So oft wie gestern haben die Telefone im Blumberger Rathaus wohl noch nie geklingelt. Viele Bürger wollen nichts verkehrt machen und richteten deshalb ihre Fragen an die Stadtverwaltung. Alle betrafen die Ausgangssperre, die seit vergangenem Mittwoch, 24 Uhr, in Riedböhringen gilt. Was darf ich noch machen und was nicht mehr?

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Riedböhringens Ortsvorsteher Gerhard Fricker ist zum Adressat zahlreicher Bürgeranliegen geworden. Er ruft seine Mitbürger zur Besonnenheit auf, jetzt gelte es, die Lage ruhig und sachlich zu sondieren. Er hat beobachtet, dass die Corona-Krise die Menschen in zwei Lager aufteilt: Auf den einen Seite stünden jene, denen die Pandemie sehr viel Angst macht. Auf der anderen Seite gebe es diejenigen, die ruhig bleiben, abwarten und furchtlos das Ende der Corona-Krise abwarten. Weshalb die Coronavirus-Fallzahl mit 22 Infizierten gerade in seinem Dorf so hoch ist, darüber will er nicht spekulieren. Denn um eine auf Fakten basierende Antwort geben zu können, müsste er genau wissen, wer sich wann und wo angesteckt hat. Einen Zusammenhang mit den Skitouren nach Ischgl sieht er aber auch.

Das könnte Sie auch interessieren

Laut Fricker haben sich sehr viele Riedböhringer nach Bekanntwerden des ersten Corona-Falls in ihrer Heimatgemeinde freiwillig beim Gesundheitsamt gemeldet und sich testen lassen. Wo viel untersucht wird, wird natürlich auch viel gefunden. Das könne doch auch eine Erklärung für die vergleichsweise große Zahl an Covid 19-Infizierten in dem Kardinal-Bea-Dorf sein. Auch Frickers Stellvertreter Thomas Meister unterstreicht, dass mit Schuldzuweisungen sehr vorsichtig umgegangen werden müsse. Er spürt bei seinen Mitbürgern ein großes Maß an Verunsicherung. Derweil ist die Zahl an bestätigten Coronafällen in Blumberg nicht mehr angestiegen. Das Gesundheitsamt meldete am Mittwoch genauso viele Infizierte in Blumberg wie am Dienstag, nämlich 29.

Der Riedböhringer Arzt Michael Walter hat für sein Umfeld festgestellt, dass sich die Menschen an die Vorgaben des Landes und an die aus dem Blumberger Rathaus halten. Das Krisenmanagemnt von Bürgermeister Keller und seiner Verwaltung lobt der als kritischer Kopf bekannte Mediziner ausdrücklich. „Keller hat meiner Meinung nach aufgrund der Zahlen keine andere Wahl gehabt, als eine Ausgangssperre zu erlassen.“ Zu dem einen Riedböhringer, den das Blumberger Rathaus angezeigt hat, weil er trotz verhängter Quarantäne durch Dorf spazierte, fällt Walters Kommentar gewohnt deutlich aus: „Der Dummheit sind keine Grenzen gesetzt.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die in Form einer Allgemeinverfügung erlassene Ausgangssperre ist von der Stadtverwaltung gestern Vormittag noch einmal überarbeitet worden. Neu aufgenommen wurde unter anderem, dass Tierärzte ihren Aufgaben nach wie vor in Riedböhringen nachgehen können. Bürgermeister Markus Keller hat im Gespräch mit dem SÜDKURIER noch einmal deutlich gemacht, wie sehr er mit sich gerungen hat, ehe er die Ausgangssperre auf den Weg brachte: „Das war die schwierigste Entscheidung in elf Jahren als Bürgermeister von Blumberg.“