In der bundesweiten öffentlichen Wahrnehmung mag das Amtsgericht in Stockach nur die zweite Geige spielen, machte Christoph Reichert, Präsident des Landgerichts Konstanz, mit einem scherzhaften Vergleich zum Stockacher Narrengericht und dessen prominenten Beklagten deutlich. Doch auch wenn das kleine Amtsgericht nicht im Rampenlicht steht, erfüllt es eine wichtige Rolle. Das wurde bei der offiziellen Amtsübergabe zwischen dem ehemaligen Amtsgerichtsdirektor Axel Beck und seinem Nachfolger Tobias Emberger deutlich.
Denn für die meisten Menschen sei das Amtsgericht der erste und einzige Kontaktpunkt mit der Justiz. „Deshalb steht auch immer der Mensch im Zentrum unseres Handelns. Die Amtsgerichte schützen die Rechte, schlichten Streits und sorgen für Recht und Ordnung“, so Reichert. Und gerade in so einem kleinen Gericht hänge viel vom Direktor ab. „Er ist das Gesicht der Justiz vor Ort“, sagte Reichert. Stockach sieht er mit Tobias Emberger für die Zukunft als gut aufgestellt an.
Der Neue bringt viel Erfahrung mit
Emberger, der gebürtig aus Schwäbisch Gmünd stammt, habe in Konstanz Jura studiert und sein Referendariat absolviert. Als Strafrichter in Singen sei er als unkompliziert, bescheiden und freundlich beschrieben worden. Zwischenzeitlich war Emberger an die Uni Konstanz abgeordnet, wo er verschiedene Lehr- und Prüfungsaufgaben wahrgenommen hat. 2012 habe er sogar den Lehrpreis der Studierenden erhalten, berichtet Reichert. Sein drittes Staatsexamen absolvierte Emberger beim Oberlandesgericht Karlsruhe, wo er dem Zivilsenat in Freiburg zugewiesen wurde.
„Er ist fachlich auf vielen Feldern versiert, kommunikativ, humorvoll und einfühlsam“, betonte Reichert mit Blick auf den neuen Stockacher Amtsgerichtsdirektor. Deshalb könne er zwar verstehen, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gerichts ihrem alten Chef, Axel Beck, manch eine Träne nachgeweint hätten. Er freue sich nun sie mit einem glücklichen Gesicht wegen ihres neuen Chefs anzutreffen.
Axel Beck hatte das Stockacher Amtsgericht 18 Jahre lang geleitet. „Er ist direkt und sagt, was er denkt, ohne dabei andere zu verletzen“, erklärte Reichert und betonte dabei auch: „Seine Fähigkeiten hätten ihm durchaus höhere Ämter in der Justiz ermöglicht. Trotzdem ist er dem Amtsgericht Stockach treu geblieben.“
Insgesamt war Beck über 33 Jahre an Amtsgerichten tätig. Zunächst in Überlingen, später in Stockach. Hier habe er sich das Motto „Z‘ Stocke bliebt mer hocke“ zu eigen gemacht, scherzte Beck in seiner Ansprache. Er erinnere sich an die 18 Jahre mit dem Team des Stockacher Amtsgerichts als eine Zeit, in der viel geleistet, aber auch viel gelacht wurde.
Hochzeit, Renovierung, Brand
Die drei größten Erlebnisse in dieser Zeit waren für ihn das Kennenlernen mit seiner späteren Frau auf den Fluren des Stockacher Amtsgerichts, die umfassende Sanierung des Gebäudes im Jahr 2012 und der Kellerbrand im Jahr 2023. Seit viereinhalb Monaten ist er nun im Ruhestand. „Mir geht es trotzdem gut“, sagte Beck lachend. Mit einem beruflichen Bedeutungsverlust hadere er nicht, zumal seither seine Bedeutung im heimischen Haushalt zugenommen habe. Seinem Nachfolger Tobias Emberger wünsche er eine glückliche Hand.
Emberger selbst habe sich über den Neuanfang gefreut. „Es ist eine große Verantwortung, die ich mit großem Engagement annehme“, betonte er. Von Anfang an habe er sich im Stockacher Amtsgericht wohlgefühlt. Und das, obwohl der August ein echter Umbruch für das Team gewesen sei. Schließlich sei nicht nur er neu nach Stockach gekommen, sondern auch Richterin Melina Michalski. Doch beide seien sehr freundlich aufgenommen worden, erinnert er sich.
Bürgernaher Kontakt steht im Mittelpunkt
Emberger nutzte seine Ansprache, um die Bedeutung der Amtsgerichte nochmals hervorzuheben. „Man glaubt manchmal selber nicht, wie viel man für die Menschen hier erreichen kann“, so Emberger. Er wolle den Kontakt, den die Menschen mit dem Amtsgericht haben, möglichst transparent und bürgernah gestalten, betont er.
Glückwünsche gab es von Stockachs Bürgermeisterin Susen Katter. Sie wies darauf hin, dass ein funktionierender Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeit sei. Vor diesem Hintergrund freue sie sich, dass das Stockacher Amtsgericht für die Zukunft gut aufgestellt sei. „Die großen Fußstapfen, die Axel Beck hinterlässt, wird Tobias Emberger sicherlich gut ausfüllen“, so Katter.
Ein Dankeschön für die gute Zusammenarbeit mit den Anwälten sprach Rolf Brauer, der Vorsitzende des Anwaltsvereins, gegenüber Axel Beck aus. Dieser habe sich in den 18 Jahren „einen hohen Respekt bei uns Anwälten erarbeitet“, betonte Brauer. Die Verhandlungen mit Beck hätten nie lange gedauert und er sei für seine sachlichen und überzeugenden Entscheidungen bekannt gewesen.