Wie sehen die Geschäftsleute der Innenstadt deren Stärken und Schwächen? Um diese Frage drehte sich ein Abend im Rahmen der vom Land geförderten Innenstadtberatung in Stockach. Eine Bürgerbefragung läuft bereits, nun trafen sich 20 Händler, städtische Mitarbeiter und Azubis, um zu sammeln, was gut läuft und was verbessert werden muss. Dabei sollte es eigentlich noch nicht um Ideen gehen, aber diese sprudelten direkt an den Themen-Tischen, zwischen denen die Teilnehmer alle 15 Minuten wechselten. Innenstadtberaterin Victoria Arens von der IHK gab den Anwesenden dazu Aufgaben und Leitlinien: „Heute ist Ihre Perspektive gefragt.“
Was es gibt, ist noch nicht bekannt genug
An einem Themen-Tisch ging es um die Aufenthaltsqualität, an einem anderen um die Erreichbarkeit der Stadt, am dritten Tisch standen die Erlebnismöglichkeiten im Mittelpunkt und am vierten Tisch waren es Marketing und Service. Neben der Identifizierung von Stärken und Schwächen war ein Aspekt auch, ob die guten Dinge und Alleinstellungsmerkmale schon bekannt genug sind oder gut genug kommuniziert werden.
Das Ergebnis war keine Überraschung: Nein, vieles ist nicht bekannt genug. Vor allem bei den Azubis zeigte sich das, da diese von manchen Dingen noch nichts gehört hatten.

Zu wenig Sitzmöglichkeiten und Schatten
Beim Thema Aufenthaltsqualität waren sich die Teilnehmen direkt einig, was Besucherfrequenz in die Stadt bringt: vor allem das Kulturzentrum mit der Stadtbücherei und auch die Musikschule. Allerdings sahen alle auch dasselbe Problem: Zu wenig Sitzmöglichkeiten in der Innenstadt und Orte zur Begegnung fehlen.
Vom Parkhaus aus fehlt ein Leitsystem, also eine Beschilderung, wo was zu finden ist. Schattenplätze und Fassadenbegrünung fehlen ebenfalls, notierten die Teilnehmer. Auch gastronomisch vermissen alle ein unkompliziertes Lokal, in das man abends essen gehen und sich treffen könnte. Zudem bräuchte es mehr Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt.
Lob gab es für den Stadtgarten und die schönen Bepflanzungen in der Stadt. Dass im Stadtgarten die Grünflächen betreten und genutzt werden dürfen, solle deutlicher gemacht werden, hieß es. Tanja Ferrari, die neue Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung, notierte die Punkte, wobei die Tische auch komplett mit Papier bespannt waren, so dass jeder mit bereitliegenden Stiften auch selbst Stichworte aufschreiben konnte, die Victoria Arens auswerten wird.
Beim ÖPNV ist Luft nach oben
Kämmerer Sebastian Scholze sammelte mit den Teilnehmern alles rund um die Erreichbarkeit. Mit dem Seehäsle klappt es zwar gut, aber freitags und samstags sollte es abends länger fahren, war ein Ergebnis. Beim Bus seien manche Ortsteile schlecht angebunden. Sehr positiv fiel jedoch das günstige und teilweise kostenlose Parken in der Stadt auf.
Am Tisch zu „Marketing und Service“ bei Wirtschaftsförderin Regina Schlecker kamen die Teilnehmer schnell zu der Erkenntnis, wie viel Verbesserungsbedarf besteht. Zwar sei eine Stockacher Stärke, dass es so viele inhabergeführte Geschäfte gebe, doch denen fehle die Einheit. Gute Aktionen würden oft untergehen – da fehle eine Kommunikationsstrategie oder so etwas wie eine Monatsübersicht, damit man sehen könnte, wer was macht. Denn regelmäßige Veranstaltungen an Donnerstagen im Mahlwerk oder im Wundervoll seien kaum bekannt.
Öffnungszeiten sind zu unterschiedlich
Zudem müssten die Stockacher Geschäfte und das günstige Parken bekannter gemacht werden. Als Idee kam bereits das Stichwort Kernöffnungszeiten auf. Damit ist gemeint, dass es bestimmte Tage geben könnte, an denen alle geöffnet haben und niemand beim ein oder anderen Geschäft vor verschlossenen Türen steht. Momentan hat jedes Geschäft andere Öffnungszeiten oder sogar Schließtage.
Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier sprach an ihrem Tisch mit den Anwesenden über Erlebnisse. An Stärken der Stadt landeten dabei die vielen Feste oder auch die beliebten Störche Hans und Nelli auf der Liste. Die Teilnehmer nannten jedoch auch vieles, das ihnen fehlt und auch an den anderen Tischen genannt wurde: Der Krämermarkt hat zu wenig Stände, Trinkwasser-Brunnen fehlen, zu wenig Sitzgelegenheiten, der Wunsch nach einem guten Gasthaus und vieles mehr. Kurz: Erlebnisse im Alltag fehlen, die in die Stadt ziehen.
Bei der Veranstaltung sammelte Victoria Arens auch, wo die Lieblingsorte der Teilnehmer sind. Vor allem die jüngere Generation brachte die Runde zum Schmunzeln, als das Fitnessstudio oder das eigene Bett zuhause als Antworten kamen. Insgesamt hatten die Hauptstraße mit ihren historischen Gebäuden, das Osterholz, die Nellenburg und der Stadtgarten die Nase vorne.
Im Rahmen der Innenstadtberatung stehen in den kommenden Monaten weitere Veranstaltungen an. Am Ende gibt es dann die Präsentation der Ergebnisse im Gemeinderat.