Die Ereignisse beim angeschlagenen Küchenmöbelhersteller Alno überschlagen sich. Am 11. Juli wurde für die Alno AG, die Gustav Wellmann GmbH & Co. KG und für die Alno Logistik & Service GmbH ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet, das vom Amtsgericht Hechingen in dieser Form genehmigt wurde. Am vergangenen Freitag folgte überraschend auch ein Insolvenzantrag für die Tochterfirma Pino, der mit gescheiterten Gläubigerverhandlungen begründet wurde.
Sollten diese Gespräche doch noch erfolgreich verlaufen, will Alno den Antrag am heutigen Montag zurückziehen. In Medien wurde auch berichtet, dass es bei der Bestellung der Generalbevollmächtigten, die den im Amt belassenen Vorstand bei der Geschäftsführung begleiten, unterstützen und kontrollieren sollen, zu Konflikten gekommen sei. Am gestrigen Sonntag nahm die Alno in einer ausführlichen Pressemitteilung Stellung zu der aus ihrer Sicht teilweise falschen Berichterstattung. Konkretisiert wurde darin, dass es drei sogenannte Gläubigerausschüsse gibt, für jede von der Insolvenz betroffene Firma im Prinzip einen. Im Ausschuss für die Alno sitzen Vertreter der Warenkreditversicherer, eines Factoring-Unternehmens, der Anleihegläubiger, der Agentur für Arbeit, des Pensions-Sicherungs-Vereins aG und der Arbeitnehmer. In den beiden anderen Ausschüssen sitzen neben Arbeitnehmervertretern die Agentur für Arbeit und Warenkreditversicherer. "Bankenvertreter sind nicht vertreten, da die Alno AG und ihre deutschen Tochtergesellschaften keine Bankverbindlichkeiten haben", stellt das Unternehmen klar.
Erstmals informiert die Alno, dass die im Dezember 2016 abgelöste Finanzchefin Ipek Demirtas, die sechs Jahre mit dem im Mai als Vorstandschef abgelösten Max Müller das Führungsduo bildete, im März 2017 die fristlose Kündigung bekommen hat.
Möglicherweise spielen dabei Demirtas Aktivitäten außerhalb von Alno eine Rolle. So heißt es in der gestern verbreiteten Presseerklärung, dass in Zusammenhang mit dem Insolvenzantrag von Pino Informationen vorliegen, wonach Demirtas ein Drittel der Aktien des Liechtensteiner Gesellschaft gehört, die im März Lieferantenforderungen von Pino gekauft haben soll. Warum der Küchenmöbelhersteller für Pino überhaupt einen Insolvenzantrag gestellt hat, ist unklar. Nach Informationen eines Magazins sollen Investoren über die Kanzlei Heuking ein Kaufangebot für das profitable Tochterunternehmen abgegeben haben, das noch Forderungen von 40 Millionen Euro an den Mutterkonzern hat. In der Insolvenzmeldung für Pino hatte Alno angegeben, dass man den Antrag stellen wird, weil Gläubigerverhandlungen, darunter mit einer Liechtensteiner Gesellschaft, bislang zu keiner Einigung führten.