Seit der Biber den Seepark als Heimat entdeckt hat, wird über die Zahl der Nager spekuliert. Der Fellträger ist bekanntlich streng geschützt und vornehmlich in der Nacht unterwegs, so dass Besucher ihn nur selten zu Gesicht bekommen. Das einzige Indiz, das Rückschlüsse auf die mögliche Gruppenstärke zulässt, sind die Spuren seiner Aktivitäten an den angeknabberten oder gefällten Bäumen.

Verblüfft entdecken Spaziergänger und Jogger, dass sich der Nager auch an sehr großen Bäumen zu schaffen macht, wobei der Seeparkbiber die eigentliche Leibspeise seiner Artgenossen, nämlich Birken, gänzlich unberührt lässt. "Unser Biber hat es vor allem auf die Weiden abgesehen", verdeutlicht Seeparkgeschäftsführer Jörg-Arne Bias im SÜDKURIER-Gespräch, dass die Fällaktionen des Nagers an manchen Stellen ärgerlich seien, aber von einem Kahlfraß könne nicht die Rede sein. Bias weist darauf hin, dass sich manche angeknabberte Bäume wieder erholten und neu austreiben. Und in den Lücken wachsen dank Naturverjüngung junge Bäume in die Höhe.

Dennoch startet in diesen Tagen die seit geraumer Zeit angekündigte Schutzaktion für etwa 100 Exemplare im Seepark. Gemeinsam mit dem städtischen Umweltbeauftragten Jürgen Seyfried hat man die Solitäre markiert, die nun mit einem Zaun geschützt werden. Die Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen, Sabine Behr, gab hier den nützlichen Tipp, wonach beim Landratsamt Sigmaringen spezielles Zaunmaterial vorrätig ist. Krankheitsbedingt musste die Maßnahme um einige Wochen verschoben werden, aber jetzt gehen Seepark-Ranger Andreas Lungfield und seine Kollegen an die Arbeit.

Auch in der Vergangenheit mussten wegen den Biber-Aktivitäten Bäume gefällt werden. "Wir überprüfen die Standfestigkeit im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht und ergreifen dann die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen", erklärt Geschäftsführer Bias, dass der Schutz der Seeparkbesucher absoluten Vorrang hat. Niemand will, dass angenagte Bäume plötzlich umstürzen und Spaziergänger oder Jogger gefährden. Der jeweilige Stamm wird abtransportiert, aber das übrige Schnittgut überlässt man dem Biber. Damit kann der Nager seinen Nahrungsbedarf decken und wird womöglich davon abgehalten, gesunde Bäume mit seinen Zähnen zu bearbeiten. Sicher ist nach Angaben von Geschäftsführer Bias, dass nur eine Biberfamilie eine Burg gebaut und darin mindestens schon eine weitere Generation geboren hat. Wenn sich, wie vermutet, schon weiterer Nachwuchs eingestellt hat, dann unterstützen die Erstgeborenen ihre Eltern bei der Aufzucht, bis sie selbst aus dem Bau vertrieben werden. Und dann bleibt abzuwarten, wo sich diese jungen Auswanderer dann niederlassen, denn nach Aussage der Biberbeauftragten bietet der Seepark nur Platz für eine Familie.

Biberpopulation

Der Biber als größtes einheimisches Nagetier ist nach seiner Ausrottung vor rund 150 Jahren wieder auf dem Vormarsch. 2002 wurde ihre Zahl im Regierungspräsidium Tübingen auf 100 bis 120 Tiere geschätzt und zehn Jahre später waren es rund 700 Exemplare. Die Verbreitung ging von der bayrischen Donau aus in den Alb-Donau-Kreis, der Ende der 80er Jahre besiedelt wurde. Über Donau und Iller und ihre Zuflüsse erfolgte die Besiedlung der Landkreises Sigmaringen.