Etliche der Kunstwerke im Kelnhof-Museum sind bedroht. Die Zustände ihrer Unterbringung sind teilweise mehr als gefährlich. Besonders in der Widerkehre des Museum herrschen klimatische Zustände, die für Skulpturen und Malereien ungünstig sind. Eine schlechte Dämmung sorgt dort für enorme Temperaturschwankungen. Gift für die Kunst, die Schaden nimmt.
Signal in Richtung Museum
Der Gemeinderat hat sich abermals mit der Problematik auseinandergesetzt, die schon zuvor anstand, aber immer in die Zukunft vertagt wurde. Zu dringend andere Probleme und Baustellen in der Stadt. Nun haben sich die Räte jedoch dazu entschieden, eine notwendige Wärmedämmung und Temperierung im Dachgeschoss des Widerkehreteils in die mittelfristige Finanzplanung aufzunehmen. Das heißt in diesem Fall: Im Zeitraum von 2020 bis 2022 wird eine Entscheidung getroffen. „Das ist auch ein Signal in Richtung Museum und den Leihgebern. Dass wir uns in absehbarer Zeit dem Thema widmen“, so Bürgermeister Micha Bächle. Gleichwohl betonte er, dass der Schutz der Kunstwerke hier Priorität habe: „Eine angenehme Temperatur für Besucher zu haben ist eine Angelegenheit, die hintenan steht.“
Viele Prioritäten in der Stadt
Unisono wird im Stadtrat auch das Problem gesehen. Jedoch drängen in der Stadt auch andere Probleme: „Der Schutz des Kulturgutes hat Priorität. Aber wir haben viele Prioritäten in der Stadt“, so CDU-Fraktionssprecher Michael Gut. „Gibt es denn die Möglichkeit, gefährdete Bilder in einem anderen Bereich des Museums unterzubringen?“ Für den notwendigen Betrag von 187 000 Euro könne man auch eine weitere Kleinkindgruppe schaffen oder im Seniorenheim helfen. „Im Sinne der Prioritäten müssen wir hier prüfen, ob das vor anderen Dingen steht“, so Gut weiter.
Ähnlich sieht das auch die FDP-Fraktion: „Man mekrt, wie viel Engagement und Herzblut hier drinsteckt. Und es gibt einen Handlungsbedarf. Allerdings gibt es viele Posten, für die Geld gebraucht wird. Wir müssen Prioritäten setzen“, so FDP-Stadträtin Lisa Fritschi.
Je länger, desto teurer
„Das Thema steht schon lange auf der Tagesordnung. Je länger wir hier warten, desto teurer wird es“, sagte Berthold Geyer von der Gruppe 84. Obwohl es kostenmäßig ein ordentlicher Brocken sei, stehe man zu dem Vorschlag. „Sanierungen am Bestand haben Priorität vor Neubauten“, so Geyer. Ursula Gehringer ergänzt: „Ich denke nicht, dass es noch zwei Jahre gehen wird, ohne dass die Kunstwerke hier größeren Schaden nehmen.“
„Das Museum ist ein Schatz für Bräunlingen. Viel Herzblut hängt daran“, sagte SPD-Fraktionssprecher Clemens Fahl. Die Entscheidung werde indes immer aufgeschoben, sollte allerdings zeitnah getroffen werden. „Zehn Jahre können wir hier sicher nicht mehr warten“. Für die Extremwetterphasen in Winter und Sommer müsse man die Exponate in einen sicheren Bereich bringen.
Flammende Ansprache
Kuratorin Sabine Huber-Wintermantel hielt zuvor ein flammende Ansprache: „Ich fühle mich als Kuratorin verantwortlich. Ich trage Sorge für Dinge, die mir anvertraut sind. Wobei ich denke, dass sie uns allen anvertraut sind. Unwiederbringliches würde schwer beschädigt. Und es beginnt schon.“ Zwei besonders gefährdetet Gemälde, der „Freiherr von Schellenberg“ sowie „Die Anbetung der Könige“, letzteres aus der Zeit um 1620, seien bereits in den Altbau verbracht. Sie alle hinüber zu schaffen gebe allerdings aus Sicht des Museum auch keinen Sinn: „Wir haben einerseits ein Konzept, eine Logik, um den Besuch verständlich zu machen.“ Es gehe hier auch darum, das Museum überhaupt am Laufen zu halten, Sonderausstellungen und andere Veranstaltungen zu ermöglichen. „Ansonsten reden wir hier von einer toten Masse.“
Ausgesprochen wertvoll
Bereits seit 1923 gebe es in Bräunlingen ein Museum. „Es kamen im Laufe der Zeit eine ganze Menge Kulturgüter zusammen, die in jeder Hinsicht ausgesprochen wertvoll sind“, so Huber-Wintermantel. Man rede hier von fast ausnahmslos hohen Versicherungswerten. Die betroffenen Stücke dabei intensiv mit der Stadt-Geschichte verbunden. Außerdem seien etliche Exponate Leihgaben des erzbischöflichen Ordinariates in Freiburg: „Wir sind Leihnehmer und zahlen hohe Versicherungssummen. Wenn ein Schaden entsteht, dann muss mit dem Leihgeber verhandelt werden.
Das sagt der Architekt zu Maßnahmen und Zustand des Museums
- Der Bereich: Besonders gefährdet sind Kulturgüter im angebauten Teil der sogenannten Widerkehre. In der dortigen Dachgalerie befinden sich Gemälde und Holzskulpturen, die Temperaturen ausgesetzt sind, die weit auseinander klaffen. Das Gebäude wurde Mitter der 1980er-Jahre an das Museum gebaut. „Hier geht es darum, ein schadenspräventives Klimakonzept zu schaffen“, so Architekt Lukas Gäbele. Ziel sei dabei jedoch keine hochtechnisierte Lösung. Im Moment seien die Kunstwerke in einer besseren Scheune untergebracht.
- Dämmung: „Im genannten Bereich ist das Dach über 30 Zentimeter nur spärlich gedämmt. Das bedeutet, dort wird es sehr schnell sehr heiß oder sehr kalt“, sagte Gäbele. Für die Kunstwerke seien jedoch konstante Temperaturen notwendig. „Wir sprechen von klimatischen Grenzwerten zwischen 16 und 24 Grad, sowie 40 bis 65 Prozent relativer Feuchte.“
- Lösung: Vorschlag des Architekten ist eine Bauteilheizung, die mit Strahlungswärme funktioniert: „Nicht die Luft wird erwärmt, sondern das Objekt.“ Das sei keine neue Erfindung und schon seit der Antike bekannt. In römischen Bädern wurde auch eine sogenannte Hypocausten-Heizung benutzt. Vor- und Rücklaufheizung würden dabei in die Wand integriert und einfach überputzt. „Das schweizerische Landesmuseum in Zürich wird auch so temperiert“, sagte Gäbele. Außerdem notwendig sei in den betroffenen Bereichen eine vernünftige Wärmedämmung. „Es geht um eine Innenwanddämmung und einige Meter Heizschleifen.“ Insgesamt ein Kostenfaktor von etwa 187 000 Euro.