Es gibt nicht viele Stockacher, die sich ihr ganzes Leben lang so für ihre Mitmenschen engagiert haben wie Hubert Kunicki. Der ehemalige Stadtrat und begeisterte Fasnachter ist im Alter von 88 Jahren verstorben.

Der gebürtige Stockacher hat viel bewegt und war zum Beispiel maßgeblich an der Entstehung des Brunnens der Gemeinsamkeit auf dem Gustav-Hammer-Platz beteiligt. Davon hatte erst im August noch für die SÜDKURIER-Serie ‚Gedächtnis der Region‘ erzählt.

Sohn Karl-Heinz Kunicki erklärt, sein Vater sei eine sehr öffentliche Person gewesen. Er habe sich für viele Dinge, die man in die Stadt bewegen habe können, eingesetzt. Er sei zum Beispiel auch im Kuratorium der VHS gewesen. „Er war sehr kreativ und engagiert. Er hat immer irgendein Projekt vorangetrieben“, so Karl-Heinz Kunicki.

Hubert Kunicki im Sommer 2018
Hubert Kunicki im Sommer 2018 | Bild: Löffler, Ramona

Kunicki war gelernter Schuhmacher

Hubert Kunicki wuchs in der Stockacher Oberstadt in der Färbergasse, auch Hintergasse genannt, auf. Sein Sohn Karl-Heinz Kunicki erzählt, sein Vater habe bei dessen Vater das Schuhmacherhandwerk erlernt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sie in der Färbergasse Schuhe hergestellt. Hubert Kunicki, der zwei Söhne und ein Enkelkind hat, habe dann in den 60er-Jahren gemeinsam mit seiner Frau einen Schuhhandel eröffnet.

Im Jahr 1980 sei das Geschäft in die Kaufhausstraße umgezogen. Heute befindet sich in den Räumen die Geschäftsstelle der Malteser.

Unzählige Bühnenauftritte und Mitglied des Narrengerichts

Das Stockacher Narrengericht ehrt Kunicki in einem Nachruf: „Die Stockacher Narren trauen um Hubert Kunicki. Jahrzehntelang hatte er die Stockacher Fasnacht mit seinen Bühnenauftritten und der Leitung der Bunten Abende maßgeblich geprägt.“

Hubert Kunicki im Jahr 1990 bei einem Bunten Abend.
Hubert Kunicki im Jahr 1990 bei einem Bunten Abend. | Bild: Archiv Narrengericht

Die närrische Karriere von Kunicki habe bei der Hänselegruppe begonnen, ehe er 1966 ins Narrengericht berufen worden sei und diesem 28 Jahre lang angehört habe. „In dieser Zeit war er vor allem für seine zahllosen Bühnenauftritte bekannt“, so das Narrengericht. „Unvergessen sind bei den Stockacher Narren seine Auftritte als Kellermeister, aber auch zusammen mit seiner Frau trat er immer wieder auf.“

Kunicki hat laut Narrengericht über viele Jahre die Gesamtverantwortung für die Idee, das Konzept und das Programm der Bunten Abende getragen: „Besonders wichtig waren ihm die musikalischen Auftritte, unvergesslich auch seine Auftritte mit der singenden Säge.“

Hubert Kunicki (rechts) und seine singende Säge im Januar 2017, begleitet von Manfred Kehlert am Klavier, bei der Verleihung des ...
Hubert Kunicki (rechts) und seine singende Säge im Januar 2017, begleitet von Manfred Kehlert am Klavier, bei der Verleihung des Alefanzordens auf Schloss Langenstein. | Bild: Siegfried Kempter

Der erste Träger des Alefanzordens aus Stockach

Kunickis närrisches Talent sei auch außerhalb von Stockach honoriert worden. Er habe im Jahr 1986 als erster Stockacher den Alefanzorden erhalten. Und nach seinem Ausscheiden sei er der Stockacher Fasnacht als Altgerichtsnarr weiterhin sehr verbunden geblieben.

„Besonders die Seniorenarbeit lag ihm am Herzen. So besuchte er bis ins hohe Alter alljährlich an Fasnacht die Senioren des evangelischen Altersheims. Hier trug er seine Liedgut-Schätze immer wieder vor“, würdigt das Narrengericht. Zudem habe Kunicki die Fasnachtsausstellung im Stadtmuseum im vergangenen Jahr unterstützt.

Die Narren vermissen Kunicki: „Mit ihm verlieren die Stockacher Narren einen ganz großen närrischen Erfahrungsschatz und ein unvergessliches närrisch-musikalisches Talent.“

Fasnacht und Narrengericht hätten seinem Vater sehr am Herzen gelegen, sagt auch Karl-Heinz Kunicki. „Er war mächtig stolz darauf, als erster Stockacher den Alefanzorden bekommen zu haben.“

Zwölf Jahre im Gemeinderat

Der 88-Jährige saß von 1968 bis 1980 für die CDU im Stockacher Gemeinderat, also zwölf Jahre im Dienste der Allgemeinheit.

In Gesprächen mit dem SÜDKURIER berichtete er über die Jahre immer wieder aus seinen Erinnerungen über bedeutende Stadtentwicklungen wie zum Beispiel als das Landratsamt des früheren Landkreises Stockach zum heutigen Rathaus geworden ist.

Einweihungsfeier für den Brunnen der Gemeinsamkeit im Juni 2000: Bürgermeister Rainer Stolz und Hubert Kunicki mit der Urkunde
Einweihungsfeier für den Brunnen der Gemeinsamkeit im Juni 2000: Bürgermeister Rainer Stolz und Hubert Kunicki mit der Urkunde | Bild: SK-Archiv

Ein großes Herz für die Musik

Karl-Heinz Kunicki erzählt, dass sein Vater auch ein begeisterter Geigenspieler gewesen sei: „Er hat sich als Lehrbub den Unterricht vom Lehrgeld abgespart.“

Sein Vater habe das Kammerorchester mitgegründet – es sei eine seiner größten Leidenschaften gewesen.

Ohne ihn gäbe es den Brunnen der Gemeinsamkeit nicht

In den 90er-Jahren war Kunicki der Ideengeber für den Brunnen der Gemeinsamkeit, für den er gemeinsam mit Gleichgesinnten einen Verein gegründet hat. Der Brunnen konnte schließlich im Juni 2000 eingeweiht werden und erfreut noch heute die Passanten.

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