Die Biotopverbundplanung beschäftigt weiterhin den Stettener Gemeinderat. Er steht der Umsetzung der geplanten Maßnahmen zum Schutz der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke am Schaufelsen sowie für die Kreuzotter im Schmeiental weiterhin kritisch gegenüber. Auch im zweiten Anlauf gelang es der Verwaltung und den beteiligten Experten nicht, das Gremium von der Bedeutung der Maßnahmen zu überzeugen.

Keine Zustimmung für Rodung

Mehrheitlich votierte das Gremium in seiner jüngsten Sitzung gegen die Umsetzungspläne, nach denen für die Kreuzotter im Schmeiental entlang des Flüsschens diverse Tümpel mit einzelnen größeren und mehreren kleineren Stehgewässern angelegt werden sollen. Auch die linienhaft geplante Rodung einzelner Bäume zwischen der Hangkante und dem Wanderweg beim Schaufelsen fand im Gremium keine Zustimmung. Da half auch der Rettungsversuch von Gemeinderat Lothar Löffler nicht. Der hatte angesichts der kritischen Haltung des Gremiums vorgeschlagen, die Maßnahmen in mehrere Abschnitte aufzuteilen, um vor einem zweiten Schritt beobachten zu können, wie die Maßnahmen wirken.

Schon erster Beschluss umstritten

Bereits im Februar 2022 war der grundsätzliche Beschluss des damaligen Gemeinderats zur Erstellung eines Biotopverbundplanes umstritten und kam nur mit einer Stimme Mehrheit zustande. Insbesondere Landwirte hatte Bedenken angemeldet, befürchtete über kurz oder lang zur Umsetzung bestimmter Maßnahmen verpflichtet zu werden, obwohl das aktuelle Gesetz von Freiwilligkeit ausgeht. Mit genauso knapper Mehrheit hat der Gemeinderat im April 2022 den Auftrag zur Erstellung der Planung an das Büro Ina Südwest aus Herrenberg vergeben. Der Auftrag wurde im März 2023 um die Erfassung der Tierarten in dem Gebiet erweitert, weil die Datenlage zu den Vorkommen der sogenannten wertgebenden Arten in Stetten unbefriedigend sei.

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Ortsbesichtigung im Dezember

Im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung am 18.¦November 2024 hatten dann die Experten Lara Braun vom Landratsamt Sigmaringen, Michael Koltzenburg, Biologe des Büros Ina Südwest sowie Thomas Barmann vom Regierungspräsidium Tübingen, den aktuell 225 Seiten umfassenden Entwurf im Stettener Gemeinderat vorgestellt. Nach intensiver Debatte hatte das Gremium dem Entwurf der Planung zugestimmt, seine Zustimmung zur Umsetzung der Maßnahmen für die Gebirgsschrecke und die Kreuzotter jedoch von einer Ortsbesichtigung abhängig gemacht. Wie Bürgermeister Maik Lehn in der Sitzung erläuterte, hatte diese Besichtigung dann am 13. Dezember stattgefunden. Anfangs der Debatte zeigte sich der Vorsitzende noch optimistisch, dass der Vor-Ort-Termin positiv verlaufen und für viele Räte wichtig gewesen sei. Er habe die Fachbehörden um Stellungnahmen zu Fragen des Gremiums gebeten, denen diese – ausweislich der Sitzungsvorlage – umfangreich nachgekommen seien. Die Verwaltung schlage daher vor, den Maßnahmen zuzustimmen, sagte Bürgermeister Maik Lehn.

Bevölkerung gegen die Maßnahmen

Frohnstettens Ortsvorsteher und Gemeinderat Alfio Tomaselli eröffnete die Debatte mit dem Hinweis, dass sich sowohl der örtliche Albverein als auch die Sportfischer bei ihren Versammlungen gegen die Maßnahmen ausgesprochen hätten. Dem stimmte auch Klaus-Dieter Halder zu: „Die Haltung der Bevölkerung ist nach wie vor äußerst kritisch und negativ“, sagte er, weswegen er dagegen sei. Auch Oliver Beil war „absolut dagegen“. „Wir müssen die Natur auch mal sich selbst überlassen“, sagte Beil, während Christian Löffler die Sache „eher positiv“ bewertete.

Beide Maßnahme abgelehnt

Angesicht der kritischen Haltung des Gremiums schlug Löffler vor, über die beiden Maßnahmen getrennt abzustimmen, was dann auch geschah. Johannes Hahn äußerte sich ablehnend und machte deutlich, dass er schon der Planung nicht zugestimmt hätte, die allerdings – wie der Bürgermeister betonte – noch vom früheren Gemeinderat in Auftrag gegeben worden war. „Was anfangs freiwillig ist, wird irgendwann zur Pflicht“, warb Bruno Pozzi dafür, „wenigstens irgendwas“ umzusetzen, um nicht komplett raus zu sein, bevor die jeweilige Abstimmung erfolgte, die durchweg negativ ausfiel. „Das heißt, wir machen keine der beiden Maßnahmen“, fasste der Vorsitzende kurz zusammen und nannte die Abstimmung „einen Hochgenuss der Demokratie“.