Das Corona-Testzentrum in der ehemaligen Oberschwabenkaserne in Hohentengen hat am Mittwochabend den Betrieb aufgenommen. Von Montag bis Freitag können Patienten, die zuvor vom Gesundheitsamt einen Termin mitsamt Überweisung und Barcode erhalten haben, von 18 bis 21 Uhr getestet werden. „Wer diese Überweisung nicht hat, kommt nicht in die Kaserne“, machte Rolf Vögtle, Erster Landesbeamter, bei einem Pressetermin klar.
Ankommende müssen sich ausweisen
Mitarbeiter der Bad Saulgauer Security-Firma UGS werden am Kasernentor die ankommenden Autofahrer kontrollieren und die Berechtigten anhand einer Personenliste des Gesundheitsamtes identifizieren. Der Autofahrer bleibt im Fahrzeug, kurbelt die Scheibe herunter und ein Arzt macht den Test, assistiert von einer Arzthelferin, wobei beide einen Schutzanzug tragen. Pro Test rechnen die Verantwortlichen mit etwa zehn Minuten, sodass der Mediziner täglich bis zu 20 Proben nehmen kann. Nach jedem Test erfolgt eine nochmalige Personenkontrolle. Dann wird die Probe im Kühlschrank verwahrt und abends vom Prüflabor aus Konstanz abgeholt.
Entlastung für Mediziner
Dieses Testzentrum soll Hausärzte und Krankenhäuser entlasten, die ebenfalls testen, erklärten Vögtle und DRK-Bereitschaftsleiter Florian Neuefeind. Dieser ist für die Organisation der Container zuständig. Wichtig: Getestet werden kann nur, wer einen Termin vom Gesundheitsamt erhalten hat. Wer glaubt, sich mit dem Corona-Virus angesteckt zu haben, soll telefonisch Kontakt zum Hausarzt aufnehmen. Dieser prüft, ob ein Test sinnvoll ist, und leitet den Namen des Patienten an das Gesundheitsamt weiter. Dieser erhält dann vom Gesundheitsamt einen Termin. Menschen, die ohne Termin die Teststelle aufsuchen, werden abgewiesen.
Dank an die Ärzteschaft im Kreis
Die Feuerwehr, das Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst haben gemeinsam das Container-Testzentrum eingerichtet und unterstützen auch beim Betrieb. Das medizinische Personal sowie der anwesende Arzt werden von der Kassenärztlichen Vereinigung gestellt. „Mein Dank geht an die Hilfsorganisation und die Ärzteschaft im Kreis. Nur dank ihrer raschen Hilfe konnten wir das Testzentrum nun so rasch auf die Beine stellen“, erklärte Landrätin Stefanie Bürkle. Die Mitarbeiter dort arbeiten künftig tagsüber in ihre Praxen und nach Feierabend zusätzlich im Testzentrum. Medizinisches Personal ist knapp, daher kann das Testzentrum nur an fünf Tagen für je drei Stunden in der Oberschwabenkaserne geöffnet sein.
Ehemaliges Luftwaffenareal idealer Standort
Der Standort des ehemaligen Luftwaffenareals ist ideal. Abgelegen und gleichzeitig zentral, und man vermeidet einen Rückstau von wartenden Fahrzeugen, benannte Erster Landesbeamter Vögtle die Vorteile. Binnen kurzer Zeit wurde ab Mengen die entsprechende Beschilderung „Corona Testzentrum„ angebracht.
Gesundheitsamt wurde personell aufgestockt
Der Landkreis setzt alles daran, die weitere Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Regulär arbeiten sieben Ärzte, sieben medizinische Fachkräfte und 14 weitere Mitarbeiter im Gesundheitsamt. „Letzte Woche haben bereits zehn Kollegen aus anderen Fachbereichen unterstützt, im Laufe der Woche kommen nochmals 20 neue hinzu“, informiert Landrätin Stefanie Bürkle. „Wir arbeiten sieben Tage die Woche und haben das Personal im Gesundheitsamt verdoppelt, um alle Kontaktpersonen zu identifizieren und zu beraten.“ Aus Bereichen, deren Arbeit aufgeschoben werden kann, wie beispielsweise dem Kulturamt, dem Kreismedienzentrum, der Jugend- und Medienakademie, werden Mitarbeiter abgezogen.

Gesundheitsamt ist Schaltzentrale
„Wichtig“ sei, sagt Gesundheitsamtschefin Susanne Haag-Milz: „Wer glaubt, infiziert zu sein, muss nach wie vor beim Hausarzt anrufen.“ Was tun die Mitarbeiter im Gesundheitsamt aktuell konkret? Dort laufen alle Informationen zum Coronavirus im Landkreis zusammen. Den ganzen Tag bis spät am Abend treffen Laborergebnisse ein. Bei positivem Befund wird so rasch wie möglich die betroffene Person informiert und befragt und es werden Anweisungen zu Quarantänemaßnahmen gegeben. Es gilt, alle Kontaktpersonen zu ermitteln und abzuklären, welche Maßnahmen enge und weniger enge Kontakte einhalten müssen. „Selbstverständlich gehen wir jedem bestätigten Fall nach und sorgen für die Information und Beratung aller Kontaktpersonen“, stellt Haag-Milz klar. Angesichts der vielen Dutzend Fälle ein enormer Aufwand – sind doch mit jedem Fall durchschnittlich 60 Kontaktpersonen verbunden, die angerufen werden müssen.
Zusätzliche Mitarbeiter für Hotline
Eine weitere Aufgabe der zusätzlich eingesetzten Mitarbeiter ist auch die Hotline. Dort werden besorgte Bürger und Institutionen beraten. Das ärztliche Personal nimmt sich der komplexen Fälle an und stimmt sich eng mit dem Landesgesundheitsamt ab. Fragen, in wie weit etwa enge Kontaktpersonen von Infizierten, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, weiterhin arbeiten können, gilt es abzuklären. Mit den Ärzten und der Klinik sind die Mitarbeiter in ständigem Kontakt. „Neben fachlichen medizinischen Fragen geht es oft auch darum, wer noch welche Ausrüstung benötigt und verfügbar hat.“
Krisenstab kommt täglich zusammen
Mittlerweile unterstützt das gesamte Landratsamt das Gesundheitsamt. Täglich tagt der Krisenstab, in dem geprüft wird, welche Maßnahmen, mit welcher Unterstützung umgesetzt werden können. Aktuell verdoppelt sich die Zahl der Infizierten alle zwei Tage. „Wir versuchen nun alles zu tun, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen“ erklärte Landrätin Bürkle. Allein von Dienstag auf Mittwoch hat sich die Zahl der Infizierten nach Angaben des Gesundheitsamtes von 37 auf 48 Personen erhöht.