Ein Jahr ohne Ordensverleihungen geht gar nicht. Das dachte sich das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken und hat trotz der Corona-Pandemie eine Möglichkeit gefunden, ihre Orden zu verleihen.Allerdings nicht alle – den Orden 1. Klasse gebe es dieses Jahr, dem 670. Jahr nach Hans Kuony, nicht, teilt Narrenrichter Jürgen Koterzyna mit. Er erklärt dazu: „Diese ganz besondere Auszeichnung wird, in der Hoffnung auf würdigere Umstände, in die Fasnacht 2022 verschoben.“
Verleihung nicht öffentlich
Aber verschiedene andere Erlebensorden gingen an zahlreiche Laufnarren. Über die Ehrungen und die zu Ehrenden sei bereits im November gesprochen worden. Die entscheidungsfähige Sitzungsgemeinde habe „in schweißtreibender Runde via Zoom weise Entscheidungen getroffen“, so Jürgen Koterzyna. Die Verleihung könne jedoch nicht wie sonst öffentlich verliehen werden.
Daher gab es gleich drei Alternativen: „Unsere Hästräger haben Ihre Orden über deren Gliederungsführer bekommen, einige wenige erhielten die Orden sogar über den narrengerichtseigenen Balkon per Seilwinde überreicht und wenige Auserwählte wurden persönlich aufgesucht.“ Außerdem habe es den Versand in einem Schatzkästchen gegeben. Es gebe zudem Orden, die später im Jahresverlauf noch übergeben werden sollen. „Wir Narren hoffen dabei auf passende Gelegenheiten im Jahreskalender“, so Jürgen Koterzyna.
Orden seit fast 116 Jahren
Der Stockacher Narrenorden sei ein echter Verdienstorden. Es gebe in Stockach an der Fasnet auch keinen Ordensregen oder Ordenssegen: Jeder zu verleihende Verdienstorden werde von der Ordens- und Ordensgenehmigungskommission unter dem Vorsitz des Ordensmeisters beraten und dem Narrengericht zur Kenntnisnahme vorgelegt. Derzeit ist Markus Vollmer der Ordensmeister.
Die Orden des Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken haben übrigens eine lange Geschichte. Zwei der vier Verdienstorden gibt es bereits seit fast 116 Jahren. Am 16. Februar 1905 seien der Orden 1. Klasse und der Orden 2. Klasse gestiftet worden. Zur ersten Verleihung beschaffte sich das Narrengericht 100 Orden der 1. Klasse und 300 Orden der 2. Klasse, heißt es in einer Pressemitteilung des Narrengerichts.
Um diese Orden kaufen zu können, habe das Narrengericht damals bei der Sparkasse Stockach ein Darlehen über 400 Mark aufgenommen, das drei Jahre Laufzeit hatte und im Jahr 1908 abbezahlt gewesen sei. Aufgrund der strengen Handhabung der anzuwendenden Ordenssatzung seien in diesen vergangenen 116 Jahren nur 510 Orden der 1. Klasse und 745 Orden der 2. Klasse verliehen worden. „Um die Verdienste der einzelnen Narren differenzierter würdigen zu können, hat das Hohe Grobgünstige Narrengericht im Jahre 1956 die Hans-Kuony-Medaille und im Jahre 1959 das Hans-Kuony-Kreuz gestiftet“, wird in der Mitteilung weiter ausgeführt.
Orden für Frauen?
Nur Stockacher Laufnarren könnten mit diesen Orden ausgezeichnet werden. Vom Laufnarrenschlag bis zu Verleihung des Hans-Kuony-Ordens 1. Klasse dauere es mindestens 18 Jahre, sofern der Betreffende „sich stetig um die heimische Fasnet und das Brauchtum verdient gemacht hat“. Für Frauen gibt es allerdings keine Orden, obwohl auch diese „dem Hohen Grobgünstigen Narrengericht wertvolle Dienste erweisen, und aus der Fasnet nicht mehr wegzudenken sind“, wie erklärt wird.
Aber könnte es eines Tages vielleicht Orden für Frauen geben? Narrenrichter Jürgen Koterzyna antwortet auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Wir sind durch die Jahrhunderte alten Satzungen und Ordnungen daran gebunden, dass Stockacher Orden nur an geschlagene Laufnarren vergeben werden können. Wir schauen aber regelmäßig danach, dass unsere verdienten Damen auch mit den Ehrenzeichen der VSAN bedacht werden. Außerdem sind unsere Damen so hübsch, da würde funkelndes Beiwerk nur ablenken.“ Mit der VSAN ist die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte gemeint.
Das sind die diesjährigen Ordensträger
Folgende Ordensträger haben sich um die Stockacher Fasnacht verdient gemacht und werden nun ausgezeichnet:
- Hans-Kuony-Kreuz: Matthias Bregenzer (Hans Kuony Kapelle), Michael Fuchs (Narrenbuch-Titelblatt-Gestalter), Simon Gohl (Hänsele), Jens Heinert (Sponsor), Michael Hutzelmann (Förderer), Marios Lovecchio (Aktiver Laufnarr), Udo Pattern (Förderer), Ubaidullah Shenwari (Hänsele), Johannes Vossenkuhl (Aktiver Laufnarr), Florian Widmann (Aktiver Laufnarr) und Dietmar Wind (Zimmerer).
- Hans-Kuony-Medaille: Mario Bacher (Förderer), Stefan Glunk (Zunftmeister Poppele), Markus Föhr (Hauptsponsor), Volker Grub (Förderer), Karl F. Maierhofer (Hauptsponsor), Sascha Bernhard (Zimmerer), Jürgen Fürst (Förderer), Adolf Hahn (Stadtverwaltung), Ralf Mattes (Zimmerer) und Christian Rasch (Sponsor).
- Orden 2. Klasse: Tobias Baur (Hans Kuony Kapelle), Markus Buhl (Narrengericht), Dennis Bruggner (Aktive Laufnarren), Peter Epple (Hänsele), Frank Eisele (Sponsor), Michael Lienhard (Stadtpfarrer) und Ingo Unger (Hänsele). Der Orden 1. Klasse wird in diesem Jahr nicht verliehen.
- Narrenkappen: Die Stockacher Laufnarrenkappen sind im Kulturzentrum Altes Forstamt erhältlich. Seit dem Jahre 1754 seien nachweislich über 13.000 männliche Narren zum Laufnarr geschlagen worden. Heutzutage könne ein männlicher Narr, wenn er 18 Jahre alt geworden ist, zum Laufnarren geschlagen werden. Er muss den Narrenschwur leisten und darf sich anschließend mit einem Spruch ins Narrenbuch eintragen. Dann darf er sich mit einer zweizipfligen Narrenkappe mit den Narrenfarben Stockachs schmücken. Terminvereinbarung unter (0 77 71) 802-300.