Bürgermeister Walter Klumpp wird für die Wahl im kommenden Jahr nicht mehr kandidieren, diese Nachricht wurde von den fünf Fraktionen im Gemeinderat überrascht aufgenommen. Damit sind sie aufgerufen, für die Wahl am 31. März einen möglichen Kandidaten zu suchen. Nachdem sich der 60-Jährige nach einem Herzinfarkt, den er im Mai erlitten hatte, wieder gut erholt hat, rechnete man weder bei der SPD, der LBU, der FDP, den Freien Wählern noch bei der CDU mit einem Rückzug.
- CDU: "Ich hätte mir gewünscht, dass er noch einmmal kandidiert, aber ich respektiere die Entscheidung, genauso wie die gesamte CDU-Fraktion", sagt Heinrich Glunz, der nicht nur den Fraktionsvorsitz der CDU innehat, sondern auch als Stellvertreter von Walter Klumpp fungiert. Da Parteivorstand bisher davon ausgegangen war, dass Klumpp sich noch einmal aufstellen lässt und er dabei die Unterstützung der Partei erhalten hätte, habe man sich bislang noch nicht positioniert. Gespräche sollen erst folgen, nachdem sich der Stadtverband am 24. Oktober neu konstituiert hat. "Die Zeitspanne bis zur Wahl am 31. März gibt genügend Raum, sich um einen geeigneten Nachfolge-Kandidaten zu bemühen", sagt Glunz.
- SPD: Den Zeitraum bis zur Wahl hält Derya Türk-Nachbaur, Fraktionssprecherin der SPD, anders als Heinrich Glunz für relativ knapp. Der Bürgermeisterwahlkampf in Villingen-Schwenningen habe gezeigt, dass ein solcher ausreichender Vorbereitungszeit bedarf. Ideal wäre ein Jahr, meint Türk-Nachbaur. "Wir dachten er schmeißt seinen Hut noch einmal in den Ring. Ich denke aber, dass er eine richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt getroffen hat", sagt sie. Nach dem Herzinfarkt des Bürgermeisters habe man sich schon einmal Gedanken gemacht, was in Zukunft sein könnte. Es gab auch einige Anwärter, die habe man aber wieder verworfen, nachdem man Klumpps gute gesundheitliche Entwicklung vernahm. "Ich fände eine Bürgermeisterin toll, eine junge und dynamische Frau. Und dabei rede ich nicht von mir", sagt Türk-Nachbaur.
- FDP: Hans Buddeberg, Stadtratsmitglied der FDP, bedauert die Entscheidung Walter Klumpps, er und die Fraktion haben aber Verständnis für diese. Weil auch der Stadtkämmerer Jörg Dieterle Mitte 2019 das Rathaus verlässt und am 30. Juni 2019 die zweite Amtszeit Walter Klumpps endet, stehe man vor einer schwierigen Situation. "Es wird nicht ganz einfach sein, jemanden zu finden, der in die großen Schuhe von Walter Klumpp hineinpasst", sagt Buddeberg. "Bislang haben wir keinen Namen, den wir in den Ring werfen", sagt er. Der Vorstand wird sich umschauen und dabei nicht unbedingt auf einen Liberalen abzielen. "Die Zeitschiene ist nicht unendlich lang, bis Jahresende muss eine Kandidatur stehen", sagt er.
- LBU: "Es wird ein Einschnitt im Rathaus sein, weil ziemlich genau zeitgleich auch Jörg Dieterle geht", sagt der Fraktionssprecher der LBU, Wolfgang Kaiser. Er und seine Partei respektieren die Entscheidung Walter Klumpps. Bei der Suche eines potenziellen Nachfolgers stehe die Parte noch ganz am Anfang. Generell sei es nicht einfach, solch ein Amt zu besetzen. "Man muss da schon aktiv schauen." Die Parteizugehörigkeit sei dabei eher nachrangig, vielmehr gehe es um die Persönlichkeit und die Referenzen eines Anwärters.
- Freie Wähler: Günter Tschida, Fraktionssprecher der Freien Wähler, war zunächst sprachlos als er von der Entscheidung Klumpps erfuhr. Die Freien Wähler hätten ihm ihr Vertrauen weiterhin zugesichert. Einen adäquaten Nachfolger zu finden sei "doppelt schwierig", denn auch für die Kommunalwahlen am 26. Mai müssten Kandidaten für die Stadtratsliste gefunden werden. Auch ein Anwärter einer anderen Fraktion mit entsprechenden Referenzen sei nicht auszuschließen.
Zahlen
Bei der Bürgermeisterwahl am 17. April 2011 wurde Walter Klumpp, der den Freien Wählern angehört, als Rathauschef im Amt bestätigt. Bei einer Wahlbeteiligung von 41,7 Prozent entfielen 97,2 Prozent der abgegebenen Stimmen auf ihn. Der Gegenkandidat Rüdiger Widmann holte 2,4 Prozent der Stimmen. Die Stadt hat 13 243 Einwohner (Stand Juni 2018). Anders als 2011 können 2019 auch 16-Jährige einen neuen Bürgermeister wählen. Über die Zahl der Wahlberechtigten konnte vonseiten der Stadt bis Redaktionsschluss keine Auskunft erteilt werden.