Ein neugegründeter Trauerkreis der katholischen Seelsorgeeinheit lädt alle Interessierte, verwaiste Eltern, trauernde Partner, Angehörige und Freunde in Trauer zu einer gemeinsamen Zeit in einem geschützten Raum ein. „Dabei können Erinnerungen und Erfahrungen ausgetauscht und so bei der Suche zu einem neuen Weg zurück ins Leben Unterstützung gefunden werden“, unterstrich Leiterin Sandra Hirth. Trauerkreise in Villingen und Schwenningen zeigen, dass diese Hilfe und Unterstützung gerne angenommen werde.
Die frühere Kultur der Trauerbegleitung sei in die Richtung des Verdrängens des aktuellen Gemütszustandes nach einem Trauerfall gegangen. Die Aussage „Du hast dich tapfer gehalten“ gehe an der Trauerbewältigung vorbei, denn man solle die Trauer zulassen, was nicht nur die Trauerbegleiter als den richtigen Weg bezeichnen, betont Hospiz- und Trauerbegleiter Bernhard Weißhaar aus Villingen. Hospiz als Sterbebegleitung beinhalte schon zu einem kleineren Teil die Trauerbegleitung, da ein Hospiz- und Trauerbegleiter schon vor dem Tod die Familienangehörigen kennenlernt, ihnen in ihrer schweren Situation beisteht und mit ihnen spricht. Nach dem Todesfall steht die Begleitung der Trauernden im Mittelpunkt des Beistandes. Dabei gibt es Einzel- oder auch Begleitungen mit mehreren Personen, die bei den Gesprächen mit dabei sind.
- Gesprächskreis: Die gute Resonanz beim Trauerkreis VS-Schwenningen diente als Anlass, auch in VS-Villingen eine Trauergemeinschaft zu gründen, die auch für Berufstätige gut zu besuchen ist. Die meisten Trauergruppenbesucher hatten einen Trauerfall in der Familie und versuchen, nach einer gewissen Zeit ihr neues Leben wieder alleine zu gestalten. Doch in der Trauerphase ist der Trauergruppenabend meist der wichtigste Termin im Privatleben, meint Weißhaar.
- Trauer ist Stressfaktor: Die Trauer sei für den Menschen ein großer Stressfaktor, dem durch „totstellen, abhauen oder kämpfen“ begegnet werden könne. Doch diese Möglichkeiten seien bei Trauer nur bedingt praktikabel, denn es gebe keinen Mechanismus, die Trauer abzubauen. Viele Menschen flüchteten in Vermeidungsstrategien, auf die Bernhard Weißhaar vom Trauerkreis Villingen in seinem nun verschobenen Vortrag in Bräunlingen näher eingehen wird. Wichtig sei dabei auch, die Trauer als etwas Normales anzusehen, wobei sich viele Menschen trotz unterschiedlicher Mechanismen, mit der Trauer zurecht zu kommen, sehr schwer tun. Dabei sei öfter die Einsamkeit eine schwere Bürde, die den ganzen Menschen erfasst und vor allem bei Trauernden ohne Freundes- und Bekanntenkreis aufkommt, so Weißhaar.

- Die Trauer annehmen: „Herausforderungen annehmen, nicht flüchten, den Kontrollverlust und die außergewöhnliche Situation zu akzeptieren. Hilfe und das Gespräch suchen. Es helfen auch Spiritualität, das Beten und Rituale, die Achtsamkeit schulen – und nicht im Trübekarussell feststecken“, sagt Bernhard Weißhaar.
- Neue Gruppe: Trauernde Menschen haben durch die neu gegründete Gruppe der Seelsorgeeinheit die Möglichkeit, über den erlittenen Verlust und den dabei gemachten Erfahrungen und Gefühlen in einem geschützten Raum zu sprechen. Natürlich bleiben die Gespräche auch zum eigenen Schutz innerhalb des Trauerkreises. In so einem Rahmen können die Verstorbenen Wertschätzung erfahren und das gemeinsame Leben erhält seine eigene Würdigung. Durch den Erfahrungsaustausch mit trauernden Menschen wird sehr oft bewusst, dass die Hinterbliebenen mit ihrem Schmerz, ihrem Leid nicht alleine sind und dass es auch Mitmenschen gibt, die Ähnliches durchleben mussten. „In einer Trauergruppe wird verstanden sowie akzeptiert und man darf auch Sorgen und Ängste benennen. Dort darf man auch weinen und wenn jemand nicht zum Reden zumute ist, kann man auch einfach nur still dasitzen und zuhören“, betont Leiterin Sylvia Faller.