Tradition. Kult. Ein Muss. Seit ich ein kleines Mädchen war, ein Hühnchen ohne Federn, um in Film-Zitaten zu sprechen, kenne ich „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Der Film ist zehn Jahre älter als ich und ich kann mich zwar nicht daran erinnern, wann ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, aber ich weiß, dass es bisher unzählige Male waren. Ganz zu schweigen davon, dass er auch künftig jedes Jahr mehrfach laufen wird. Und nicht nur in der Weihnachtszeit.

Was in den Supermärkten die Lebkuchen im Sommer sind, sind in den sozialen Netzwerken die Fragen nach den Weihnachtssendeterminen des deutsch-tschechischen Märchen-Kultfilms. Viele fiebern darauf hin und sehen ihn bei jeder Gelegenheit im Fernsehen an – ich gehöre zu den Blu-Ray-Besitzern. Auch wenn der Film in einer Winterlandschaft spielt, schaue ich ihn auch mal im Sommer an, falls ich Lust darauf habe. Vielleicht sogar mit ersten Lebkuchen.

Warum der Film besonders ist

Der Film einfach so anders. Disneys Cinderella ist zwar nett, aber kann gegen Aschenbrödel einpacken. Aschenbrödel reitet, schießt mit der Armbrust, sagt dem Prinzen ihre Meinung und legt sich bei Bedarf auch mit der Stiefmutter an. Sie ist frech und kann so einiges. Eine starke Frauenfigur, der zwar ein bisschen Zauberei zur Hilfe kommt, aber die sich behaupten kann und den Prinz sogar erst ein Rätsel lösen lässt, ehe sie seinen Antrag annimmt.

Das Ja wäre eigentlich schon auf dem Ball möglich gewesen, aber sie stellt ihm erst das Rätsel, das vermutlich eines der berühmtesten der Filmgeschichte ist: „Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppen zum Ball – aber eine Prinzessin ist es nicht.“

Das könnte Sie auch interessieren

Der Prinz, dem sie bereits mit beschmutzten Wangen und dann als Jäger verkleidet begegnet ist, zeigt sich ratlos. Als sie davon rennt, verliert sie auf der Treppe den Schuh. Nach ein bisschen Drama durch Stiefmutter und Stiefschwester Dora gibt es natürlich das glückliche Ende: In der dritten zauberhaften Haselnuss ist ein Brautkleid und der Prinz kann das Rätsel lösen.

Und wenn sie nicht gestorben sind… dann jammert der Hofmarschall heute immer noch: „Aber Hoheit, was ist mit der Geschichtsstunde?!“ Eule Rosalie sitzt noch in einer Scheune, Katze Mohrle wartet auf Milch, Hund Kasperle tollt durch den Schnee und Pferd Nikolaus ist für einen Ausritt bereit.

Hans Kuony hätte sicher Ratschläge gehabt

Wer in Stockach wohnt, fragt sich vielleicht, ob der Hofnarr mit der markanten Kappe etwas mit dem Stockacher Erznarren Hans Kuony zu tun haben könnte. Tja, wäre das Märchen hier geschrieben worden, hätte sich der Hofnarr des Königs vielleicht eingemischt und dem Prinzen, der eigentlich erst gar keine Braut wollte, ein paar Ratschläge gegeben. Wie das wohl ausgegangen wäre? Vorschläge gerne per E-Mail an ramona.loeffler@suedkurier.de.