Ein neues Unternehmen, die Regionenbahn GmbH, sorgt seit Juli dafür, dass die Biberbahn-Züge auf der Ablachtalbahn-Strecke unterwegs sind. Die neue Firma plant mit dem Förderverein Ablachtalbahn am Samstag, 21.¦September, eine interregionale, politische Sonderfahrt im Kreis Konstanz, um Entscheidungsträger und Anlieger über die Chancen der Bahnreaktivierungsprojekte von Singen nach Rielasingen und von Radolfzell über Stockach nach Mengen zu informieren, wie Frank von Meißner, einer der beiden Geschäftsführer der Regionenbahn GmbH auf Anfrage des SÜDKURIER mitteilte.

Die Regionenbahn GmbH fährt in Kooperation mit und im Auftrag von DB Regio die Züge, die als Biberbahn im Freizeitverkehr zwischen Stockach und Mengen unterwegs sind. Diese hat das Land für Fahrten sonntags und feiertags bei der DB Regio bestellt. „Unser gemeinsames Bestreben zielt darauf ab, dass wir das Know-how der DB als Deutschlands größtem Nahverkehrsbetreiber einerseits mit den regionalen Kenntnissen und dem örtlichen Bezug und der Motivation unseres regionalen Bahnunternehmens andererseits kombinieren. Damit wollen wir gemeinsam den Fahrgästen ein optimales Angebot auf der Biberbahn bieten“, erklärt Frank von Meißner. Er ist als Betriebsleiter für die Ablachtalbahn zuständig. Eigentümerinnen der Strecke sind die Gemeinden Sauldorf und Meßkirch.

Die DB Regio setzt modernisierte Züge im neuen, gelb-weißen Landes-Design ein, die mit WLAN, großen Fahrradabteilen und Klimaanlage noch ...
Die DB Regio setzt modernisierte Züge im neuen, gelb-weißen Landes-Design ein, die mit WLAN, großen Fahrradabteilen und Klimaanlage noch mhr Komfort bieten; hier im neuen Haltepunkt Mühlingen-Zoznegg. | Bild: Frank von Meißner
  1. Mietet die Regionenbahn GmbH das rollende Material? Dazu teilt Frank von Meißner mit: „Die Aufgabenteilung sieht vor, dass wir von den Stärken der DB Regio profitieren und auf deren Züge – moderne und zurzeit in Modernisierung befindliche Triebwagen vom Typ Regio-Shuttle mit Niederflureinstieg, Klimaanlagen, WLAN und großen Fahrradabteilen – zugreifen. Ferner nutzen wir die mobilen Verkaufsgeräte der DB, die uns den einfachen Verkauf von den unterschiedlichsten Tickets nach Nah und Fern ermöglichen. Die DB sorgt auch für die Fahrplanauskunft der Biberbahn-Züge deutschland- und europaweit (zum Beispiel über www.bahn.de).“ Die Regionenbahn GmbH kümmere sich in eigener Verantwortung darum, dass die Züge dann tatsächlich rollen. Dazu hatte sie alle eisenbahnrechtlichen Genehmigungen gemäß der Paragrafen 6 und 7f des allgemeinen Eisenbahngesetzes beantragt und von der Landeseisenbahnaufsichtsbehörde bewilligt bekommen: Die Unternehmenskonzession sowie die Erlaubnis zur Aufnahme des Betriebs.
  2. Wer fährt die Züge der Biberbahn? Das Personal kommt aus der Region rund um die Ablachtalbahn, vom Partner- und Schwesterunternehmen der Regionenbahn GmbH, der Firma BLG Lokführer-Gesellschaft in Baden mbH. Mit deren Inhaber, Pit Bretschneider, hat Frank von Meißner die Regionenbahn GmbH gegründet. Die BLG mit Sitz in Immendingen hat rund 30 Mitarbeitende. „Der lokale Bezug sowohl unserer Eisenbahner als auch unserer zweiköpfigen Geschäftsführung zur Ablachtalbahn ist unsere Stärke. Es ist für mich persönlich schon ein tolles Gefühl, auf der ‚eigenen‘ Bahnstrecke – deren Infrastruktur ich als Eisenbahnbetriebsleiter für die Stadt Meßkirch reaktiviert habe und betreibe – selber und mit dem ‚eigenen‘ Eisenbahnverkehrsunternehmen fahren zu dürfen“, erläutert Frank von Meißner seine Motivation.
  3. Gelten die Regelungen für die Biberbahn auch für die Pfullendorfer Räuberbahn? Nein. Allerdings sei das Bürgerbahnprojekt auf der Räuberbahn, wo auf ehrenamtlicher Basis von Freiwilligen zusätzlich zum vom Land bestellten DB-Verkehren Nahverkehrszüge gefahren werden, schon ein Stück weit ein Vorbild für die Organisation und Kooperation gewesen. Denn bei der Bürgerbahn wurde ebenfalls ein regionales Eisenbahnverkehrsunternehmen gegründet, das durch die DB Regio in Form von Vermietung der Räuberbahn-Züge unterstützt wird.
  4. Wo sieht die Regionenbahn GmbH Expansionsmöglichkeiten? Mit der Reaktivierung von Eisenbahnen und neuen Verkehrsangeboten entwickele sich der Eisenbahnsektor dynamisch. Dank der Expertise der beiden Geschäftsführer sehen diese gute Voraussetzungen, dass das zunächst nebenberuflich gegründete Unternehmen am Markt wachsen kann. „Geschäftsfelder sehen wir sowohl im Bereich der Eisenbahninfrastruktur – also was Übernahme, Planung, Bau und Betrieb von Bahnstrecken oder Anschlussgleisen anbelangt – als auch im Bereich des Eisenbahnverkehrs: also der Organisation beziehungsweise Durchführung von Zugfahrten. Unsere Zielgruppe sind sowohl Kommunen, Gleisanschlussbetreiber aber auch Logistiker“, so von Meißner.
  5. Weitere Projekte? „Da mein Mitgründer und ich ja schon seit Jahren in der Bahnbranche tätig sind und dabei viele Kontakte knüpfen und auch so manche Erfolge einfahren konnten, haben wir ein gutes Netzwerk und einen – so würde ich sagen – ziemlich guten Ruf. Dementsprechend erfreuten wir uns schon wenige Wochen nach der Unternehmensgründung über konkrete Anfragen beziehungsweise schon erste weitere Projekte. Das lässt uns optimistisch in die Zukunft schauen“, so Frank von Meißner. Konkreter wird es nicht.
  6. Wann entstand die Idee für ein eigenes Eisenbahnunternehmen? Die Idee, mit einem Eisenbahnunternehmen für die DB Regio auf der Ablachtalbahn tätig zu werden, entstand schon Mitte 2023, nachdem DB Regio vom Landesverkehrsministerium den Zuschlag für die Zugleistungen zwischen Allgäu und Bodensee – und auch auf der Ablachtalbahn – bekommen hatte.
  7. Und die Arbeit in Ludwigsburg? Laut Ludwigsburger Kreiszeitung soll Frank von Meißner wegen unterschiedlicher Auffassungen zu personellen Themen, wie einer Doppelspitze, aus seinem Hauptjob in Ludwigsburg ausgeschieden sein. Er sagt dazu: „Bei der Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg handelt es sich um ein politisch, technisch und finanziell extrem herausforderndes Großprojekt mit Investitionen im mittleren dreistelligen Millionen-Bereich. In den vergangenen drei Jahren habe ich dort viele Meilensteine erreichen können. Klar ist: Nur mit 100-prozentiger Rückendeckung sowohl für das Projekt als auch für den Geschäftsführer kann so ein Vorhaben gelingen. Daran gab es zum Schluss aber Zweifel. Deswegen ist es für mich nur folgerichtig, das Ludwigsburger Projekt zum Oktober zu verlassen. Die Trennung erfolgt im bestem Einvernehmen; das zeigt sich auch daran, dass ich dem Projekt auch weiterhin für strategische Fragen beratend zur Verfügung stehen werde.“
Das könnte Sie auch interessieren