Die früheren Bierkeller am Waldrand im Distrikt Bogental sollen einen neuen Zweck bekommen: Was in der Vergangenheit einmal als Lagerraum diente, wird nun in Fledermaushabitate umgewandelt. Der Gemeinderat Stockach hat der Maßnahme in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt.

Zu diesem Zweck sollen die Keller zunächst von illegal abgelagertem Müll befreit werden. Wie in der Sitzungsvorlage heißt, gibt es dort umfangreiche Altlasten, etwa Metallteile, Holzbalken und Bauschutt, deren Verursacher allerdings unbekannt seien.

Zum Teil haben die Bierkeller zwar Tore, verschlossen sind dennoch einige nicht.
Zum Teil haben die Bierkeller zwar Tore, verschlossen sind dennoch einige nicht. | Bild: Marinovic, Laura

Bei dem Projekt handele es sich um „ein sehr sinnvolles und wertvolles Projekt, weil gerade Winterquartiere für Fledermäuse dünn gesät sind und bei Vorortbesichtigungen bereits einzelne Tiere in den Höhlen vorgefunden werden konnten“, wie es in der Vorlage heißt.

Die Lage am Waldrand und an der Aach sorge für ideale Nahrungsquellen für die Fledermäuse. Zudem werde mit dem Projekt „zukünftigen Schutt- und Unratablagerungen und sonstigen nicht gewollten Nutzungen Dritter entgegengewirkt.“

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Laut dem Schreiben sollen die Keller für die Fledermäuse umgestaltet und vandalismussichere Tore angebracht werden, während gleichzeitig kleine Öffnungen bleiben. Wie die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Konstanz, mit dem die Stadt das Projekt bereits abgeklärt hat, erklärt, sei die Sicherung des Zugangs wichtig – so können Störungen durch Menschen vermieden werden.

Fledermäuse brauchen einen ungestörten Winterschlaf

Das sei notwendig, da die Fledermäuse während ihres Winterschlags darauf angewiesen seien, „mit den im Spätsommer angefressenen Fettpolstern über den Winter zu kommen“. Wachen sie etwa durch Störungen während des Winterschlafs auf, so werde sehr viel Energie verbraucht und das könne die Tiere unter Umständen derart schwächen, dass sie sterben.

Wie aus der Sitzungsvorlage der Stadt Stockach hervorgeht, sollen in den Bierkellern auch geeignete Überwinterungsmöglichkeiten, etwa Fledermauskästen, angebracht werden. Zunächst sollen in diesem Jahr drei der Bierkeller umgestaltet werden, die Stadt Stockach koste das nach vorliegenden Angeboten etwa 35.000 Euro. Im Jahr 2022 könne die Umwandlung weiterer Bierkeller folgen.

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Auf SÜDKURIER-Nachfrage teilte das Landratsamt Konstanz mit, dass es bisher noch keine derartigen Projekte im Landkreis gibt. „In der Vergangenheit wurden jedoch einige Molassehöhlen im Landkreis für Fledermäuse als Winterquartier gesichert“, heißt es von der Unteren Naturschutzbehörde. „Hierbei handelte es sich um Höhlen, die ursprünglich zum Teil als Bierkeller, aber auch anderweitig genutzt wurden. Eine der bekanntesten Molassehöhlen, in welcher Fledermäusen zwischen Oktober und Ostern das ungestörte Überwintern ermöglicht wird, ist die Heidenhöhle.“

Blick in einen Bierkeller: Zum Teil ist darin Schutt abgeladen worden. Hier sollen sich aber die scheuen Tiere bald wohl fühlen. Bilder: ...
Blick in einen Bierkeller: Zum Teil ist darin Schutt abgeladen worden. Hier sollen sich aber die scheuen Tiere bald wohl fühlen. Bilder: Laura Marinovic | Bild: Marinovic, Laura

Die Untere Naturschutzbehörde unterstütze solche Projekte „durch eine erste Beratung und insbesondere durch die Vermittlung an fachkundige Personen“. Bei der Umsetzung des Projekts in Stockach stehe die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg beratend zur Verfügung. Wie es in der Sitzungsvorlage heißt, kann die Stadt mit der Umwandlung der Bierkeller Ökopunkte generieren – laut Landratsamt wird in der Regeln jeder Euro der Maßnahmekosten mit vier Ökopunkten bewertet. Diese Berechnung erfolge auch in Stockach.

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Die Stadträte zeigten sich mit dem Projekt einverstanden. Karl-Hermann Rist (Grüne) lobte die Maßnahme sehr und er hoffe, dass das Konzept gut klappe. Martin Bosch (CDU) mahnte jedoch an, dass die Bierkeller, die in diesem Jahr noch nicht umgewandelt werden sollen, provisorisch verschlossen werden sollten, „damit da niemand verschüttet wird“.

Die Einrichtung von Fledermaushabitaten ist im Übrigen nicht die einzige Maßnahme in diesem Bereich: Der Gemeinderat stimmte zudem der Umwandlung eines großen Acker- und Wiesenstücks in Nachbarschaft der Bierkeller in eine artenreiche Fettwiese, die mit Rindern beweidet werden soll, zu. Auch dieses Projekt sei mit der Unteren Naturschutzbehörde abgeklärt und verursacht überplanmäßige Ausgaben in Höhe von 15.000 Euro.