Die Konstellation des Gemeinderates hat sich verändert. Langjährige Mitglieder sind ausgeschieden, neue Räte sind erstmals mit dabei. Großer Gewinner ist die FDP-Fraktion, die zwei Sitze im Gremium dazugewinnen konnte. Weiterhin stärkste Fraktion ist die CDU, obwohl auch sie Federn lassen musste. Wie bewerten die Fraktionssprecher und Bürgermeister Micha Bächle den Ausgang der Kommunalwahl?

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Micha Bächle
Micha Bächle | Bild: Stadt Bräunlingen
  • Micha Bächle: „Ich freue mich, dass dieses Mal die Wahlbeteiligung deutlich gestiegen ist“, sagt Bächle. Die lag 2014 bei 58,4 Prozent, bei der vergangenen Wahl bei 64,2 Prozent. Der Bürgermeister freue sich zudem auf die Arbeit mit dem neu zusammengesetzten Gremium: „Es sind erfahrene Räte und einige neue. Wir wollen Bestehendes weitermachen mit zusätzlichen, neuen Ideen.“ Erfreulich sei, dass alle Ortsteile vertreten und auch wieder einige Frauen im Rat seien. „Aus persönlicher Sicht ist es natürlich schade, dass einige langjährige Räte jetzt nicht mehr dabei sind“, so Bächle. Dennoch seien rund zwei Drittel erhalten geblieben. Dass sich das Abstimmungsverhalten der einzelnen Fraktionen zukünftig verändern wird, denkt Bächle nicht: „Es war sehr selten, dass Fraktionen einheitlich abgestimmt haben. Entweder hatten wir einen großen Konsens im Rat, oder das Ja/Nein zog sich auch durch die Fraktionen. So etwa bei der Windkraft-Entscheidung.“
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Michael Gut
Michael Gut | Bild: Nathalie Scherrer
  • Michael Gut (CDU): Mit einem starken Kandidatenfeld sei die CDU eigentlich davon ausgegangen, die Stärke im Rat zu erhalten. Letztendlich sei das jedoch nicht zugetroffen. „Ich bin dennoch stolz. Alle bisherigen Kandidaten konnten ihre Stimmen ausbauen, was die Arbeit der CDU bestätigt“, sagt Gut. Er ergänzt: „Bestätigt hat sich auch unsere starke Kandidatenauswahl. Auch unsere neuen haben fast alle die Tausender-Hürde genommen.“ Bitter jedoch für diejenigen, die es trotz vieler Stimmen nicht in den Rat geschafft haben: „Es ist wie bei einem Radrennen. Es gibt eine Gruppe von Spitzenfahrern, die von einem breiten Verfolgerfeld eingeholt wird.“ Wofür wird die CDU in Zukunft stehen? „Jeder in der Fraktion hat viele Stimmen bekommen und die kleinsten Ortsteile sind auch vertreten“, so Gut. Dennoch habe man Respekt vor der Taktik der anderen Fraktionen, auch dort stehen starke Persönlichkeiten parat. Die acht Prozent Verlust ziehen sich indes ein wenig durch die CDU-Ergebnisse in der Bundesrepublik, so auch in Bräunlingen. „Der ein- oder andere wird deshalb entschieden haben. Das werden wir schon gespürt haben.“ Das Endergebnis der Sitze im Rat sei eben durch das Listenprinzip zustande gekommen. „Das ist Demokratie“, so Gut. Die Fraktion werde sich in den nächsten Tagen zusammensetzen.
Lorenz Neininger
Lorenz Neininger | Bild: www.jenshagen.infoI
  • Lorenz Neininger (FDP): Die Fraktion hat zwei Sitze im Gremium gewonnen. Nicht gereicht hat es allerdings für den langjährigen Fraktionssprecher Lorenz Neininger. Der sieht diese Entscheidung allerdings selbstlos: „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich habe auch nirgends ein Ergebnis gefunden, bei dem eine reine FDP-Fraktion so viel prozentuales Plus gemacht hat, wie hier bei uns.“ Besonders freut sich Neininger über die große Bandbreite in der neuen Fraktion. Das Potenzial sei durch junge Leute auch in Zukunft gesichert. „Die Bandbreite ist so, dass auch in fünf Jahren wieder eine gute Liste zusammenkommen kann. Es kommt allerdings auch noch darauf an, was meine Nachfolger dazubringen.“ Privat sei sein Ergebnis unwichtig, Neininger habe auch in schlechten Zeiten immer zur FDP gestanden: „Ich mache das ja nicht für mich persönlich, sondern für die FDP„, erklärt er. Sein Wissen und seine Erfahrung, ebenso wie die guten Kontakte in die Führungspositionen der FDP will er weiter pflegen und zum Nutzen der neuen Fraktion einsetzen. Neininger war 1984 bei der Gründung der Bräunlinger FDP mit dabei: „Wenn man bedenkt, dass wir mit 4,7 Prozent angefangen haben, dann hat sich die Arbeit über die Jahrzehnte gelohnt.“
Clemens Fahl
Clemens Fahl | Bild: Roland Sigwart
  • Clemens Fahl (SPD): Der Fraktionssprecher der Bräunlinger Sozialdemokraten ist mit seinem persönlichen Wahlergebnis zufrieden, er konnte mehr als tausend Wählerstimmen für sich verbuchen. Für das Abschneiden der SPD, sie hat einen Sitz im Rat verloren, sieht er auch die schlechte Ausgangslage verantwortlich. Die Problematik bestand darin, im Vorfeld ausreichend Kandidaten für die Liste zu finden. Die Bräunlinger SPD war mit fünf Kandidaten in den Wahlkampf gezogen. Insofern habe der bundesweite Sturz der Partei seine Auswirkungen gezeigt. Nicht so allerdings in der Wahl der Stadträte: „Das ist eine Personalwahl, es geht nach Nase, nicht nach Partei“, so Fahl. Bei den großen Listen der anderen Fraktionen habe sich auch gezeigt, dass einige Kandidaten von neuen überflügelt worden sind. „Es wird spannend, wie es in Zukunft im Rat weitergehen wird“, sagt Fahl. Dass hier die Parteienpolitik eine allzu große Rolle spielen wird, denkt er nicht: „Die meisten Entscheidungen haben wir im Rat einstimmig getroffen.“
Berthold Geyer
Berthold Geyer | Bild: Neininger WillibaldIn Gupfen 1778199 Braeunlingen
  • Berthold Geyer (Gruppe 84): Die Fraktion verzeichnet einen steten Zuwachs, sich dieses Mal auf 29,6 Prozent der Stimmen steigern. Prozentual gesehen also nach der CDU die stärkste Fraktion im Rat. „Wir sind stolz darauf, knapp 30 Prozent erreicht zu haben. Einen sechsten Sitz hätten wir natürlich gerne gehabt, aber so ist nun mal die Wahlarithmetik“, sagt Fraktionssprecher Berthold Geyer. Man werde das politische Gewicht allerdings in die Waagschale werfen. Im Fokus sollen dabei nicht nur die großen Themen stehen: „Auch die kleineren Baustellen sind wichtig“, sagt Geyer. Die Gruppe 84 habe im Wahlkampf Bewertungsbögen an die Bevölkerung ausgegeben, die es nun auszuwerten gelte. „Wir wollen die Bevölkerung in allem gut mitnehmen.“ So etwa auch beim anstehenden Mobilitätskonzept. Für den Gemeinderat wünscht sich Geyer in der neuen Konstellation eine höhere Diskussionsfreudigkeit: „Die fehlt ein wenig. Ebenso die Bereitschaft, andere Argumente zu hören.“ Neben dem Erhalt der Frauenquote seien nun auch wieder alle Ortsteile vertreten. „Aus meiner persönlichen Sicht ist es immer ein Anliegen, auch eine Klientel reinzuholen, die bisher nicht vertreten ist.“