Es ist eine Vorstellung, die manch einem in diesem Winter Sorgen bereitet: Was passiert, wenn das Gas trotz voller Speicher nicht ausreicht oder die Stromversorgung zusammenbricht? Dass in dieser Hinsicht der schlimmste Fall eintritt, ist laut vielen Experten sehr unwahrscheinlich. Trotzdem hat die Stadtverwaltung Stockach bereits im Sommer damit begonnen einen Krisenstab für eine solche Notlage aufzustellen.
Nun wurden die Pläne für den Ernstfall erstmals öffentlich vorgestellt. Ordnungsamtsleiter Carsten Tilsner erläuterte den Mitgliedern des Gemeinderats was passiert, wenn es in Stockach eine Notlage im Hinblick auf die Strom- oder Gasversorgung geben sollte.
„Im Augenblick sieht es ganz gut aus“, sagt Tilsner im Hinblick auf die vollen Gasspeicher in Deutschland. „Aber die Versorgungslage hängt entscheidend davon ab, wie der Winter wird“, gibt er zu bedenken. Ein totaler Blackout, also ein flächendeckender Stromausfall, sei unwahrscheinlich, jedoch könne es durchaus vorkommen, dass es zu Stromausfällen in einzelnen Straßenzügen komme.
Anschläge sind Mahnung zur Vorsicht
Auch die Anschläge auf die Gaspipelines in der Nordsee haben für Tilsner deutlich gemacht, dass es sinnvoll ist, auf den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein. Die Stadt wird deshalb im Falle einer entsprechenden Notlage einen Notfalltreffpunkt in der Jahnhalle und dem angrenzenden Schulzentrum einrichten.

Die dortigen Gebäude können mittels einer Pelletheizung unabhängig von der Gasversorgung warm gehalten werden. Die Stromversorgung werden die Stadtwerke mit einem großen Notstromaggregat sicherstellen. „Wir können hier allerdings kein Hotel bieten. Es geht nur um eine Anlaufstelle für Bürger in Not“, macht Tilsner deutlich.
Dort soll etwa medizinische erste Hilfe geleistet werden, zudem wird es für Bürger, deren Wohnungen über längere Zeit kalt bleiben, die Möglichkeit geben sich aufzuwärmen. Auch eine psychologische Betreuung soll vor Ort geboten werden, genauso wie die Möglichkeit, Handys oder Laptops aufzuladen.
Wer im Notfallzentrum Übernachten darf
Wer besonders in Not ist, etwa, weil er auf medizinische Geräte angewiesen ist, die Strom brauchen, darf im Notfallzentrum übernachten. „Zusammen mit den Sozialstationen sind wir gerade dabei, den Bedarf hierfür zu ermitteln“, berichtet Tilsner.
Das Krankenhaus verfügt über eine eigene Notstromversorgung und wird ebenfalls mit Holzpellets beheizt. Hier dürfte es also auch im Notfall keine Probleme geben. Aktuell sei Tilsner noch in Gesprächen mit Hausärzten und Apotheken, um zu ermitteln, wie die medizinische Versorgung in der Breite sichergestellt werden kann. Einer der Hausärzte habe bereits berichtet, dass er über ein eigenes Notstromaggregat verfüge.
Auch die Wasserversorgung braucht Strom
Ein weiterer Punkt, der im Ernstfall bedacht werden muss, ist die Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung. „Beim Wasser haben wir kein größeres Problem“, führt Tilsner aus. Die Hochbehälter haben eine Pufferkapazität von etwa 24 Stunden. Von dort aus fließt das Wasser allein durch die Schwerkraft zu den Endverbrauchern.

Um die Hochbehälter zu füllen, sind allerdings elektrische Pumpen im Einsatz. „Die Stadtwerke würden dann mit einem kleineren Notstromaggregat die einzelnen Hochbehälter abfahren, um sie wieder auffüllen zu können“, erklärt Tilsner. Aktuell sei man dabei den Bedarf an Treibstoff für die Notstromaggregate zu ermitteln, um einen entsprechenden Vorrat anzulegen.
Schwieriger sieht es bei der Lebensmittelversorgung aus. Hier sei man in Gesprächen mit den großen örtlichen Märkten. Bezahlen mit Karte ist in jedem Fall ohne Strom nicht mehr möglich. Geld abheben am Automaten auch nicht. Deshalb könne es Sinn machen, eine gewisse Menge Bargeld zuhause zu haben.
Bürger sollten vorbereitet sein
Bürgermeister Rainer Stolz appelliert in diesem Zusammenhang auch an die Eigenverantwortung der Bürger. „Man sollte sich grundsätzlich darüber Gedanken machen, was man unbedingt braucht, und wie man das am besten bevorraten kann.“ Die Stadtverwaltung werde das Möglichste tun, um den Bürgern in einer Notsituation Linderung zu verschaffen, „aber wir können eben nur Notfälle abfedern“, so Stolz.
Auch Tilsner betont, dass man den Bürgern kein Rundum-Sorglos-Paket bieten könne. Trotzdem werde die Stadt auch eine gewisse Menge an haltbaren Lebensmitteln bevorraten, zumindest für die Zahl an Menschen, die dauerhaft im Wärmezentrum einquartiert werden müssen.