Großer Unmut regt sich bei den Mitgliedern des Gesamtelternbeirats (GEB) der Kitas in Stockach: Denn ab Herbst dieses Jahres sollen die Kindergartengebühren wieder einmal und diesmal um 8,5 Prozent angehoben werden. Dies hatte der Hauptamtsleiter der Stadt Stockach, Hubert Walk, den Verantwortlichen der Stockacher Kitas und dem GEB Mitte Mai mitgeteilt.

Die Begründung für die Erhöhung sei, dass man wie auch in den Vorjahren, einer Empfehlung der Trägerverbände folge. Dazu zählen beispielsweise Deutscher Städtetag oder das Diakonische Werk. Zeitgleich zu dieser Bekanntgabe hatte der GEB eine Elternumfrage gemacht, an welcher 345 Stockacher Eltern teilnahmen.

Beiträge belasten vielen Eltern

Diese Umfrage ergab, dass 39 Prozent der Befragten die aktuellen Kita-Beiträge zwar als „stemmbar“ bezeichneten, was so viel heiße wie „nicht mehr okay, aber noch nicht belastend“. Allerdings empfanden 19 Prozent der Eltern die Beiträge bereits jetzt schon als belastend, und vier Prozent gaben sogar an, dass die Beiträge kaum noch tragbar seien.

An dieser Stelle stellte der GEB Stockach die Frage in den Raum, ob eine gehaltsabhängige Beitragshöhe eine faire Möglichkeit wäre, um die finanzielle Belastung gerechter zu verteilen. Außerdem wollte er wissen, ob es nicht möglich sei, die Gebühren längerfristig kalkulierbar zu machen, beispielsweise jeweils für einen Zeitraum von drei Jahren, wie es früher gewesen sei.

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GEB-Vorsitzende redet Klartext

Lisa Neubauer, die Vorsitzende des GEB Stockach, äußert gegenüber dem SÜDKURIER ihre Verwunderung darüber, dass die Stadt Stockach die Beitragserhöhung mit der allgemeinen Empfehlung der Trägerverbände begründe. Schließlich sei doch in jeder Kommune die Situation eine andere und so könne durchaus individuell entschieden werden.

In Stockach sei es so, dass es einen großen Erziehermangel gebe, woraus dann wiederum verkürzte Öffnungszeiten in der Kinderbetreuung resultierten, so Neubauer. In vielen Bundesländern gebe es Beitragsfreiheit für die Kinderbetreuung oder starke Zuschüsse. Im Land Baden-Württemberg aber werde per „Gute-Kita-Gesetz“ in die Qualität der Kitas gesteckt.

Doch was sei gute Qualität fragt Neubauer? Sie zeichne sich doch aus durch gute und faire Gehälter und durch einen überdurchschnittlichen Personalschlüssel, nicht durch guten Noten oder tollen Abschluss der Betreuenden. „In manchen Kitas wird es schon kritisch, wenn ein oder zwei Erzieher krank sind. Und man kann das wohl nicht als gute Qualität bezeichnen, wenn Eltern ihr Kind spontan wieder aus der Kita abholen müssen“, beschreibt Neubauer.

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GEB fragt nach Gründen für die Steigerung

„Wir möchten gerne wissen, mit welcher Begründung also die Kita-Gebühren in Stockach erhöht werden sollen“, sagt Alexandra Schwab-Strauß, stellvertretende Vorsitzende im GEB Stockach. Sie meint, dass es auch unbedingt einen „Deckel“ geben sollte, bis zu dem die Beiträge überhaupt erhöht werden können. „Denn schlussendlich könnten die Familien nicht alle Preiserhöhungen in allen Bereichen auffangen“, lautet ein anonymes Eltern-Zitat in der Umfrage des GEB.

Traurig sei, dass es immer noch die Frauen seien, die zurückstecken müssten, so Schwab-Strauß: Wenn das Kind aufgrund zu teurer Beiträge zuhause bleibe, könne die Frau nicht mehr arbeiten gehen. Oder aber sie gehe nur dafür arbeiten, um die hohen Beiträge der Krippe oder Kita stemmen zu können, was auch einige Eltern in der anonymen Umfrage des GEB geantwortet haben. Diese wiesen darauf, dass man einem Kind, das keine Krippe oder Kita besuche, die Sozialisierung mit anderen Kindern nehme.

Doch die Krippenplätze seien knapp, weiß Kim-Vanessa Danger, Beisitzerin im GEB. Sie habe ihre sieben Monate alte Tochter schon 90 Tage vor der Geburt für einen Krippenplatz angemeldet, bis jetzt aber noch keinen Platz erhalten.

GEB argumentiert mit dem Haushaltsplan

„Die Stadt möchte junge Familien in ihren Neubaugebieten, aber die Höhe der Kita-Gebühren ist unverschämt. Wenn eine Stadt attraktiv für junge Familien sein möchte, sollte sie auch etwas dafür tun“, heißt es in einem Eltern-Zitat der GEB-Umfrage, in der auch oft angesprochen wird, dass eine Beitragserhöhung trotz des Personalmangels nicht gerechtfertigt sei. Dabei könne man im Haushaltsplan 2023 der Stadt Stockach nachlesen, dass die Stadt im Jahr 2022 eine „gute Liquiditätslage“ gehabt habe, zitiert Lisa Neubauer.

Aber dennoch sei in Stockach nicht genug Geld übrig für gute Kinderbetreuung, beklagen die Mitglieder des GEB. Sie sind eigentlich der Meinung, dass es eigentlich angemessen wäre über eine Rückerstattung für nicht erbrachte Leistungen oder starke Einschränkungen nachzudenken statt Beiträge zu erhöhen. Denn während der Schließzeiten aufgrund der Corona-Pandemie und auch jetzt aufgrund des Personalmangels seien Eltern stets mit erheblichem Stress konfrontiert. Sie müssten organisatorische, finanzielle und psychische Einschränkungen hinnehmen. Und dies sollte seitens der Kommune berücksichtigt werden.

Aufruf zum Gemeinderatsbesuch

In der kommenden öffentlichen Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 21. Juni, um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathaus Stockach wird der Rat über die Gebührenerhöhung für Kitas entscheiden. Der Gesamtelternbeirat Kita Stockach hofft auf die rege Teilnahme der Stockacher Eltern: „Wir möchten ein Zeichen setzen und hoffen, dass diese Gebührenerhöhung nicht kommt“, sagt die GEB-Vorsitzende Lisa Neubauer. „Eine faire und transparente Gestaltung der Beiträge ist entscheidend, um die finanzielle Belastung für Eltern zu reduzieren und die Chancengleichheit für Kinder zu fördern.“

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