Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Die Lebenserwartung in Deutschland wächst immer weiter, schreibt das Statistische Bundesamt auf seiner Internetseite. Doch damit geht einher, dass es auch immer mehr pflegebedürftige Menschen gibt und mehr Plätze in Pflegeheimen gebraucht werden. Gleich zwei Neubauprojekte für Pflegeeinrichtungen sollten in Stockach Abhilfe schaffen, doch in jüngster Zeit ist es um beide Projekte ruhig geworden.
Auch Bürgermeisterin Susen Katter sieht einen großen Bedarf in diesem Bereich, wie sie auf Nachfrage des SÜDKURIER betont. „Der Bedarf an Unterstützung wird in den nächsten Jahren steigen. Genauso wird unsere Gesellschaft immer älter. Umso wichtiger ist es, ein passendes Angebot für genau diese Menschen zu schaffen“, so Katter.
Pflegeheim im Baugebiet Kapellenäcker sollte schon fertig sein
Ein wesentliches Projekt, um die Versorgung der pflegebedürftigen Stockacher auch in Zukunft sicherzustellen, sollte der Neubau eines Pflegeheims im Baugebiet Kapellenäcker sein. Dieses sollte das alte Pflegeheim am Osterholz ersetzen. Doch wie der Blick in das SÜDKURIER-Archiv zeigt, ist aus einer geplanten Fertigstellung des Heims bis zum Sommer 2024 nichts geworden.

Dennoch zeigt sich die Bürgermeisterin optimistisch: „Ich bin zuversichtlich, dass im Kapellenäcker eine Pflegeinrichtung oder eine vergleichbare innovative Lösung entstehen wird“, sagt sie. Ein wesentliches Hindernis sei eine Widerspruchsklage gegen die Pläne des Pflegeheim-Betreibers Korian gewesen. „Hier kann man jedoch erfreulicherweise mitteilen, dass eine Einigung gefunden wurde“, berichtet Katter.

Gespräche über Neubau laufen wieder
Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen seine Planungen für Stockach gestoppt. Doch seit Sommer des vergangenen Jahres habe die Stadtverwaltung unter anderem regelmäßig Gespräche mit Korian geführt. Hierzu seien auch Überlegungen angestellt worden, ob der Ersatzneubau durch Korian doch noch realisiert werden kann, macht Katter nun gegenüber dem SÜDKURIER deutlich.
„Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass die Stadt im Sommer konkrete Ergebnisse präsentieren kann. Wir als Stadt haben sehr gute und konstruktive Gespräche führen können. Nun müssen noch entsprechende Diskussionen und Entscheidungen im Gemeinderat geführt und getroffen werden“, erklärt die Bürgermeisterin.
Ob das neue Pflegeheim, in dem gemäß den ursprünglichen Planungen rund 130 Plätze entstehen sollten, am Ende jetzt doch noch mit Korian oder einem anderen Betreiber gebaut werden wird, dazu will sich die Bürgermeisterin bisher nicht äußern. Tanja Kurz, Pressesprecherin von Korian, bestätigt indes auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass das Unternehmen weiterhin Gespräche mit der Stadt führe.
Die Bürgermeisterin verweist im Kontext der Verzögerungen bei dem Projekt allerdings auf eine allgemein schwierige Situation in der Baubranche. „Die aktuellen hohen Baukosten sind nach wie vor eine der größten Herausforderungen bei der Realisierung von Bauvorhaben, insoweit ist auch die Suche nach einem geeigneten Investor herausfordernd“, erklärt sie mit Blick auf das Pflegeheim im Baugebiet Kapellenäcker.
Klagen über Lutz-Areal
Ein weiteres Neubauprojekt, in dessen Rahmen neue Pflegeplätze in Stockach entstehen sollen, findet sich nur rund 600 Meter Luftlinie entfernt: auf dem ehemaligen Areal der Gärtnerei Lutz beim Dillplatz. Zuletzt ist bei der Stadtverwaltung sogar eine Beschwerde über die verfallenen Gebäude auf dem Grundstück eingegangen. In dem Schreiben, das dem SÜDKURIER vorliegt, beklagt eine Bürgerin, dass die Gebäude aus ihrer Sicht eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. Insbesondere wird in dem Schreiben auf eine befürchtete Brandgefahr verwiesen.

Die Stadt sieht indes keine besondere Gefährdungslage auf dem Grundstück. „Von den Gebäuden selbst geht nach unserer Einschätzung keine Gefahr aus. Dass ein Gewächshaus besonders brandgefährdet sei, ist für die Stadt neu“, erklärt die Bürgermeisterin.
Stadt sieht keinen Anlass für Beschwerde
Aufgrund von Hinweisen der Polizei, Jugendliche würden in das Gebäude des ehemaligen Asia Wok eindringen und sich dort aufhalten, habe der damalige Bürgermeister Rainer Stolz mit dem Vertreter der Eigentümerin vereinbart, dass der städtische Bauhof das Gebäude mit einem Bauzaun einzäunt. Das sei im Juni 2022, also vor rund drei Jahren, gewesen. Sonstige Gebäude seien bisher nicht Gegenstand dieser Regelung. „Nach unserem Kenntnisstand ist dort aktuell nichts passiert, was Anlass für die Beschwerde sein könnte“, sagt Katter.
Pflegeheim-Pläne sind noch aktuell
Sie weist zudem darauf hin, dass sich das Grundstück in privatem Besitz befinde. „Grundsätzlich ist der Eigentümer hierfür verantwortlich, insbesondere in Bezug auf Verkehrssicherungspflichten“, so Katter. Zum genauen Projektstand für das geplante Pflegeheim mit Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss kann die Bürgermeisterin keine Auskunft geben. Sie erklärt jedoch: „Nach unserem Kenntnisstand sind die Pläne noch aktuell. Auch hier hoffen wir als Stadt, dass die Pläne umgesetzt werden.“ Zuletzt wurde im Herbst 2024 im Planungsausschuss über das Projekt gesprochen.