sei dafür bereits reserviert. „Man sollte viel feiern, solange es noch geht“, sagt sie. Auch auf die Fasnacht gehen die beiden noch immer gerne – nur nicht mehr zu den Umzügen, weil Horst Katz Probleme mit den Füßen hat. „Die Fasnacht bleibt aber immer etwas ganz Großes für uns“, sagt Ursula Katz. Nun allerdings meist in Stockach, nicht mehr wie noch vor 63 Jahren in Sipplingen.