Wer mit offenen Augen das Seeparkufer entlangläuft oder spazieren geht, wird mit den Aktivitäten des Bibers konfrontiert. An etlichen Bäumen sind die Spuren deutlich zu sehen, denn in nächtelanger Arbeit fällt der Nager auch ganz dicke Exemplare. Die Verwaltung prüft im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht dauernd die Böschungen und muss Bäume fällen, die aufgrund des Verbisses nicht mehr standsicher sind.

Vor wenigen Tagen machte sich auch die für den südlichen Landkreis zuständige Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen, Sabine Behr, vor Ort ein Bild. „Die Biberaktivitäten sind nicht so dramatisch“, fasst die Expertin im Gespräch mit dem SÜDKURIER ihre Eindrücke zusammen. Die Gefahr, dass der Biber den kompletten Baumbestand des Seeparks im Laufe der Zeit fällen wird, sieht sie nicht, da durch Naturverjüngung auch wieder Bäume nachwachsen. Dass der Seepark-Biber nicht wie viele Artgenossen die Birke als Leibspeise bevorzuge,

sondern andere Arten und viele große Exemplare fälle, ist nach Angaben der Fachfrau nicht ungewöhnlich, denn als Vegetarier habe er 300 Pflanzenarten auf dem Speisezettel, darunter auch Hartholz, wobei er natürlich Weichholz bevorzuge. Die Frage, wie viele Biber den Lebensraum Seepark mittlerweile bevölkern, kann Sabine Behr nicht beantworten, da sie keine entsprechenden Beobachtungen gemacht hat. Sie vermutet, dass mindestens ein Elternpaar in der Biberburg wohnt und womöglich eine Nachwuchsgeneration großzieht. Ob sie dabei, wie bei Bibern üblich, von älteren Jungtieren unterstützt werden, die spätestens nach zwei Jahren vertrieben werden, ist unklar.

Für die Biberbeauftragte steht außer Frage, dass die Seeparkverantwortlichen Maßnahmen zum Schutz von großen Bäumen oder Solitärbäumen beispielsweise mit Schutzgittern ergreifen sollen und können. Dass Verbrämungsaktionen durchaus Erfolg haben, zeigen die Aktivitäten im Pfrunger-Burgweiler Ried. Dort sorgte ein Biberdamm dafür, dass ein millionenteures Werk zur Wasserregulierung quasi stillstand. Daraufhin wurde die Krone des Dammes verringert und der Biber verzichtete darauf, Bäume zu fällen, um seine Burg wieder vollständig herzurichten. Seitdem gibt es keine Probleme mehr, wie Sabine Behr erklärt.

Jörg-Arne Bias, Geschäftsführer des Seeparks, will die Empfehlungen, die er von der Biberbeauftragten bezüglich des Schutzes von so genannten Solitärbäumen bekommt, schnell umsetzen. Man will keinen Drahtverhau um die Bäume errichten, weil solche Schutzbauten nicht unbedingt in die Seeparkoptik passen und die Biber diese öfters untergraben, um den Baum trotzdem zu fällen. Die Schutzmaßnahmen sollen baldmöglichst durch Jürgen Seyfried umgesetzt werden, der nicht nur Umweltbeauftragter, sondern auch Forstmann ist. Denn in einigen Wochen werden die Biber verstärkt auf Nahrungssuche gehen, weil dann wieder Nachwuchs im Bau erwartet wird.

So berichtete der SÜDKURIER am29. Dezember 2015.
So berichtete der SÜDKURIER am29. Dezember 2015.

Schutzmaßnahmen

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ist der Biber streng geschützt. In Bayern gibt es seit 1996 ein zentrales Bibermanagement, das auch Ausgleichszahlungen für Biberschäden gewährt. Schäden in Gehölzen sollten nicht gleich entfernt werden, sonst fällt der Biber weitere Bäume. Schutz von Obstbäumen durch Draht hosen und Einbau von Gittern in Dämmen schon beim Neubau. An Konfliktpunkten können die Tiere in Lebendfallen gefangen und zur Wiederansiedlung „exportiert“ werden. (siv)