Dass diese Nachricht irgendwann kommen würde, damit hat manch einer gerechnet. Als sie dann da war, war es aber doch wie der sprichwörtliche Paukenschlag: Bürgermeister Rainer Stolz legt zum Ende des Jahres sein Amt nach vier Wahlperioden nieder.

„Für mich war es überraschend“, sagt Christoph Stetter, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stockacher Gemeinderat, über die Nachricht vom Rücktritt des Bürgermeisters. Bereits Ende der vergangenen Woche habe der Rathauschef die Mitglieder des Gemeinderats schriftlich über seine Entscheidung informiert.

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Stockach hat sich gut entwickelt

„Rainer Stolz hat unglaublich viel für die Stadt geleistet und sein Wirken wird noch über die nächsten Jahrzehnte im Stadtbild sichtbar sein“, so Stetter. Er erinnert sich noch daran, wie Stolz 1993 zum Bürgermeister gewählt worden ist. „Damals war ich gerade zwölf Jahre alt.“

Für Stetter ist das nicht nur ein Zeichen von Kontinuität, sondern es spreche auch für die Arbeit von Stolz. Immerhin sei er dreimal wiedergewählt worden. „Stockach hat sich unter seiner Ägide sehr gut entwickelt“, betont Stetter.

Wie es nun weitergehen soll und ob die CDU einen eigenen Bürgermeisterkandidaten bei der Wahl Ende des Jahres ins Rennen schicken wird, das sei noch nicht sicher. „Wir müssen mal schauen“, sagt Stetter. Allgemein sei es schwierig geworden, gute Kandidaten zu finden. Das zeige sich auch gerade bei der Bürgermeisterwahl in Tengen.

Viele Fragezeichen zur Zukunft

Auch für Wolf-Dieter Karle, den Fraktionsvorsitzenden der Freien Wählervereinigung, ist die Frage nach der Stolz-Nachfolge mit vielen Fragezeichen versehen. „Viele denken immer, Bürgermeister sein, das ist ganz einfach, weil man keine spezielle Ausbildung dafür braucht. Aber so ist es eben nicht“, sagt Karle im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Ganz überraschend sei die Nachricht für Wolf-Dieter Karle nicht gekommen. „Momentan ist es ringsum der Fall, dass Bürgermeister frühzeitig gehen. Das ist eigentlich nichts besonderes mehr. Vor diesem Hintergrund sind 30 Jahre eine ganz schöne Strecke“, so Karle.

Gefragt ist jemand von außen

Ob die Freien Wähler aktiv auf Kandidatensuche für die Bürgermeisternachfolge gehen werden, darüber müsse sich die Fraktion noch abstimmen. „Auf jeden Fall sind wir alle bestrebt, einen guten Nachfolger oder eine gute Nachfolgerin zu finden, der oder die Stockach weiter voranbringt“, so Karle mit Blick auf den gesamten Gemeinderat.

Ein wichtiges Kriterium ist für ihn allerdings, dass es jemand von außerhalb sein sollte, damit sich keine Seilschaften bilden.

Spekulationen gab es bereits

Joachim Kramer, Fraktionsvorsitzender der SPD, hatte schon bei der zurückliegenden Bürgermeisterwahl darüber spekuliert, dass Rainer Stolz vielleicht noch eine halbe Amtszeit macht. „Zum jetzigen Zeitpunkt kam es aber dann doch überraschend“, sagt er. Für ihn geht damit nach dem Wechsel an der Spitze des Stadtbauamts und der Kämmerei der Generationswechsel im Rathaus weiter.

Willi Schirmeister (rechts) wurde im vergangenen Jahr von Bürgermeister Rainer Stolz (links) als Stadtbaumeister verabschiedet.
Willi Schirmeister (rechts) wurde im vergangenen Jahr von Bürgermeister Rainer Stolz (links) als Stadtbaumeister verabschiedet. | Bild: Dominique Hahn

Gewisse Sorgen bereitet aber auch ihm der Gedanke an die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. „Ich glaube, für so ein Amt muss man ein Stück weit geboren sein“, sagt Kramer. In der Vergangenheit sei es für die Stockacher SPD immer schon schwierig gewesen, Kandidaten für Wahlen zu finden, berichtet Kramer.

Ob sich die Sozialdemokraten vor diesem Hintergrund aktiv auf die Suche nach einem geeigneten Bürgermeisterkandidaten aus den eigenen Reihen machen, das müsse letztendlich der Ortsverband entscheiden.

Ein überraschender, aber mutiger Schritt

Karl-Hermann Rist, Fraktionsvorsitzender der Grünen, hält die Entscheidung von Rainer Stolz für einen mutigen Schritt. „Ich muss gestehen, es war eine große Überraschung für mich. Auch wenn in der Vergangenheit immer mal wieder über so etwas gemunkelt wurde. Ich hätte erst zu einem späteren Zeitpunkt mit einer solchen Nachricht gerechnet“, sagt Rist.

Das Schreiben, das Stolz an die Mitglieder des Gemeinderats gerichtet habe, zeuge für ihn von großem Verantwortungsbewusstsein. „Stockach ist ihm ein großes Anliegen. Das wird aus dem Schreiben deutlich“, so Rist.

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Stolz habe die Stadt entscheidend geprägt. Dass er nun seinen Rücktritt erklärt habe, sei für Rist durchaus nachvollziehbar. Schließlich seien insbesondere die vergangenen Jahre eine stressige und kräftezehrende Zeit gewesen.

„Ich habe auf jeden Fall großen Respekt vor dieser Entscheidung“, sagt Rist. Im Hinblick auf die Gemeinderatswahl, die im kommenden Jahr wieder ansteht, hält er es für einen klugen Schachzug, die Bürgermeisterwahl vorzuziehen.

Frischer Wind für das Rathaus

„Vielleicht kann man so auch nochmal neue Leute für eine Kandidatur zum Gemeinderat gewinnen“, so Rist. Wünschenswert wäre für ihn auf jeden Fall, wenn die Stadt nach 30 Jahren einen jüngeren Bürgermeister bekommt. Passend zum Generationswechsel in der Riege der Amtsleiter.

Bisher habe man aber auch bei den Grünen noch nicht über Personalien für eine mögliche Stolz-Nachfolge gesprochen. „Ich habe zumindest noch nicht gehört, dass jemand Ambitionen hat“, sagt Rist. Sicher ist für ihn indes, dass das Amt des Bürgermeisters in einer Stadt wie Stockach eine Herausforderung ist.

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„Da brauchen wir jemanden, der gut aufgestellt ist. Das Engagement von Rainer Stolz in Verbindung mit seinen vielen Kontakten und seiner langjährige Arbeit im Gemeindetag war für Stockach sehr wertvoll“, betont er.

Stockach könnte attraktiver sein als Tengen

Für Christoph Lempp von der FDP-Fraktion kam der Stolz-Rücktritt „halb überraschend“. Er sei sich nie ganz sicher gewesen, ob Stolz die ganze Amtszeit noch bis zum Ende voll macht. „Diese Entscheidung ist einerseits schade für die Stadt, andererseits aber aus persönlicher Sicht durchaus nachvollziehbar“, sagt Lempp und fügt an: „Ich verstehe es voll und ganz“.

Dass sich die Kandidatensuche so schwierig herausstellt wie in Tengen, glaubt Lempp nicht. „Stockach ist anders aufgestellt. Tengen ist eine extreme Flächengemeinde. Ich könnte mir vorstellen, dass Stockach schon allein deshalb attraktiver für potenzielle Kandidaten sein könnte“, sagt er.

Das Problem der Kandidatenfindung wäre ohnehin spätestens in zwei Jahren auf die Stadt zugekommen, macht Lempp deutlich. „Vielleicht wäre es in zwei Jahren sogar noch schwieriger geworden.“

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