Wer auf der B33 nach Konstanz an Allensbach und Hegne vorbei fährt kennt die traurigen Bilder der Mondlandschaft einer ruhenden Straßenbaustelle. Wegen dem schwierigen Baugrund verzögern sich dort die Planungen für den Tunnel bei Hegne. Für Autofahrer und Anwohner eine unbefriedigende Situation.

Zuletzt kritisierte sogar der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann das Regierungspräsidium Freiburg, das für die Baustelle zuständig ist, für den schleppenden Fortgang der Planungen. Doch die B33 ist nicht das einzige Projekt bei dem es klemmt. Denn auch in Stockach hängt ein wichtiges Verkehrsprojekt in der Warteschleife.

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Abgeordnete überzeugen sich von der Lage in Stockach

Ein Besuch der FDP-Bundestagsabgeordneten Ann-Veruschka Jurisch zusammen mit ihrem Parteifreund Christian Jung, der verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Baden-Württembergischen Landtag ist, machte deutlich, dass die Lage in Stockach ähnlich ist wie an der B33. Denn hier kommen die Planungen der Westumfahrung seit Jahren nicht weiter voran. „Ich sehe hier einen klaren Parallelfall zur B33 bei Hegne“, betont Jurisch.

Bei Hegne erstreckt sich neben der provisorischen Fahrbahn für die B33 eine Kraterlandschaft. Auf der Straßenbaustelle ruhen die ...
Bei Hegne erstreckt sich neben der provisorischen Fahrbahn für die B33 eine Kraterlandschaft. Auf der Straßenbaustelle ruhen die Arbeiten, weil die Planung stockt. Das Archivbild wurde im September 2023 aufgenommen. | Bild: Steinert, Kerstin

Für die beiden Politiker, die sich vor Ort ein Bild von der Lage machen wollten, liegt das Problem auf der Hand. „In Stockach gibt es zu viel Verkehr. Das ist ein Problem“, betont Jung. Er ärgert sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER darüber, dass die Planungen einfach nicht voran gehen, obwohl der Stockacher Westumfahrung eine hohe Priorität im Bundesverkehrswegeplan zukomme.

„Das Problem ist, dass man das Thema Verkehrs- und Bevölkerungsentwicklung in der Bodenseeregion seit der Wiedervereinigung stark vernachlässigt hat“, sagt Jung. Seiner Einschätzung nach wird die Region auch in Zukunft auf Lastwagenverkehr angewiesen sein.

Strecke hätte große wirtschaftliche Bedeutung

„Aber ein Lastwagen müsste auf dem Weg von Stuttgart nach Friedrichshafen nach meinem Verständnis eigentlich nicht durch die Stockacher Innenstadt fahren. Da fehlt einfach eine ganzheitliche Strategie“, betont Jung.

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Weniger Auto- und Lastwagenverkehr zu fordern sei zwar schön und gut, jedoch müsse man dabei auch schlicht und einfach die Bevölkerungsentwicklung im Blick haben. Er rechnet vor diesem Hintergrund sogar mit einer weiteren Zunahme des Lastwagenverkehrs um 60 bis 70 Prozent in den kommenden Jahren. Daher bleibe die Westumfahrung auch in Zukunft wichtig für Stockach.

Christian Jung, Verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, FDP-Stadträtin Julia Zülke und die FDP-Bundestagsabgeordnete ...
Christian Jung, Verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, FDP-Stadträtin Julia Zülke und die FDP-Bundestagsabgeordnete Ann-Veruschka Jurisch waren zu Gast im Stockacher Rathaus um die Verkehrsproblematik zu besprechen. | Bild: Carina Müller

Bürgermeister Rainer Stolz hat bereits in der Vergangenheit auf die wirtschaftliche Dimension der Westumfahrung hingewiesen „Diese Maßnahme hat den höchsten Kosten-Nutzen-Effekt bei den Straßenbauprojekten des Bundes im ganzen südbadischen Raum“, betonte Stolz im Frühjahr 2022, als Vertreter der zuständigen Abteilung des RP Freiburg im Gemeinderat zu Gast waren um die anstehenden Straßenbauprojekte vorzustellen.

Planungen sollten schon seit einem Jahr vorliegen

Damals wurde in Aussicht gestellt, dass die Planungen für die Westumfahrung noch im zweiten Halbjahr 2022 fertiggestellt und der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Doch passiert ist das nicht. „Die Fertigstellung der Umweltverträglichkeitsstudie hat sich leider verzögert und damit auch die Projektplanung insgesamt. Die erforderlichen Fachabstimmungen mit den Ministerien konnten daher noch nicht beginnen“, schreibt Heike Spannagel, Pressesprecherin des RP Freiburg dazu auf Nachfrage des SÜDKURIER.

„Es wäre in erster Linie dringend notwendig, die unbesetzten Stellen im Regierungspräsidium zu besetzen, damit mehr Kapazität für die Planungen da ist“, sagt Jung mit Blick auf Verkehrsminister Hermann, der sich jüngst in einem SÜDKURIER-Interview selbst über die schleppenden Planungen für die B33 bei Allensbach geärgert hat.

Doch auch an den lokalen Landtagsabgeordneten übt Oppositionspolitiker Jung bei seinem Besuch in Stockach Kritik. Insbesondere von der grünen Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger hätte er sich mehr Druck für das Projekt gewünscht. Schließlich sei auch das Landesverkehrsministerium unter Winfried Hermann grün geführt mit einem grünen Staatssekretär.

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„Deshalb ist es unsere gemeinsame Aufgabe, das Projekt weiter zu thematisieren“, erklärt Jung. Was ihn besonders ärgert: „Das Geld für den Bundesverkehrswegeplan ist da. Es hängt nur daran, dass die Projekte nicht fertig geplant werden. In Bayern funktioniert das viel besser“, betont er.

Wie geht es jetzt weiter?

„Wir sollten uns auf die Planungsvariante konzentrieren, die am schnellsten umzusetzen ist und die Stadt damit auch am schnellsten entlasten und sicherer machen kann“, betont Stadträtin Julia Zülke. Sie hält sogar die Gründung einer Bürgerinitiative für denkbar.

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Christian Jung hat indes wenig Hoffnung auf eine schnelle Lösung. Seiner Einschätzung nach wird auch die schnellste Variante zehn bis 15 Jahre brauchen, bis sie zur Umsetzung kommen kann. Deshalb sei es wichtig, weiter Druck zu machen. Sowohl für den neuen Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin als auch für die Landtagsabgeordneten der Region.

Und wie lautet die Einschätzung des Regierungspräsidiums zum weiteren Fortgang des Projekts? „Eine belastbare Angabe zu einem möglichen Baubeginn ist in der derzeitigen frühen Planungsphase noch nicht möglich“, schreibt Heike Spannagel auf diese Frage.