Blumberg – Warum gibt es für den Blumberger Schulcampus doch keinen Architektenwettbewerb, wie es lange Zeit geheißen hatte? Nachdem der SÜDKURIER gestern der Frage nachging, weshalb sich für die Fachplanung keine Blumberger Büros beworben hatten, rückt nun das Thema Architektenwettbewerb in den Fokus.

Der Auftrag

Am 26. April 2018 beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, zwei bis drei geeignete Büros für Projektsteuerung zu kontaktieren. Sie sollten sich alsbald im Gemeinderat vorstellen, der dann ein Büro beauftragen würde, das Pflichtenheft zu erstellen und den Architektenwettbewerb zu betreuen.

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Im Gemeinderat am 19. Juli war dann von einem Architektenwettbewerb nicht mehr die Rede. Der Gemeinderat beschloss vielmehr, für die Architekten- und Ingenieurleistungen eine europaweite Ausschreibung. Die Durchführung sollte die Firma BPM Bau- und Projektmanagement Hartl GmbH im bayerischen Pfarrkirchen übernehmen. In der gleichen Sitzung wurde der Sonderausschuss Schulcampus gegründet und zehn Mitglieder des Gemeinderats dorthin entsandt.

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War den Mitgliedern des Sonderausschusses bewusst, dass es keinen Architektenwettbewerb geben würde? CDU-Fraktionssprecher Dieter Selig äußerte sich so: Die europaweite Ausschreibung ergebe sich aus der Auftragssumme. Es habe ja ein Architektenwettbewerb stattgefunden, aber ohne Entwürfe. Die Entwürfe, so Selig, seien ja nicht Voraussetzung. Es liege daran, wie das beauftragte Büro Hartl das handhabe, das Büro lege die Kriterien fest. "Für uns war klar, dass es keine baulichen Entwürfe geben wird". Das hätte in das Pflichtenheft aufgenommen werden müssen, das der Sonderausschuss nichtöffentlich beschlossen habe.

Gewähltes Verfahren ebenfalls eine Art Wettbewerb

Für Architekten bedeutet ein Wettbewerb in der Regel etwas anderes. "Für mich ist ein Architektenwettbewerb ein Verfahren, in dem verschiedene Büros eine Planungsaufgabe bearbeiten und einen Vorentwurf erarbeiten und eine Jury entscheidet", erklärt Architekt Alexander Schmid, Vorsitzender der Architektenkammer im Schwarzwald Baar Kreis. Er betonte aber, dass das von der Stadt Blumberg gewählte Verfahren genauso zulässig sei und ja ebenfalls eine Art Wettbewerb darstelle.

Zuerst muss die Förderung klar sein

Stadtrat Dieter Selig sieht die Situation so: "Was nützen uns Modelle von einem Schulcampus, wenn noch gar nicht klar ist, welche Förderung vom Regierungspräsidium Freiburg kommt." Der Ausschuss habe die verschiedenen Leistungsphasen an die Fachplaner vergeben. Mit deren Ergebnissen könnten sie dann beim Regierungspräsidium wegen der Zuschüsse vorstellig werden. Denn das Ganze müsse in einem für die Stadt finanziell machbaren Rahmen bleiben.

Finanziellen Spielraum klären

Stadtrat Horst Fürderer (CDU) erklärt, sicher liege der Fokus von vielen Menschen bei einem Schulcampus auf der Äußeren – sprich dem Gebäudekomplex. Hinter einem solchen Projekt stecke aber noch viel mehr. Bevor sie über architektonische Baukörper diskutierten, müsse man erst einmal klären, welche jetzigen Gebäude zum Beispiel überhaupt gefördert würden und welchen finanziellen Spielraum die Stadt habe. Wenn dies alles geklärt sei, "können wir mit dem Büro anschließend die Rahmenbedingungen abstecken."

Jede Menge Aufgaben gestellt

Stadtrat Rainer Gradinger (Freie Liste) betonte, es habe einen Wettbewerb gegeben, sie hätten den Büros jede Menge Aufgaben gestellt.

Stadtrat Edgar Blessing (Freie Liste) machte deutlich, dass das beauftragte Büro Hartl ein bedarfsorientiertes Anforderungsprofil für einen Schulcampus inklusive Referenzen wie den Bau einer Schule erarbeitet habe.

Stadtrat Werner Waimer (SPD/FDP-Fraktion) wies darauf hin, den Sonderausschuss Schulcampus habe man gegründet, weil man in Zeitdruck gewesen sei. Zudem hänge das Vorhaben auch von den Zuschüssen des Regierungspräsidiums ab.

Die einzelnen Schritte für den Schulcampus im Gemeinderat seit März 2018

Bis März 2018 erstellte das Büro Conzeptk aus Regensburg ein pädagogisches Raumkonzept. Die Mehrheit des Gemeinderats war damit nicht zufrieden, nach Kritik von CDU und Freier Liste erhielt Conzeptk keinen Folgeauftrag mehr, wie es die Verwaltung vorgeschlagen hatte.

  • 22. März 2018: Nach mehr als einstündiger, intensiver Debatte nimmt der Gemeinderat das vorgetragene Raumkonzept des Büros Conzeptk zur Kenntnis und beschließt die Grundlagen für einen Architektenwettbewerb. In den Wettbewerb ist ein zentraler Verwaltungsbereich zu integrieren, die Identität der einzelnen Schulen soll jedoch bewahrt bleiben, unter anderem mit eigenen Lehrerzimmern. Die Quadratmeterzahl soll an die höchstgeförderte Flächenzahl des Landes angelehnt werden.
  • 26. April 2018: Die Verwaltung legt, wie vom Gemeinderat am 22. März beauftragt, den Entwurf für ein Pflichtenheft für einen Architektenwettbewerb vor. Die Verwaltung wurde beauftragt, zwei bis drei geeignete Büros für Projektsteuerung zu kontaktieren. Sie sollen sich alsbald im Gemeinderat vorstellen, der dann ein Büro beauftragen wird, das Pflichtenheft zu erstellen und den Architektenwettbewerb zu betreuen.
  • 19. Juli 2018: Der Gemeinderat beschließt für die Architekten- und Ingenieurleistungen eine europaweite Ausschreibung. Die Verwaltung wird ermächtigt, mit der Firma BPM Bau- und Projektmanagement Hartl GmbH im bayerischen Pfarrkirchen einen Vertrag über 44 625 Euro für die Durchführung der europaweiten Ausschreibung abzuschließen.
  • 19. Juli 2018: Für das weitere Vorgehen wird ein „Sonderausschuss Schulcampus“ als beschließender Ausschuss gegründet, der über bis zu 250 000 Euro Haushaltsmittel verfügen kann. Aus dem Gemeinderat werden in den Ausschuss zehn Mitglieder gewählt, von der CDU Dieter Selig, Matthias Fischer, Horst Fürderer, Markus Merk und Elke Bellhäuser; von der Freie Liste Hannes Jettkandt, Rainer Gradinger und Edgar Blessing und von der SPD Luis Rocha dos Santos und Werner Waimer.
  • 13. Dezember 2018: Die Planungsleistungen des Architekten und der Fachplaner über voraussichtlich 250 000 Euro vergibt der Gemeinderat an einen „Sonderausschuss Schulcampus“. Der Ausschuss hat bereits die eingegangenen Bewerbungen überprüft und festgelegt, welche Teilnehmer zu den Verhandlungen eingeladen werden. Noch im Januar, vor der Sitzung des Gemeinderats am 31. Januar, soll der Ausschuss die Planungsleistungen vergeben.
  • 25. Oktober 2018: Bürgermeister Markus Keller gibt im Gemeinderat bekannt, dass die europaweite Ausschreibung laufe und die Stadt bis 12. November die Angebote erwarte. Einstimmig beschließt der Gemeinderat den Abriss der Eichbergschule, der Weiherdammschule und des Anbaus der Scheffelschule sowie den Erhalt der Realschule und Neubau von notwendigen Erweiterungs- und Ergänzungsflächen.
  • 11./12. Januar 2019: Der Sonderausschuss Schulcampus führt die Verhandlungsgespräche mit den eingeladenen Büros und vergibt die Aufträge für alle Gewerke der Fachplaner und nicht nur für die Architekten.
  • 21. Februar 2019: Die vom Sonderausschuss beauftragten Fachplaner werden öffentlich bekannt gegeben. (blu)