Im Rahmen einer transparenten Planung hat der Landkreis Sigmaringen als Planungsträger die Öffentlichkeit eingeladen, sich einzubringen, um eine optimale Trasse für eine neue Bundesstraße zwischen Mengen und Meßkirch zu finden. Zu diesem Zweck waren Interessierte und Ortskundige zu einem Workshop ins Landratsamt eingeladen, bei dem in Gruppenarbeit Problembereiche herausgearbeitet werden konnten. Wie Projektmanager Thomas Blum erläuterte, soll die Meinung der Bürger, wo die neue Straße verlaufen soll, in die Planungen mit einfließen. „Die Gutachter kommen von außen und sind auf Ihre Kenntnisse über den Raum angewiesen. Bringen Sie ihr Wissen heute ein,“ sagte Blum zum Auftakt des Workshops.

Trassenführung wird ergebnisoffen diskutiert
Aktuell seien einige Trassenvorschläge für eine neue Trasse der B 311 in der Diskussion, die jedoch nicht abschließend seien, denn es solle ergebnisoffen nach Lösungen gesucht werden. „Deshalb sind neue Ideen und Vorschläge zur Weiterentwicklung der Trassenvarianten von ihnen heute willkommen“, sagte Blum bei der Begrüßung der 45 Teilnehmer. Was etwas wenig erscheint mit Blick auf das etwa 16 000 Hektar große Untersuchungsgebiet zwischen Meßkirch und Mengen, Sigmaringen und Bittelschieß. Denn die Veranstalter hatten für die sieben im Planungsgebiet liegenden Kommunen mit je zehn Personen gerechnet, die sich an den mit Landkarten vorbereiteten Tischen kommunengemischt mit Wissen und Ortskenntnissen einbringen sollten. Auch Landrätin Stefanie Bürkle hieß die Anwesenden willkommen und dankte ihnen für ihr Mitwirken bei dem Großprojekt, eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung zu realisieren, da dies für die Mobilität der Gesellschaft und das Wachstum der Wirtschaft in der Region von elementarer Bedeutung sei.

Bisher keine verbindliche Planungszusage
Warum der Landkreis und nicht das Regierungspräsidium Tübingen dieses Projekt übernommen hat, skizzierte Blum in drei Sätzen. Es gebe keine verbindliche Planungszusage für 2025, die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass die Planungen wegen hoher Projektauslastung, Personalmangel und anderem erst 2030 oder noch später beginnen werden, zudem endet die Laufzeit des Bundesverkehrswegplans 2030, was das Risiko berge, dass das Projekt B 311/B 313 aus dem vordringlichen Bedarf des Verkehrswegeplans herausfällt und damit auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werde.
Größte Gruppe Vertreter von Organisationen
Zu Beginn des Workshops ordneten sich die Teilnehmer in einer anonymen Befragung Gruppen zu, wie beispielsweise Vertreter einer Organisation oder interessierte Bürger. Erstere waren mit 46 Prozent die größte Gruppe, 31 Prozent waren interessierte Bürger, gefolgt von 15 Prozent, die sich nicht einer Gruppe zuordneten und acht Prozent zählten sich zu den Unternehmern. Den größten Anteil an Teilnehmern stellte mit 46 Prozent Krauchenwies, gefolgt von Inzigkofen mit 23, Sigmaringen mit 15 sowie Scheer und Mengen mit je acht Prozent.
Markierung von Flächen auf einer Landkarte
Konstruktive Zusammenarbeit, Ehrlichkeit, Augenmaß, Offenheit, Differenzierung, aber auch Anregungen und Alternativen wurden bei der Frage nach den Erwartungen genannt. „Ihr Wissen zum Raum fließt in die Raumanalyse ein, die bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll“, hob Blum das Thema des Workshops noch einmal hervor. Eine Rückmeldung zu den hier erarbeiteten Vorschlägen soll im ersten Halbjahr des kommenden Jahres erfolgen. Bevor sich die Teilnehmenden an die Tische begeben konnten, um anhand der Karte beispielsweise Flächen und Bereiche zu markieren, die aus ihrer Sicht (mit Begründung) aus der Nutzung herausgenommen werden sollen, stellte die Moderatorin Yvonne Knapstein die beteiligten Fachbüros vor, deren Erhebungen und Ergebnisse in die Raumanalyse einfließen. Darunter unter anderem die vegetations- und tierkundliche Kartierung, Erhebungen zu forst- und landwirtschaftlicher Nutzung, Wasser- und Grundwassersituation sowie zum Baugrund, wobei manche Experten per Videoschalte ihre schon gewonnenen Erkenntnisse darlegten.
Umfang der Studie löst Irritation aus
Der Umfang der Umweltverträglichkeitsstudie mit all ihren zu berücksichtigenden Einzelbereichen, zu denen auch Verkehrsuntersuchungen, technische Planungen, sowie Schall- und Schadstoffuntersuchungen gehören, schien bei den Teilnehmern doch Irritationen auszulösen. „Wenn das alles mitberücksichtigt werden soll, nutzen dann unsere Vorschläge noch etwas?“ meinte ein verunsicherter Frager. Alles fließe mit ein, versicherte Blum und verdeutlichte nochmal, dass dies keine Alibiveranstaltung sei. „Die Fachleute sind auf Ihr Wissen angewiesen!“
So verbrachten die Teilnehmer, darunter nur zwei Frauen, den ganzen Nachmittag über den Karten mit dem riesigen Planungsareal, markierten neuralgische Punkte, beschrieben Klebezettel mit Begründungen, diskutierten und benannten das Für und Wider bestimmter Flächen und Bereiche.