Yaroslava Baumann ist in der Ukraine geboren. Seit vielen Jahren lebt sie mit ihren drei Kindern in Achdorf. Am ersten Tag nach Kriegsausbruch in der Ukraine erreichen sie drei Anrufe von Bekannten aus ihrem Heimatdorf im westukrainischen Ivano-Frankivsk. Sofort war für die Einwohnerin der Talgemeinde klar, Kriegsflüchtlinge bei sich im Haus aufzunehmen.

Die Familie kommt in Achdorf an

Jetzt wohnt die Frau ihres Patenkindes mit deren zwei kleinen Mädchen bei Familie Baumann in Achdorf. Die junge Mutter mit ihren sechs Monate und fünf Jahre alten Töchter sei bis an die ukrainisch-ungarische Grenze gekommen und von dort aus von der Schwester von Yaroslava Baumann, die ebenfalls in Deutschland lebt, abgeholt worden.

Tagesablauf wird neu geordnet

Durch die Aufnahme der geflüchteten Familienmitgliedern aus der Ukraine hat sich der Tagesrhythmus von Yaroslava Baumann stark geändert. Obwohl es sich bei der jungen Mutter Maria Hrabovetska und deren Töchtern Alina und Anastasia um Verwandte handelt, kennen sich die beiden Frauen kaum. Das neue Umfeld stellt zudem vor allem die kleinen Mädchen vor eine große Herausforderung.

„Die Fünfjährige hat starkes Heimweh.“
Maria Hrabovetska

Die drei Kinder von Yaroslava Baumann – Simon, Klara und Daniel – gilt es weiterhin zu versorgen. Alle drei gehen zur Schule und haben zusätzlich noch Vereinstätigkeiten. Außerdem geht Yaroslava noch ihrem Beruf nach und muss sich nebenbei noch um den Haushalt kümmern.

Mütter unterstützen sich gegenseitig

„Vor ein paar Tagen weinte Maria sehr“, erzählt Yaroslava Baumann. Kurzerhand habe sie dann die beiden kleinen Kinder mit nach draußen genommen, um der jungen ukrainischen Mutter einmal Zeit für sich zu geben.

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Das Gute sei, sagt Baumann, dass sie als gebürtige Ukrainerin die Sprache spreche und sie sich so mit den drei Geflüchteten unterhalten könne. Außerdem helfe Maria Hrabovetska beim Kochen. Gemeinsam werde man die Situation meistern, ist sich Yaroslava Baumann sicher.

Verwandte bleiben zurück

Täglich bekommt Yaroslava Baumann Nachrichten und Bilder von der aktuellen Situation ihres Heimatlandes über das Handy zugeschickt. Sie sei bestürzt über die Ereignisse und immer noch fassungslos, welch ein unsinniger Krieg momentan herrsche.

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Sie macht sich große Sorgen, da ihre 81-jährige Mutter noch zu Hause in der Ukraine ist. „Meine Mama möchte daheim bleiben“, erzählt Yaroslava Baumann. Vor einigen Tagen habe es in der Region des Dorfes in der West-Ukraine kein Internet gegeben, wodurch eine Kontaktaufnahme zu den Verwandten nicht möglich war.

Kriegs-Grauen auf dem Handy

Yaroslava Baumann erzählt außerdem von ihrer Cousine, die in Charkiv als Ärztin arbeitet. Auch deren Sohn, der als Arzt in Sumy in der Ost-Ukraine arbeitet, berichte immer wieder von Angriffen auf Zivilisten. So sei ein Bus mit mehreren Menschen von russischen Truppen angegriffen worden und der Rettungsdienst sei nicht durchgelassen worden. Yaroslava Baumann liest das aus den Nachrichten vor, die sie erreicht haben.

Derzeit fehle es den Menschen vor allem an Kleidung und haltbarem Essen wie Konservendosen oder Nudeln, so Yaroslava Baumann. Auch viele Medikamente fehlten, ebenso die Produkte des täglichen Bedarfs.

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Kinder vom Waisenhaus Kiew unterwegs zur Grenze: Völlig übermüdet sind Vika, Sascha, Jana und Timothej auf der Fahrt eingeschlafen. Sie sind jetzt mit ihrem Erzieher Vitalij in Balingen. | Bild: Waisenhaus Kiew

Seit zwei Jahren unterstützt Yaroslava Baumann ein Waisenhaus in Kiew. Von dieser Einrichtung seien nun zehn Kinder mit deren Betreuern in Balingen untergebracht, erzählt die dreifache Mutter. „Ich hoffe, dass dieser Albtraum bald ein Ende nimmt.“