Das Böse lauert immer und überall, aber durch gezielte Vorsichtsmaßnahmen kann sich jeder Bürger weitgehend vor den Machenschaften von Einbrechern und Betrügern schützen. Das ist die Botschaft der beiden Polizeibeamten Alfred Härle und Kerstin Sohmer.
Anlaufstelle für zahlreiche Passanten
Die speziell für die Prävention ausgebildeten Beamten waren an ihrem Stand auf dem Wochenmarkt Anlaufstelle für zahlreiche Passanten. Ihre Schwerpunktthemen waren Sicherheitsmaßnahmen gegen Einbrecher und das richtige Verhalten bei offensichtlich betrügerischen Telefonanrufen.
Gerade der Telefonanruf scheint derzeit für Kriminelle der Königsweg zu sein, um auf Kosten vorwiegend älterer Opfer zu Geld zu kommen. Diese Beobachtung machte Kripo-Mitarbeiterin Sohmer bei den vorhergehenden Informationsterminen in Bad Saulgau und Sigmaringen: „Viele Leute, die zu uns an den Stand kamen, hatten schon solche Anrufe erhalten.“ Wenn die Rede von Senioren sei, seien damit schon 60-Jährige gemeint, erklärte die Beamtin.
Drei Maschen sind besonders häufig
Derzeit werden in der Region potenzielle Opfer vor allem mit drei Betrugsmaschen konfrontiert. Fast schon ein Klassiker ist der Enkeltrick. Der Täter ruft an und gibt sich als Familienmitglied aus, das im Moment in einer tiefen finanziellen Klemme stecke und deshalb dringend Geld brauche. Das Geld soll der oder die Angerufene dann einem fremden Menschen aushändigen, der es im Auftrag des vermeintlichen Familienmitglieds abholt.

Die Kriminalistin schildert: „Die zweite Betrugsmasche sind Anrufe, mit der an sich frohen Botschaft an das mögliche Opfer, es habe eine große Summe Geld gewonnen.“ Bevor der Betrag aber auf dem heimischen Konto eingehen könne, müssten ein paar hundert Euro an „Bearbeitungsgebühr“ bezahlt werden.
Am Ende haben aber die Gauner gewonnen
Sohmer: „Manche Leute fallen auf diesen Trick herein, weil sie sich sagen, 500 Euro für einen Gewinn von meinetwegen 50 000 Euro sei eine vertretbare Summe.“ Am Ende haben aber nur die Gauner gewonnen. Die dritte Spur legen Kriminelle aus, die sich als Polizeibeamte ausgeben. Der Angerufene wird dann gedrängt, einem vermeintlichen Polizisten Wertsachen oder Geld auszuhändigen.
Wer einen Anruf erhält, sollte aus Sicht der Polizei zunächst seinen gesunden Menschenverstand einschalten. „Wenn ich an keinem Preisausschreiben teilgenommen habe, kann ich auch nichts gewonnen haben“, meint die sachkundige Fahnderin.
In diesen Fällen sollten Sie den Anruf beenden
Beim Vorschlag des Angerufenen, die Bearbeitungsgebühr doch gleich vom Gewinn abzuziehen, sei das Gespräch rasch beendet. Beim vermeintlichen Familienmitglied sollten die ausgewählten Telefonopfer immer zuerst in der Familie nachfragen und auf keinen Fall irgendeiner fremden Person Bargeld oder Wertsachen anvertrauen.

Die Straftäter nutzen Telefonverzeichnisse, die sie nach Vornamen durchsuchen, hinter denen sich meist Senioren verbergen. Der Rat lautet hier: Entweder die Telefonnummer gar nicht veröffentlichen oder den Vornamen mit einem Buchstaben abgekürzt eintragen zu lassen.
Bei der dritten Masche steht die Polizei den Angerufenen aktiv zur Seite. Die Beamtin rät für diesen Fall: „Wenn jemand anruft und sagt, er sei von der Polizei, dann soll er seinen Namen, Dienstrang und Dienststelle nennen.“ Der betroffene Bürger soll dann bei dieser Dienststelle anrufen und sich die Angaben bestätigen lassen. Sohmer warnt: „Aber auf keinen Fall die Nummer benutzen, die der mögliche Telefonbetrüger nennt.“
Griff zum Telefonbuch kann dabei helfen
Es gelte der Griff zum Telefonbuch, um die Nummer selbst nachzuschlagen. Ähnlich sieht es aus, wenn Fremde an der Tür stehen und sich als Polizisten ausgeben. Wie verhält man sich in diesem Fall? Das wollte auch der Meßkircher Alexander Peschel wissen.
Dienstausweis von Beamten zeigen lassen
Die Antwort der Präventionsbeamtin war klar. Wenn Polizisten in Uniform und mit Streifenwagen vor Ort seien, sei es sehr unwahrscheinlich, dass es sich um Betrüger handelt. Nichtsdestotrotz hätten die Kollegen dann Verständnis dafür, wenn sie um das Vorzeigen ihres Dienstausweises gebeten würden. Beamte in Zivil können sich auch mit einer Dienstmarke als Staatsdiener zu erkennen geben.
Polizei zeigt Schwachstellen auf
Alfred Härle kennt sich dienstbedingt mit den Kniffen und Tricks der Einbrecher aus. Der Erste Polizeihauptkommissar kennt deswegen auch die wirksamen Maßnahmen, die dazu dienen, Einbrechern das Handwerk möglichst schwer bis unmöglich zu machen. Es geht bei den Einbrüchen nicht nur um die gestohlenen Gegenstände.

Opfer und Zeugen haben nach einem Einbruch mit psychischen Problemen zu kämpfen. Eine solche Zeugin, die ihren Namen nicht genannt wissen will, war ebenfalls zu dem Informationsstand gekommen, um einen Beratungstermin auszumachen. Sie beschrieb die für sie lästigen Folgen: „Ich kann nicht mehr so gut schlafen und wache nachts öfters auf.“ Deswegen wolle sie jetzt mit dem Polizisten zusammen besprechen, was sie vorbeugend tun könne.

Härle hat die statistischen Zahlen im Kopf. Danach kommen in 80 Prozent der Fälle die Diebe über Fenster oder Glastüren im Erdgeschoss ins Haus. Nur in 18 Prozent der Fälle brechen die Diebe eine Haustür auf. Bei den restlichen Straftaten verschaffen sich die ungebetenen Besucher Zugang durch den Keller.
Die Fenster sind nach den Erfahrungen des Beamten deshalb so beliebt, weil ungesicherte Varianten mit dem richtigen Werkzeug blitzschnell aufzuwuchten sind. Fenster, die solcher Hebelkraft widerstehen, sind entsprechend DIN-geprüft. Die Fensterscheibe selbst wird nur in acht Prozent der Fälle eingeschlagen. Härle: „Vermutlich wegen des damit verbundenen Lärms verzichten die meisten Einbrecher auf das Einschlagen von Scheiben.“
Wer sich über wirksame Schutzmaßnahmen informieren will, kann dies kostenlos bei der Polizei tun. Härle: „Wir kommen auch kostenlos ins Haus und können dann konkret sagen, welche Maßnahmen in diesem Objekt sinnvoll sind.“
Weniger Einbrüche
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg stetig zurückgegangen. Im Jahr 2014 lag sie noch doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr, wie aus dem Sicherheitsbericht des Stuttgarter Innenministeriums hervorgeht. Im Vergleich zum Jahr 2017 ging sie 2018 um 15,5 Prozent zurück. Sehr häufig eingebrochen wird in Großstädten wie Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim. Dort sei die Möglichkeit, nach einem Einbruch unterzutauchen, höher als in dünn besiedelten ländlichen Gebieten, sagen Ermittler. Erfolgreiche Einbrecher kommen nach wie vor oft mit ihrer Beute davon: Laut Ministerium liegt die Aufklärungsquote bei 20,7 Prozent. „Wohnungseinbrecher sind oftmals in hierarchisch aufgebauten und sehr mobilen Banden organisiert“, heißt es in dem Bericht. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen sind Nichtdeutsche. Bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen dominieren Staatsangehörige aus Albanien, Rumänien, Georgien, der Türkei und dem Kosovo. (dpa)