Obwohl er im dunklen Anzug in die Gemeinderatssitzung kam, hatte Jürgen Fürst, Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, keinen Grund zur Traurigkeit. Er berichtete über den Jahresabschluss 2020 und einzelne Projekte. Nach seiner ausführlichen Darstellung wurde der Aufsichtsrat einstimmig entlastet.
Die wichtigsten Themen für die Stadtwerke waren die Konzessionsübernahme des Stromnetzes in den Ortsteilen zum 1. Januar 2020, die Erhöhung der Beteiligungsquote bei der Bodensee-Wasserversorgung, der Beschluss zur Beteiligung an der Projektierung von Windkraftanlagen bei Tengen sowie der Beschluss zum Kauf der Breitbandinfrastruktur der Stadt Stockach zum 1. Januar 2021.
Stadtwerke kommen krisengeplagten Kunden entgegen
Fürst sagte, man habe den Kunden ein Zahlungsmoratorium eingeräumt, wenn sie aufgrund der Corona-Pandemie in finanziellen Nöten waren. Sie konnten die Kosten für Gas, Wasser und Strom stunden lassen. Die Stockacher hätten aber von dieser Möglichkeit wenig Gebrauch gemacht.
Er ergänzte: „Wir haben auch Abschlagsänderungen vorgenommen, um die Leute durchzubringen.“ Auch hätten die Stadtwerke die Senkung der Mehrwertsteuer auf das ganze Jahr ausgedehnt, damit die Bürger davon profitieren konnten.
Bäder verursachten weniger Kosten
Im Hallen- und im Freibad seien wegen Corona-bedingt weniger Öffnungszeiten und infolge von Kurzarbeit weniger Kosten als im Vorjahr angefallen. Im Parkhaus am Hägerweg sorgten weniger Besucher während des Lockdowns und Aufzugsreparaturen für schlechtere Zahlen als in 2019.
Das Nahwärmeprojekt am Stadtgarten betreffe vorwiegend das Krankenhaus, drei Mehrfamilienhäuser, das Notariat, das Amtsgericht, die Grundschule und das Ärztehaus. Es sei schwer gewesen, alle Beteiligten zusammenzukriegen, so Jürgen Fürst. „Auf den Winter wird es etwas knapp, aber spätestens im Frühjahr wird die Heizzentrale in Betrieb sein.“
Komplimente aus Reihen des Gemeinderats
Wolf-Dieter Karle (FWV) betonte, er sei froh, nach dem Krankenhaus auch mit den Stadtwerken eine hervorragend geführte Einrichtung zu haben. Seine dringende Frage an Jürgen Fürst lautete: „Wann kann das Hallenbad nach der Sanierung öffnen? Schulen und Vereine konnten seit 15 Monaten nicht im Bad sein, dabei ist es eine wichtige Aufgabe, Nichtschwimmer zum Schwimmen zu führen.“
Der Geschäftsführer erklärte, man stehe in den Startlöchern. „Alles steht und fällt mit den Inzidenzen und Vorgaben.“ Und: „Wir gehen davon aus, dass wir öffnen können, wenn die Zahlen so bleiben.“ Die Sanierung sei ein ganz schwieriges Thema, die Stadt sei nicht allein Herr des Verfahrens, der Fördergeber überwache diese Maßnahme.
„Wir sind wirklich weit, aber das Hallenbad wird öffnen, ohne dass viel passiert ist. Wir haben alles Menschenmögliche getan. Wenn Stadt und Stadtwerke verantwortlich wären, wäre mehr passiert“, so Fürst. Es sei schwierig, wenn drei übergeordnete Stellen mitredeten und lange für Entscheidungen brauchten.
Jürgen Kragler (CDU) erkundigte sich nach dem Thema Windkraft. Fürst erklärte, man habe die Ziele nur marginal verfehlt. Auf die zweite Frage Kraglers, was beim Breitbandausbau geplant sei, sagte Fürst: „Wir investieren jährlich 180.000 Euro. Wir tun wirklich alles, um den Breitbandausbau voranzubringen. 97 Prozent der Haushalte sind mit mindestens 50 Mbit versorgt.“
Der Gemeinderat nahm den Jahresabschluss 2020 zur Kenntnis und ermächtigte Bürgermeister Rainer Stolz, in der Gesellschaftsversammlung der Stadtwerke Stockach dafür zu stimmen, dass der Überschuss in Höhe von knapp 1,19 Millionen Euro wie folgt aufgeteilt wird: Ausschüttung von rund 170.900 Euro an die Stadt Stockach und Einstellung von 599.200 Euro in die Gewinnrücklage. An die EnBW werden knapp 216.450 Euro ausgeschüttet, 200.800 Euro gehen in die Gewinnrücklage.
Rainer Stolz sagte anerkennend: „Rückstellungen kann nur der machen, der sie verdient hat. Alle Mitarbeiter haben erneut außergewöhnlich toll gearbeitet.“