Wo in der Region Windkraft- und Photovoltaikprojekte möglich sind, regelt der Teilregionalplan Energie des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, der aktuell fortgeschrieben wird. Derzeit befindet sich der Entwurf in der öffentlichen Anhörung. Das heißt Träger öffentlicher Belange, wie etwa Behörden oder Gemeinden, können Stellung zum aktuellen Entwurf nehmen. Bürgermeister Stephan Frickinger informierte in der jüngsten Sitzung des Leibertinger Gemeinderats darüber, welche Flächen im Regionalplan für Windkraft- und Photovoltaik-Projekte in der Gemeinde Leibertingen vorgesehen sind. In der anschließend zum Teil recht emotional geführten Diskussion waren sich die Gemeinderäte einig, dass sich der Bürgermeister in der Anhörung gegen die Planung des Regionalverbands aussprechen soll, was am Ende einstimmig beschlossen wurde.
„Gemeinde wird überproportional belastet“
Zu viel Fläche ist nach Meinung des Bürgermeisters im Regionalplan für erneuerbare Energien auf der Gemarkung Leibertingen vorgesehen. „Der Teilregionalplan Energie hat auf uns gewaltige Auswirkungen. Die Gemeinde wird überproportional belastet“, sagte Frickinger im Rat. Insgesamt 360 Hektar Fläche sieht der Teilregionalplan Energie laut dem Bürgermeister aktuell für erneuerbare Energien vor. Vier Standorte mit insgesamt 140 Hektar sind für Photovoltaik-Projekte ausgewiesen, wobei auf einem der Standorte bei Kreenheinstetten bereits eine sieben Hektar große PV-Anlage steht.

PV-Anlage läge in Notlandebereich
Als besonders brisant betrachtet der Bürgermeister einen geplanten PV-Anlagen-Standort östlich des Leibertinger Segelflugplatzes. Eine mögliche Anlage läge hier offenbar im Notlandebereich des Flughafens und könnte die Flugsicherheit gefährden. An den vorgesehenen Photovoltaik-Standorten bemängelte Frickinger, dass diese offenbar zum Teil von den umliegenden Ortschaften einsehbar sind. Auch würden laut dem Bürgermeister an manchen Standorten Tierarten wie etwa die Feldlerche in ihrem Lebensraum beeinträchtigt. Frickinger kritisierte an den Planungen des Regionalverbandes auch, dass die bereits entwickelte Photovoltaik-Strategie der Gemeinde Leibertingen nicht berücksichtigt wurde.
Der Bürgermeister sprach sich außerdem gegen eine mögliche Erweiterung des Vorranggebiets für Windkraft aus, wie es der Entwurf des Regionalverbandes derzeit vorsieht. Er will bei der Anhörung argumentieren, dass mit den aktuell geplanten zehn Windrädern auf Leibertinger und Meßkircher Gemarkung ein vielfaches an Strom produziert wird, als es die Region benötigt. Außerdem ließe der Artenschutz eine Erweiterung nicht zu, wie frühere Untersuchungen laut dem Bürgermeister bereits gezeigt hätten.

Sorgen um landwirtschaftliche Flächen
In der Diskussion kritisierte Gemeinderat Klaus Buck die Planung des Regionalverbandes als „Überlastung der Region. Insbesondere der Landwirtschaft würden zu viele Flächen entzogen“, meinte er. Der Gemeinderat machte sich außerdem große Sorgen um die Flugsicherheit auf dem Leibertinger Segelflugplatz. Gemeinderat Guido Amann warf den Verantwortlichen ebenfalls vor, dass landwirtschaftliche Flächen in der Gemeinde verloren gehen würden. „Die maßen sich an, die landwirtschaftlichen Flächen in Leibertingen als minderwertige Agrarflächen zu betrachten“, meinte er.
„Mich macht die ganze Sache maßlos wütend! Wir weisen hier Flächen aus, denen man wirklich nicht nachsagen kann, dass sie nicht funktionieren, aber die werden alle ignoriert“, sagte Gemeinderat Tobias Stekeler und nahm damit Bezug auf die bereits vorhandene Photovoltaik-Strategie der Gemeinde. Gemeinderat Egon Hafner kritisierte, dass die im Entwurf dargestellten Standorte für PV-Anlagen deutlich einsehbar wären. „Für mich ist das eine Landschaftsverschandelung“, sagte er.

Der Bürgermeister erinnerte auch an die beiden Nahwärme-Netze in der Gemeinde. „Die Gemeinde Leibertingen ist in der Energiewende oft vorausgelaufen“, sagte er. Er stellte aber auch klar, dass er sich wenig Chancen ausrechnet, dass die Stellungnahme der Gemeinde im Teilregionalplan berücksichtigt wird. Der Bürgermeister kündigte an, die Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung zu dem Thema einladen zu wollen.