„Oberaffengeil – Genial“ – mit diesen Worten tat Leibertingens Altbürgermeister Armin Reitze seine Begeisterung über den gelungenen Um- und Ausbau des einstigen Rathauses im Ortsteil Thalheim zum „Haus der Vereine“ kund. Und das, obgleich er in der Umbauphase wegen Unstimmigkeiten mit dem Architekten diesen „schon fast nicht mehr leiden konnte“. Aber jetzt, nach der Fertigstellung müsse er dem Architekten Reinhold Gindele mit seinem Gespür für die Seele eines alten Hauses Recht geben. Der so Gelobte begründete die seinerzeitige Befindlichkeitsstörung seines Bauherren mit einer „Bauherrendepression“, die immer dann eintrete, wenn sich ein Projekt lange hinziehe. Er kenne das, aber „ich bin als Umbauer ein Chirurg, ich kann Blut sehen“, sagte er und erntete damit Gelächter des Publikums, dass am Sonntag zum Festakt gekommen war. „Ein solches Gebäude umzugestalten benötigt eben viel mehr, als es nur abzureißen und was Neues hinzustellen“.

Architekt Reinhold Gindele: „Ich bin Umbauer oder Chirurg alter Gebäude. Ich kann Blut sehen und mit Bauherrendepressionen ...
Architekt Reinhold Gindele: „Ich bin Umbauer oder Chirurg alter Gebäude. Ich kann Blut sehen und mit Bauherrendepressionen umgehen“. | Bild: Susanne Grimm

Funktion als Dorfmitte zurückerhalten

Viele lobende und begeisternde Worte sind anlässlich der Einweihung des Hauses der Vereine gefallen, die mit einem Festgottesdienst und der Segnung durch Pfarrer Michael Dulik begangen worden ist. Damit hat das 180 Jahre alte „Gmoids- und Schulhaus“, wie Ortsvorsteher Hubert Stekeler das nun im neuen Glanz erstrahlte Gebäude nannte, wieder seine Funktion als Dorfmittelpunkt zurückerhalten. So sei es einst von den Altvorderen geplant, gebaut und genutzt worden.

Hervorragender äußerer Rahmen

Doch mit dem Neubau der Schule am Ortsrand, dem Wegfall der Selbständigkeit der Gemeinde und dem Rückgang kirchlicher Anlässe habe sich das Dorfgemeinschaftsleben verzettelt und das alte Rathaus samt Dorfplatz sei immer mehr zum Sanierungsfall geworden. „Jetzt aber, 180 Jahre später, haben wir den Gemeinschaftsgedanken der alten Thalheimer wieder aufgegriffen, indem wir dieses Haus wieder mit Leben erfüllen“, sagte Stekeler mit Begeisterung und hob hervor, dass in diesem Zusammenhang auch der Platz zwischen dem „Gmoidshaus“ und der Kirche samt dem symbolträchtigen Brunnen saniert und so gestaltet worden ist, dass es zum „lebendigen Miteinander einlädt“. Und weiter: „Wir haben hiermit einen hervorragenden äußeren Rahmen bereitgestellt, auf den Thalheim, auf den die Gesamtgemeinde Leibertingen mit Stolz blicken kann“.

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Alte Bausubstanz hielt manche Nuss bereit

Zuvor hatte der stellvertretende Bürgermeister Armin Beck wegen coronabedingter Abwesenheit von Bürgermeister Stephan Frickiger die zahlreichen Gäste, darunter den CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß mit seiner Ehefrau Andrea Verpoorten sowie den CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Burger, begrüßt und nannte Fakten zum Haus der Vereine. Drei Millionen Euro Gesamtkosten seien bei dem Projekt zusammengekommen, wobei auch hier gestiegene Baupreise eine Rolle gespielt hätten. „Doch nicht nur in finanzieller Hinsicht war Um- und Neugestaltung von Dorfplatz, Brunnen und Gebäude eine Herausforderung“, sagte Beck. Auch die alte Bausubstanz hielt manche zu knackende Nuss bereit.

Architekt Gindele (von links) überreicht Ortsvorsteher Hubert Stekeler und Bürgermeister-Stellvertreter Armin Beck den Nuss-Schlüssel. ...
Architekt Gindele (von links) überreicht Ortsvorsteher Hubert Stekeler und Bürgermeister-Stellvertreter Armin Beck den Nuss-Schlüssel. „In diesem Schlüssel sind all die Nüsse, die wir zusammen geknackt haben“, meinte Gindele. | Bild: Susanne Grimm

Diese bildliche Analogie hatte Architekt Gindele zum Anlass genommen, indem er einen großen Nusszopf in Form eines Schlüssels hat backen lassen. Diesen „Schlüssel“ übergab er schließlich augenzwinkernd Stekeler und Beck mit den Worten, die geknackten Nüsse seien nun hier verbacken, bestens verdaulich und könnten nun keine Bauchschmerzen mehr machen. Aufgeschnitten durfte sich jeder Festbesucher ein Stück dieses symbolischen Schlüssels einverleiben.

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Förderung gegen Gebäudeleerstände unverzichtbar

Gindele wendete sich in seiner Rede direkt an die anwesenden Politiker mit der Forderung, die Kommunen mehr mit finanziellen Mitteln zur Belebung von Gebäudeleerständen zu unterstützen. „Fordern Sie die Gemeinden auf, weniger Neubaugebiete auszuweisen und sich auf die Ressourcen schonende Umnutzung von Leerständen zu konzentrieren“. Nur so könnten Innenbereiche der Dörfer und Städte wieder attraktiver werden.

Haus der Verein genügt modernen Ansprüchen

Ein Kraftakt in vielerlei Hinsicht sei es gewesen, sagte Hubert Stekeler angesichts des nun abgeschlossenen Projekts. Er bescheinigte Gindele, dem Haus einfühlsam in die Seele geblickt zu haben und dabei den „architektonisch-gestalterischen Grundgedanken des Hofbauarchitekten Laur perfekt aufgenommen zu haben“. So sei ein Haus entstanden, in dem moderne Ansprüche mit bewährten Strukturen verschmelzen konnten. „Ohne Ihr meisterliches Dirigat, Herr Gindele, wäre das Werk sicher nicht so wunderbar gelungen“.

Der örtliche Kinderchor „Ohrwurm“ trug mit fröhlichem Gesang zu einer tollen Feier zum neuen Dorfmittelpunkt bei.
Der örtliche Kinderchor „Ohrwurm“ trug mit fröhlichem Gesang zu einer tollen Feier zum neuen Dorfmittelpunkt bei. | Bild: Susanne Grimm

Stekeler und Beck hoben ausdrücklich die gute Handwerkerleistung und die Arbeit vieler Ehrenamtlicher aus den Vereinen hervor. Ohne Letztere hätte noch eine Schippe draufgelegt werden müssen. Die Musikkapelle Thalheim und der örtliche Kinderchor „Ohrwurm“ trugen zu einem rundum gelungenen Einweihungsfest bei.

Der neue Dorfbrunnen mit Thalheims Ortspatron dem hlg. Wendelin im Vordergrund. Der Brunnen, geschaffen von Kunstschmied Peter Klink ...
Der neue Dorfbrunnen mit Thalheims Ortspatron dem hlg. Wendelin im Vordergrund. Der Brunnen, geschaffen von Kunstschmied Peter Klink nimmt den Platz des früheren Pumpbrunnens ein. | Bild: Susanne Grimm