Das Umweltzentrum (UZ) Stockach, das Nabu-Bodenseezentrum und die Stadt Stockach haben ein neues Projekt gestartet, das auch als Verbundmaßnahme im Rahmen des landesweiten Biotopverbunds fungiert: Der Kiebitz soll wieder angesiedelt werden. Das Projektgebiet liegt im Großen Ried zwischen dem Naturschutzgebiet Bodenseeufer und dem Naturschutzgebiet Schanderied. Es befindet sich im Eigentum der Stadt Stockach. Der Bewirtschafter ist der Erlenhof des Pestalozzi Kinder- und Jugenddorfs Wahlwies.

Lisa Maier ist Ornithologin beim Nabu-Bodenseezentrum auf der Reichenau und zuständig für die Schutzgebietsbetreuung mit dem Schwerpunkt Avifaunistik, also die Vogelwelt betreffende Themen. Bei der Hauptversammlung des UZ Stockach hielt sie einen Vortrag zum Projekt.

Kiebitz-Bestand ist drastisch eingebrochen

Wie Lisa Maier berichtete, sei noch vor 50 Jahren der Kiebitz fast überall in Deutschland auf Feldern und Wiesen als Brutvogel anzutreffen gewesen. Die Bestände seien aber in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch eingebrochen: Bodenseeweit schrumpfte der Brutvogelbestand zwischen 1980 und 2010 um mehr als 80 Prozent. In der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs wird der Kiebitz heute als eine vom Aussterben bedrohte Art geführt.

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Erfreulich sei, dass diese Art während ihres Frühjahrsdurchzugs fast alljährlich in der Espasinger Niederung raste. Einzelne Paare machten dort immer wieder Brutversuche mit Balzflügen, allerdings bisher ohne längeren Verbleib im Brutgebiet. Dagegen sei es im Jahr 2021 zum Brüten mehrerer Kiebitz-Paare auf einem Maisacker direkt neben dem Mooshof gekommen. Nach Abschluss der Maßnahmen im März 2022 habe es zwar einige Einzelbeobachtungen von Kiebitzen im Wiederansiedlungsgebiet gegeben, jedoch seien dies nur kurze Aufenthalte ohne Brutversuche gewesen.

Albin Peter beim Ausbaggern der Blänken bei Espasingen
Albin Peter beim Ausbaggern der Blänken bei Espasingen | Bild: Sabrina Molkenthin

Erste Maßnahmen wurden schon umgesetzt

Im Februar seien einige Maßnahmen durch das UZ, den Nabu und die Stadt Stockach umgesetzt worden. Hierzu zählen die Schaffung offener Wasserflächen, die Anlage kurzrasiger Nahrungs- und Bruthabitate sowie die Rücknahme von Gehölzen. Denn der Kiebitz benötigt offene und feuchte Landschaften als Brutgebiete. Sollte es zu Brutversuchen kommen, sollen künftig die Nester der Bodenbrüter durch einen Elektrozaun vor Beutegreifern wie dem Fuchs geschützt werden.

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Malte Bickel vom Regierungspräsidium Freiburg und zuständig für Kiebitz-Projekte halte die Projektfläche für sehr vielversprechend. Er empfehle die Entfernung weiterer Gehölze und das Anlegen zusätzlicher Blänken, also Wassertümpel, die besonders bei der zunehmenden Trockenheit wichtig sind. Außerdem sollen im Herbst unter anderem weitere Gehölze entfernt und Wasserflächen optimiert werden.