Inzigkofen-Engelswies – "Druck: 6000 bar." Was sich anhört wie der Titel für einen neuen Agententhriller, ist für Simon Storz und Benedikt Schellinger das Sprungbrett in eine mögliche selbstständige Existenz als Unternehmer. Am Montag erhielten die jungen Starter ins Geschäftsleben Besuch vom CDU-Wahlkreisabgeordneten Thomas Bareiß. Im Rahmen seiner Sommertour informierte sich der Parlamentarier in Inzigkofen über das Start-Up-Unternehmen von Storz und Schellinger. Unter dem Marken- und Firmennamen "LiveFresh" produzieren sie Säfte mit einem völlig neuartigen technischen System.

Simon Storz und Benedikt Schellinger haben an der Universität Konstanz Maschinenbau studiert und sind beide Ingenieure. Nun haben sie einen Weg gefunden, um frisch gepressten Fruchtsaft sechs Wochen lang ohne Erwärmung haltbar zu machen. Benedikt Schellinger: "Unser Saft schmeckt innerhalb von sechs Wochen immer noch so wie frisch gepresst." Um das zu erreichen, kommen die mit Saft gefüllten Flaschen in einen Wasserzylinder. Darin werden Flaschen und Inhalt für etwa vier Minuten einem Druck von 6000 bar ausgesetzt. Diesem Druck können die Bakterien, die sonst dafür sorgen, dass der frisch gepresste Saft rasch ungenießbar wird, nicht standhalten.

Was sich so einfach anhört, setzt einen gewaltigen technischen Aufwand voraus, dem sich die Jungunternehmer mit wachsendem Geschäftserfolg immer mehr stellen wollen. Gegenwärtig verfügen aber sie noch nicht über die entsprechende, sehr teure Hochdruckbehandlungsanlage. In der ehemaligen Fabrikhalle am Dorfrand von Engelswies werden die Früchte – Orangen, Granatäpfel, Grapefruits und Äpfel- auf einer speziellen Verarbeitungsstraße vollautomatisch zu Saft gepresst. Der Saft wird in Engelswies sofort in Flaschen abgefüllt. Mit einem Kurierdienst werden die mit Saft gefüllten Flaschen in die Niederlande gebracht. Dort gibt es eine Druckbehandlungsanlage. Nach erfolgter Haltbarmachung kommen die Flaschen nach Engelswies zurück. Von hier aus wird der Fruchtsaft in den Verkauf gegeben oder gekühlt an die Internet-Kunden verschickt.

Zahlreiche CDU-Mitglieder und Gemeinderatsmitglieder nutzten den Besichtigungstermin bei der jungen Firma.
Zahlreiche CDU-Mitglieder und Gemeinderatsmitglieder nutzten den Besichtigungstermin bei der jungen Firma. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Um dem hohen Druck im Zylinder überhaupt standhalten zu können, sind die Flaschen nicht aus Glas, sondern aus PET-Kunststoff. Sie enthalten jeweils 250 Milliliter Saft und werden, je nach Frucht, zu Preisen zwischen 2,50 und 3 Euro verkauft. Simon Storz: "Der Verkauf per Internet läuft schon sehr gut." Inzwischen gehöre auch eine große Bäckereikette im Raum Stuttgart mit 200 Filialen zum Kundenkreis.

Nicht nur das Verfahren an sich ist neu. "Sämtliche Anbieter von Orangensaft bekommen zu Saft verarbeitete Orangen nach Deutschland geliefert", sagt Schellinger. Anders in Engelswies. Dort werden erntefrische Orangen direkt zu Saft verarbeitet. Das nehmen die Jungunternehmer für sich als Alleinstellungsmerkmal in Anspruch. Das gilt auch für den Umstand, dass sie europaweit die einzigen Anbieter von frisch gepresstem Granatapfelsaft sind.

 

Die Firma

Die Firma LiveFresh ist ein typisches Start-Up-Unternehmen. Benedikt Schellinger und Simon Storz haben zunächst in einer Garage in Sauldorf die ersten Versuche zur Haltbarmachung von frischgepresstem Saft unternommen. Das war 2016. Zunächst wollten die Jungunternehmer in den früheren Netto-Markt in Meßkirch einziehen. Die Verhandlungen scheiterten. Jetzt ist das neue Unternehmen seit März 2017 in Engelswies mit seiner Früchteverabeitungsanlage zu Hause. (hps)