Eine ganz und gar schillernde Figur der Stockacher Fasnacht ist der Narrenbüttel, den der 34-jährige Stockacher Matthias Stolp seit sieben Jahren verkörpert. Der Narrenbüttel sei kein Teil des Stockacher Narrengerichts, sondern eine Einzelfigur, also „quasi selbständig“, erklärt Stolp.

Seine Aufgabe ist es, während des Narrengerichts anzukündigen, wer als nächstes auftritt, für Ruhe im Saal zu sorgen und auch den Angeklagten vorzuführen. Bei Umzügen tanzt er vor dem Narrengericht her, positioniert sich jedoch hinter der Narrenpolizei.

Das Häs gibt es nur einmal

Das Häs des Narrenbüttels ist ein Unikat in den Farben Rot und Weiß. Allein schon die roten Lederschuhe sind kleine Kostbarkeiten mit Schnörkelschnabelspitze und sieben Glöckchen je Schuh. „Es sind die bequemsten Schuhe, die ich besitze“, sagt Stolp. „Ich würde sie gerne öfter tragen. Aber außerhalb der Fasnacht kommt das nicht so gut.“

An den Beinen trägt der Büttel rote Strümpfe und eine rot-weiße Kniebundhose. Das Wams ist aus einem schweren Baumwollstoff, hat Aufschläge, Zacken und ist ebenfalls mit Glöckchen bestückt – 32 an der Zahl.

Die Halskrause bedarf viel Pflege

Besonders macht das Häs auch die große Halskrause. „Die muss natürlich stehen, sonst sieht man aus wie ein begossener Pudel“, sagt Stolp und erklärt, dass da beim Bügeln ordentlich mit Bügelstärke gearbeitet werden müsse. Diese gebe der Krause Stand und sei auch schmutzabweisend.

Denn schließlich müsse ja gerade die Krause immer möglichst sauber bleiben, weswegen Stolp auch immer zwei Ersatzkrausen im Gepäck hat, wenn er auftritt. Auf dem Kopf trägt der Narrenbüttel eine Glöckchen-verzierte Narrenkappe mit zwei Zipfeln, die von Ende zu Ende ihre 80 Zentimeter misst. Die Zipfel stehen symbolisch für Eselsohren. Der Narr stand nämlich im Mittelalter neben der Dummheit und Einfältigkeit auch für eine der Todsünden: die Trägheit, für die der Esel ein Musterexemplar zu sein schien.

Ein Abbild auf einem Stab

Das Einzigartige am Häs des Narrenbüttels ist seine Marotte – eine Art Kasperlepuppe auf einem Stab. Sie misst 1,85 Meter und ist sozusagen das Abbild ihres Besitzers. Ein Kunstschnitzer aus dem Schwarzwald hat sie für ihn angefertigt. Sie hat auch eine Glöckchenkappe auf und trägt Stolps Lächeln.

Ihre Vorgängerin, also die Marotte des emeritierten Narrenbüttels, ist aktuell in der Stockacher Fasnachtsausstellung „Narro“ zu bewundern. „Neuer Büttel, neue Marotte“, sagt Stolp. Er hütet sie im Übrigen wie seinen Augapfel, seit sie beim Narrentreffen in Gengenbach 2018 einmal zu Boden fiel. Nase und Kappenspitze waren abgebrochen und mussten wieder geklebt werden. „Das mache ich nie wieder“ gelobt Matthias Stolp.

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Die Serie „Häser und Handwerkszeuge“ stellt bis zum Schmotzigen Dunschtig die Häser und Symbole der Gliederungen des Stockacher Narrengerichts und wichtige Einzelfiguren der Fasnacht vor.