In Blumberg trauern viele Menschen um Adriaan Seifert. Der frühere Realschullehrer und Altstadtrat starb vorige Woche nach längerer Krankheit im Alter von 72 Jahren. Er hinterlässt seine Ehefrau und eine erwachsene Tochter mit ihrer Familie.

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Aufgewachsen in der Nähe von Dresden, siedelten die Eltern im Dezember 1955 in den Westen über. Adriaan Seifert wuchs als Ältester von drei Kindern in Baden auf. Geprägt hat ihn ein Erlebnis als Zehnjähriger in Rastatt. Weil er Sächsisch sprach, wurde er von gleichaltrigen Mitschülern verprügelt. „Da habe ich hautnah erlebt, wie Vorurteile wirken können“, sagte er im Gespräch mit dem Autor vor seinem 60. Geburtstag. Damals nahm er sich vor, nur noch Hochdeutsch zu reden und für politische Gerechtigkeit einzutreten.

Prägende Erlebnisse

Geprägt haben ihn noch weitere Erlebnisse: der Mord an US-Präsident Kennedy. Ferner die Rassenunruhen in den USA, in einem Land, das als demokratisches Vorbild galt. Als Student habe ihn der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos beeindruckt. Der Kniefall von Willy Brandt fand am 7. Dezember 1970 statt, am Tag der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland.

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Adriaan Seifert studierte in Freiburg Lehramt mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Politische Wissenschaften. Nach Blumberg kam er 1982 mit seiner Frau Bärbel Seifert, die er in Baden kennen gelernt hatte. „Mein Beruf ist für mich ein Traumberuf“, betonte er mehrfach. Wichtig waren ihm soziale Kompetenzen und die Geschichte zu vermitteln. 2009 wurde am Bahnhof in Zollhaus eine Gedenktafel an Sophie Scholl aufgestellt. Die Informationen und Texte hatten vier Zehntklässler im Rahmen ihrer Kompetenzprüfung erarbeitet, als sie sich mit der Widerstandkämpferin im Dritten Reich beschäftigten, die elf Monate in Blumberg als Kindergärtnerin tätig gewesen war. Bei einer Entlassfeier der Realschule sagte er einmal, er habe seine Schüler gelehrt, „Wer A sagt muss nicht auch B sagen“, das könnte sie selbst entscheiden

Schüleraustausch mit Frankreich

Eine Herzensangelegenheit in Blumberg war ihm ein Austausch mit einer französischen Schule. Als Gymnasiast in Baden-Baden gehörte Seifert 1963 zum ersten Jahrgang, der an einem Austausch mit einer französischen Schule teilnahm. Französisch war in Baden erste Fremdsprache. Mit einem französischen Berufskollegen Bernard Monnier initiierte Seifert 1986 eine Schulpartnerschaft zwischen der Realschule Blumberg und dem Collège Gosinny in Valdoie. Unter Blumbergs Bürgermeister Clemens Stahl wurde daraus dann 1991 eine Städtepartnerschaft, die in Blumberg vor allem auch durch den Partnerschaftsverein getragen wurde. Adriaan Seifert war die ersten zehn Jahre Vorsitzender des Vereins. Für Seifert war es eine schöne Erfahrung. Er habe die Bereitschaft der Franzosen zur Versöhnung gespürt und die Bereitschaft, gemeinsam einen neuen Schritt zu wagen.

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In Blumberg trat Adriaan Seifert Mitte der 1980er in die SPD ein, von 1999 bis 2014 war er im Gemeinderat, davon zehn Jahre als Fraktionsvorsitzender. SPD-Fraktionssprecherin Ursula Pfeiffer würdige ihren langjährigen Fraktionskollegen so: „Er war ein ausgesprochener Europäer.“

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