Der Dornröschenschlaf des ehemaligen Schlossbrauerei-Areals in Espasingen ist inzwischen endgültig beendet. Die Bagger und Baufahrzeuge rollen fleißig. Alles sieht wie eine einzige große Baustelle aus. Tatsächlich sind es aber mehrere Projekte, bei denen nach langer Planung die Umsetzung begonnen hat. Der Straßenbau geht vom Gräflichen Haus Bodman aus, während die Immobilienfirma Gnädinger und Mayer aus Radolfzell die alte Schlossbrauerei umbaut, die dem einstigen abgebrannten Schloss nachempfunden ist.
Der Straßenbau finde in Absprache statt, so Anita Steinbrück von Gnädinger und Mayer. Das bestätigt auch Tobias Jaklin, Architekt bei Gut Bodman, der ankündigt, dass noch mehr ansteht. Straßen seien für die folgende Erschließung der Baustelle wichtig.

Während Gnädinger und Mayer die Schlossbrauerei umbaut, soll es im kommenden Sommer auch im Gebiet Schlosshöfe weitergehen. Dort werde der Bau der Tiefgarage beginnen. Man sei froh, dass keiner der Projektpartner abgesprungen sei, obwohl momentan eine Zeit der Verunsicherung bei Investitionen sei.
Entkernung im Rahmen des Denkmalschutzes
Anita Steinbrück öffnete für den SÜDKURIER erneut die Türen zu dem Brauereigebäude, von dem der Großteil jahrzehntelang leer stand. Inzwischen ist schon so viel entkernt, dass Laien nur den Südflügel betreten können, in dem zuletzt eine Gastronomie und Wohnungen für Angestellte des Guts Bodman waren.
Bauleiterin Viola Tagscherer kann bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen nennen, die im Gang oder beendet sind: Erschließungsarbeiten und der Anschluss an die Kanalisation, Straßenbau. Diese Maßnahme lasse das Haus Bodman in enger Abstimmung mit Gnädinger und Mayer ausführen.
Alte Badezimmer sind verschwunden
Während man außen weniger sieht, geschieht hinter den Mauern in der früheren Schlossbrauerei sehr viel. Im Südflügel wurden in der alten Gaststätte und auf den anderen Stockwerken Wände herausgebrochen und Räume entkernt. So zum Beispiel alte Badezimmer, wie bei der Begehung zu sehen war. In der Gaststätte sind Inventar und Wände weg. Der alte Boden ist aufgestemmt und glich zum Zeitpunkt der Begehung einer Kraterlandschaft.
Viola Tagscherer betonte dazu, dass nur Wände herausgenommen wurden, die nicht unter den Industriedenkmalschutz fallen. Im Obergeschoss seien Deckenbalken freigelegt worden, die saniert werden müssen. Dementsprechend zeigen sich Löcher in der Decke, wenn man darunter steht.
Storchennest zieht bald auf anderes Gebäude um
Auf dem alten Kamin befindet sich ein rund 400 Kilogramm schweres Storchennest. Das kann dort nicht länger bleiben, aber die Störche, die sogar im Winter hier sind, müssen nicht um ihre Heimat bangen. Das Nest soll im Januar auf ein Nachbargebäude auf dem Brauerei-Areal umgesiedelt werden, erklärt Anita Steinbrück. „Das Nest wird dort bleiben“, sagt sie auf Rückfrage. Das Nest kommt nicht mehr auf den Kamin zurück.
Die Störche sind jedoch nicht die einzigen geschützten Tiere, die bei der Sanierung berücksichtigt werden müssen. Auch Schwalben und Fledermäuse stehen unter Naturschutz. Ihre Brutzeiten dürfen nicht gestört werden. Deshalb ist jetzt im Winter zwar Umbauen erlaubt, aber wenn die Schwalben im März zurückkehren, steht vor allem an der Fassade bei den Gipserarbeiten eine Zwangspause bis September an. Viola Tagscherer kündigt außerdem an, dass Nester für Turmfalken auf oder am Nachbargebäude aufgehängt werden sollen. „Wir stehen im Austausch mit der Umweltbehörde“, sagt Anita Steinbrück.

Bauleiterin erklärt den Zeitplan
Kurzfristig sollen in diesem Jahr weitere Abbruchmaßnahmen im Inneren sowie bei den Anbauten im Innenhof des U-förmigen Gebäudekomplexes stattfinden. Im Januar stehen Zimmermann-Arbeiten zur Sicherung der Dachkonstruktionen und Decken an, ebenso die Sanierung der Deckenbalken. Zudem soll es dann auch an die Sicherung der Kamine gehen, damit anschließend die Rohbauarbeiten im Inneren starken können, erklärt die Bauleiterin.

Weiter soll im Januar der Neubau von Wänden, Treppenhäusern und Decken beginnen. Bei den Decken gehe es vor allem um den ausgehölten Nordteil – das ist von der Straße aus gesehen der rechte Teil. Tagscherer erzählt, man werde Stahlträger zur Unterstützung bestehender Decken einbauen. Die Vorbereitung der Rohinstallation für Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro steht ebenfalls auf dem Plan.
Im September ist das Dach dran
Wenn die Naturschutzpause vorbei ist, geht es im September 2023 mit der umfangreichen Dachsanierung los, erklären Anita Steinbrück und Viola Tagscherer. Das bedeutet: Aufstellen von Fassadengerüsten, Abdecken der Ziegel, Sanierung des Dachtragwerks, Bauen von Dachgauben und schließlich die Dämmung und Eindeckung des Dachs mit Ziegeln.