Bad Dürrheim Alle vier Wochen wird in der Kurstadt eine historische Stadtführung mit Salzsieder Sepp angeboten. Dahinter steckt Wilfried Strohmeier, ein Bad Dürrheimer Urgestein, der im Geschichts- und Heimatverein den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden innehat. Wer bei seinen Führungen dabei ist, lernt die Ursprünge der Bad Dürrheimer Salzgewinnung kennen, und damit einen Meilenstein der Stadtgeschichte, die den Wohlstand des Gemeinwesens bis heute begründet.
Startpunkt der Führung ist das Rathaus, dort wo einst das große Salinenareal war. Die beiden historischen Rathausgebäude, die mit ihren runden Fassaden markant und auffällig sind, wurden in den Jahren 1824 und 1825 eingeweiht. Die Zeitreise startet 1785, wo es viele kleine Fürstentümer gab. Der belesene Schreiner und Hobbygeologe Konrad Heby aus Villingen gab den Tipp nach Dürrheim: „Ihr sitzt auf einem Salzstock.“ Durch den lehmigen und wenig ertragreichen Boden bestand kein Interesse eine ausgeschriebene Mühle zu betreiben. Mit dem Hinweis auf Gipsschichten wurde mit einer Gipsmühle gestartet, welche als Keimzelle für spätere Hotels gilt.
Durch Napoleons Neuordnung gab der fortschrittliche Großherzog Friedrich in Baden den Vorstoß, im Land nach Salz zu suchen. Im Hindenburgpark, wo das Fundbohrloch, mit dem großen Bohrer an einem Gestell hängend, gekennzeichnet ist, wurde 1821 mit dem Bohren gestartet. Das war ein großes Spektakel für das kleine Bauerndorf. Ein halbes Jahr später stieß man unter großem Jubelgeschrei in 112 Meter Tiefe auf den Salzstock, der sich von Donaueschingen bis Rottweil zog. Das sollte das Leben in Dürrheim schnell ändern, denn das weiße Gold wurde für die Industrie benötigt. In dem prägenden Bild der Schichtstufenlandschaft der Baar schützte eine Tonschicht das Salzlager. Durch die Bohrungen wurde das Erdreich verdrängt, Wasser floss ein und beförderte das Salz nach oben. Das große Salinengebäude mit Bohrhaus, Siehäuser und Lager entstand. In riesigen Pfannen wurde das Salzgemisch von unten befeuert und die Arbeiter schoben mit ihren Werkzeugen das weiße Gold an die Wannenränder. „Die Schwenninger behaupten, dass die Bäume vom Schwenninger Moos in der Saline verfeuert wurden – und das stimmt“, berichtet der kundige Führer. Zum Abtransport des Salzes dienten zunächst Pferdefuhrwerke. Mit den Straßennamen Bahnhofstraße und Eisenbahnstraße wird deutlich, hier waren mal Schienen. Mit einem Kopfbahnhof wurde Dürrheim an die Schwarzwaldbahn angeschlossen, denn in den 1950er-Jahren wurde das hochwertige Salz sogar bis nach Afrika verschifft. Man arbeitete mit Bad Rappenau zusammen und das weiße Gold Dürrheims wurde in Säcken und blauen Kartons mit der Aufschrift „Vollsalz Düra“ verpackt.
Am jetzigen Turner- und Pfadfinderheim war der Verladeplatz auf die Züge. Der Schienenweg entspricht dem Radweg, der vom Zentrumsparkplatz neben der Scheffelstraße Richtung Villingen stadtauswärts geht.
Mit dem Salz zog in Dürrheim auch der Tourismus ein. Namhafte Hotels, wie das imposante Hotel Kreuz, und Restaurants entstanden. In Dürrheim lebten nun viele Menschen vom Kurwesen, wo die Sole wertvollen Einsatz bekam. Die reine Salzproduktion wurde immer unrentabler. Somit beschloss man Ende 1960 den Rückbau der Saline. Der hohe Kamin, der 1931 eingeweiht und lange Wahrzeichen der Stadt war, wurde am 30. April 1974 gesprengt.
Am Heimatmuseum, wo die Führung kurz Halt macht wird das Entwurfswappen der Stadt gezeigt mit einem abgebildeten Esel, dem Wahrzeichen früherer Adelsleute. Man wollte aber nicht als Esel der Baar gelten und entschied sich für das Johanniterkreuz, die Sonne und die Wellenlinien, die die Sole symbolisieren. Der lange Strich dazwischen ist ein Hinweis auf ein Bohrloch. Wilfried Strohmeier zeigt historische Bilder mit prächtigen Gebäuden.
Viele der 30 Teilnehmer waren enttäuscht, dass so viel abgerissen wurde, zumal die Stadt im zweiten Weltkrieg verschont wurde. Der Spagat in die Jetztzeit gelang mit den Berichten zum Kindersolbad am Ende der Luisenstraße mit der Hoffnung, dass durch die neuen Besitzer der Luisenklinik ein Teil der imposanten Gebäude saniert wird. Am Schluss gab es von Strohmeier ein Schnaps oder ein Schluck Bad Dürrheimer Mineralwasser.
Wer mehr über die Geschichte der Saline erfahren möchte, kann auch das Heimatmuseum jeden Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr besuchen. Wilfried Strohmeier hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Sole, Salz, Bad Dürrheimer Salinengeschichte(n)“, das man über ihn, im Heimatmuseum oder Morys Buchhandlung für 20 Euro bekommt.