Manfred Dieterle-Jöchle

Die Summe, für die die Strecke der Ablachtalbahn gekauft werden kann, ist fixiert. Dies sagte Bürgermeister Arne Zwick am Mittwoch in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Über die Höhe der Summe sei mit Ulrich Bohnacker Stillschweigen vereinbart worden. Dieser ist Geschäftsführer der privaten Ablachtal-Bahn GmbH. Auf der Bahnlinie wird bisher ausschließlich der Güterverkehr für das Krauchenwieser Unternehmen Tegometall abgewickelt. Meßkirchs Bürgermeister will das ändern. Sein Plan ist, die Bahnstrecke von dem privaten Unternehmen zu kaufen und dann die Strecke für den öffentlichen Personennahverkehr wieder nutzbar zu machen.

Anrainer-Kommunen zur Finanzierung ins Boot holen

Für die Finanzierung des Kaufs will er die an der Strecke liegenden Kommunen gewinnen, damit diese Geld dafür locker machen. Die Gemeinden könnten, wenn auf der Strecke in Zukunft wieder Personenzüge nach Fahrplan verkehren würden, auch einen Nutzen für ihre Bürgerinnen und Bürger haben. Wie die Konstruktion der finanziellen Beteiligung aussieht, sei zurzeit noch offen, sagte Zwick. Sein Ziel ist es, möglichst alle Anrainer-Kommunen ins Boot zu holen. Von Meßkirch in Richtung Stockach sei er bisher auf breite Zustimmung gestoßen. Auch Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz stehe einer möglichen Reaktivierung der Ablachtalbahn im Grundsatz positiv gegenüber. Eine Beteiligung der Gemeinden an einem Finanzverbund zum Kauf der Ablachtalbahn würde auf keinen Fall die finanzielle Handlungsfähigkeit einer Gemeinde zu stark belasten, so Zwick. Dies gelte auch für den künftigen Unterhalt der Strecke. Für diese Investitionen in die Infrastruktur rechnet Meßkirchs Bürgermeister mit einem Zuschuss durch das Stuttgarter Verkehrsministerium in Höhe von 75 Prozent. Das Ministerium lässt zurzeit prüfen, ob die Strecke der Ablachtalbahn auch genügend Potenzial hat für einen regelmäßigen Bahnverkehr. Die Ergebnisse dieser Prüfung sollen im kommenden Jahr vorliegen. Diese will Bürgermeister Zwick nicht abwarten, sondern ab September auf intensive Werbetour gehen. Dann seien alle neu gewählten Mitglieder der Gemeinderäte im Amt, sagte Zwick.

Auf dem Abschnitt der Ablachtalbahn zwischen Krauchenwies und Meßkirch verkehren nur selten Güterzüge – unser Bild zeigt einen ...
Auf dem Abschnitt der Ablachtalbahn zwischen Krauchenwies und Meßkirch verkehren nur selten Güterzüge – unser Bild zeigt einen Bahnübergang kurz vor dem Meßkircher Stadtteil Igelswies. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred

Für Personentransport Modernisierungen nötig

Nach den bisherigen Planungen soll nur die Bahnstrecke gekauft und wieder richtig in Schuss gebracht werden. Der Bahnbetrieb solle dann vergeben werden. Die Ablachtal-Bahn GmbH hat bisher dafür Sorge getragen, dass auf der Trasse Güterzüge rollen können. Für einen dauerhaften und verlässlichen Transport von Menschen müssten einige Bahnübergänge umgebaut und modernisiert werden, so Zwick. Den Bahnverkehr an Übergängen zu Straßen mit Flaggen zu regeln, sei dann nicht mehr sinnvoll.

Die Idee, dass auf der Strecke der Ablachtalbahn künftig wieder mehr Züge verkehren sollen, hat hellhörig gemacht. Bei Bürgermeister Zwick haben sich bisher drei Unternehmer gemeldet, die hier Güter transportieren wollen. In einem Fall gehe es um Holzfracht in einem anderen um Container. Auch der Meßkircher Thomas Brecht ist überzeugt davon, dass es sinnvoll ist, die Strecke für den Personenverkehr zu öffnen. Da die Strecke von Krauchenwies nach Stockach verkehrstüchtig ist, sei dies leicht umzusetzen, ist er überzeugt. Um noch weitere Mitstreiter für dieses Projekt zu finden, hat er gemeinsam mit Michael Gangotena am Montag, 1. Juli ab 19 Uhr im Herz-Jesu-Heim in Meßkirch einen Informationsabend zur „Reaktivierung der Ablachtalbahn„ organisiert. Ziel des Abends sei es, über den Stand der Dinge zu informieren und Unterstützungsunterschriften zu sammeln, schilderte Brecht in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Dazu seien auch Kommunalpolitiker aus der Region eingeladen worden. Bürgermeister Zwick will dabei sein.

Land prüft zwei Abschnitte

Das Land Baden-Württemberg will in den kommenden Jahren das Angebot im öffentlichen Nahverkehr deutlich steigern. Dazu gehört auch die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken.

  • Näher unter die Lupe genommen werden durch das Ministerium 41 solcher Bahnstrecken im ganzen Land – dazu gehört auch die Strecke der Ablachtalbahn. Nach Angaben von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kann das Land Investitionen wie den Streckenausbau oder eine mögliche Elektrifizierung über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGFVG) fördern. Außerdem können auch Mittel für die Schülerbeförderung bereitgestellt werden. Bis Ende 2020 werden für diese 41 Bahnstrecken das Fahrgastpotenzial sowie die erforderlichen Investitionen untersucht. Am Ende bleiben nach Darstellung des Ministeriums voraussichtlich 15 Strecken übrig, deren Reaktivierung für sinnvoll erachtet wird. Wenn die kommunale Seite sich dann für eine Reaktivierung entscheidet, können Fördermittel vom Land beantragt werden.
  • Zwei Abschnitte der Ablachtalbahn werden geprüft: Neben der Verbindung von Stockach über Meßkirch nach Mengen wird auch der Abschnitt zwischen Krauchenwies und Sigmaringen untersucht. Hier sind allerdings im Gegensatz zum vorher genannten Bereich die Schienen abgebaut worden. Nach Ansicht von Bürgermeister Arne Zwick könnten aber relativ leicht wieder Schienen verlegt werden.