Manch einer schaut derzeit wieder jeden Morgen mit Sorge auf die aktuellen Corona-Zahlen. Auch Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, stimmen die fast täglich gemeldeten Höchstwerte bei den Sieben-Tage-Inzidenzen besorgt. „Die Inzidenzen steigen wieder rasant an, dadurch besteht natürlich immer die Gefahr einer höheren Hospitalisierungsrate“, sagt Hanke im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Viele Kliniken im Land bekommen diese höhere Hospitalisierungsrate schon zu spüren, denn die Corona-Stationen füllen sich und mancherorts ist die Lage in den Kliniken auch schon wieder kritisch. Im Stockacher Krankenhaus ist die Lage indes noch bezwingbar. Aktuell werden dort drei Covid-19-Patienten stationär behandelt. Zudem liegen im Krankenhaus gerade auch noch zwei Kontaktpersonen, die vorsichtshalber isoliert werden mussten. „Es handelt sich bei allen drei Covid-Patienten um Patienten mit mittelschwerem Verlauf“, sagt Hanke. Alle drei Patienten waren doppelt geimpft. Wie Hanke auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärt sind alle drei Patienten über 80 Jahre alt.

November ist der Arbeitsreichste Monat

Letztes Jahr seien zu den schlimmsten Zeiten vier bis fünf Covid-Patienten im Stockacher Krankenhaus behandelt worden. Kapazitäten sind also grundsätzlich im Moment noch frei. „Wir könnten je nach Schwere der Krankheitsverläufe auch sechs Patienten noch gut betreuen, bei neun wird die Lage für uns dann aber schon sehr schwierig“, erklärt Hanke. Grundsätzlich sei der November ohnehin der arbeitsreichste Monat im Stockacher Krankenhaus. Viele Behandlungen, auf die das Haus spezialisiert ist, werden eher in den Wintermonaten anstatt im Sommer durchgeführt, erklärt Michael Hanke.

Die Tendenz, was die Zahl der Covid-Patienten betrifft, sei auf jeden Fall steigend. „Aber bisher noch so, dass wir keine unüberschaubaren Probleme haben“, sagt Hanke. Patienten mit besonders schweren Verläufen, die etwa beatmet werden müssen, müssten ohnehin verlegt werden, weil dafür die Intensivkapazitäten in Stockach nicht ausreichen würden, erklärt der Geschäftsführer.

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Auf den Intensivstationen der Kliniken im Landkreis Konstanz werden im Moment insgesamt fünf Covid-19-Patienten behandelt, alle in Singen, wie die Pressesprecherin des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN), Andrea Jagode, berichtet. „Aber auch fünf Patienten sind eigentlich fünf zu viel“, sagt sie. Auf den Allgemeinstationen liegen momentan 24 Covid-Patienten.

Zwei Wochen hinter dem Rest des Landes

In den Kliniken des Gesundheitsverbunds habe man zudem die Erfahrung gemacht, dass man mit der Entwicklung der Patientenzahlen immer rund 14 Tage hinter der landesweiten Entwicklung zurückliege. „Warum das so ist, können wir uns allerdings auch nicht erklären“, so Jagode. Laut dem Intensivbettenregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin sind von 68 Intensivbetten im Landkreis Konstanz noch 12 frei.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt im Kreis Konstanz aktuell bei 297,7 (Stand Freitag). In Stockach gibt es 84 Menschen mit einem positiven Testergebnis, 59 davon sind allein in den vergangenen sieben Tagen dazugekommen. „Wie sich die Lage für das Krankenhaus weiterentwickelt, müssen wir jetzt abwarten. Gedanklich haben wir uns jedenfalls schon auf höhere Zahlen eingestellt“, berichtet Hanke. Grundsätzlich sei man fähig, flexibel und schnell zu reagieren, wenn sich die Lage ändert.

Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses.
Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses. | Bild: privat

Zwiegespalten blickt Geschäftsführer Hanke auf die Impfpflicht für das Personal in den Krankenhäusern, die nach dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom Donnerstag nun kommen soll. Einerseits ist eine solche Regelung aus seiner Sicht durchaus sinnvoll, andererseits hätten Erfahrungen aus Ländern, die eine solche Impfpflicht eingeführt haben, gezeigt, dass dadurch zum Teil Mitarbeiter verloren gegangen seien. Das wäre aus Michaels Hankes Sicht problematisch, denn das Personal in diesen Berufen sei ohnehin schon knapp.

Im Stockacher Krankenhaus haben sich rund 70 Prozent der Mitarbeiter im Haus impfen lassen, zusammen mit den Genesenen komme man so im Moment auf eine Immunisierungsquote von mindestens 80 Prozent des Personals der Klinik, sagt Michael Hanke. „Da es momentan keine Auskunftspflicht gegenüber dem Arbeitgeber gibt, wissen wir nicht genau, wie viele Mitarbeiter sich noch privat haben impfen lassen“, erklärt Hanke. Die Impfquote beim Personal könnte also durchaus höher liegen.

Viele haben sich überzeugen lassen

Ein Gesetz zur Einführung einer Impfpflicht gibt es indes noch nicht. Medienberichten zufolge könnte es bis Mitte Dezember vorliegen. „Wir werden dann auf jeden Fall mit den betroffenen Mitarbeitern das persönliche Gespräch suchen, auch um über die Gründe für ihre Entscheidung sprechen zu können“, sagt Hanke. Er hofft, dass sich alle Betroffenen noch überzeugen lassen. Viele, die anfangs skeptisch waren, habe man schon überzeugen können.

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Im Landkreis Konstanz sind aktuell 63,2 Prozent der Einwohner vollständig geimpft, 65 Prozent haben die erste Impfdosis bekommen. Damit liegt der Landkreis unter dem Bundesdurchschnitt von 67,8 Prozent Zweit- und 70,3 Prozent Erstgeimpften. Das Robert Koch-Institut merkt zu diesen Zahlen allerdings an, dass es sich um Mindest-Impfquoten handle. Diese könnten auch bis zu fünf Prozent höher liegen, da eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem nicht erreicht werden könne.

Strenge Besuchsregelungen

Die aktuelle Lage hat die Verantwortlichen im Stockacher Klinikum dazu veranlasst, strengere Besuchsregelungen zu erlassen. Grundsätzlich gilt: Jeder Patient darf maximal einen Besucher pro Tag empfangen. Wer einen Angehörigen im Krankenhaus besuchen möchte, muss einen Impfpass, einen Genesenenausweis oder ein aktuelles negatives PCR-Testergebnis vorweisen. „Wir empfehlen den Patienten aber, in der aktuellen Situation ihren Angehörigen eher von Besuchen abzuraten“, sagt Michael Hanke.

Anmerkung der Redaktion:

In der Ursprünglichen Version dieses Textes stand, dass die drei Patienten, die wegen einer Covid-Erkrankung im Stockacher Krankenhaus behandelt werden, ungeimpft gewesen seien. Das war so nicht richtig. Alle drei Patienten hatten den vollen Impfschutz.