Die Leidenschaft für ihre Arbeit ist bei Claudia Hübsch und Andreas Kiechle vom Bräunlinger Jugendreferat deutlich zu spüren. Sie sind mit Herzblut an den zahlreichen Aufgaben, die sie mit ihren Mitarbeitern bewältigen: Schulkindbetreuung, offener Jugendtreff, Ferienbetreuung.
Mehr Räume müssen her
Dabei ist allein die Schulkindbetreuung ein städtisches Angebot, das viel Einsatz erfordert: Aktuell wird sie von 123 Schülern in Anspruch genommen. Ein Problem dabei sind die Räume. Die stehen dafür in der Grundschule zur Verfügung. "Wir sind dort am Anschlag", erklärt Stadtjugendreferentin Claudia Hübsch. Der Platz reich kaum mehr aus. Besonders prekär die Situation in den Ferien, wenn bei schlechtem Wetter über 60 Kinder betreut werden. Die Stadt will dazu entsprechende Gespräche führen. Bürgermeister Micha Bächle hob die Bedeutung des Referats hervor: "Es ist eine wichtige Einrichtung für die Stadt, die durchaus räumlich an die Grenzen stößt."
Erziehungsaufgaben werden abgegeben
Zudem steigen auch die Anforderungen in der Arbeit mit den Kindern: "Immer mehr Eltern geben die Erziehungsaufgaben ab. Wir leisten sehr viel Wertevermittlung", erklärt Hübsch. Daneben gebe es eben Kinder, die nicht aus Deutschland kommen, die Sprache nicht beherrschen. Die Eltern ebenso wenig. "Die Forderungen der Eltern sind teilweise extrem", sagt Andreas Kiechle.
Die Faust rutscht schneller aus
"Wie verhält es sich eigentlich mit verhaltensauffälligen Kindern, hat das nachgelassen?", erkundigte sich SPD-Stadtrat Peter Ebnet. Die Antwort ist wenig befriedigend: "Nein." Zwar handle es sich meist um Einzelfälle, die aber heftiger werden. Es gebe Kinder, die ihre Schuhe nicht selbst binden könnten. Sprachliche Defizite nehmen zu. "Gewalt ist auch ein Thema. Die Faust rutscht schneller aus", so Hübsch. Dabei bleibe auch den Erziehern schon mal der Atem weg. "Es kommt vor, dass am Boden nachgetreten wird. Auch dass Kinder auf Erzieher losgehen."
Mit anderen Einrichtungen bestehe deshalb auch ein reger Austausch: andere Jugendreferenten, Lehrer und sogar das Jugendamt seien bei vielen Angelegenheiten mit im Boot. Besonders dann, wenn die Jugendreferenten feststellen, dass auch Zuhause bei den Kindern nicht alles passt: "Manche Eltern haben ihre Kinder auch schon abgemeldet als sie merkten, dass wir genauer hinschauen", erklärt Kiechle.
Grenze ist erreicht
Man komme hier an eine Grenze, auf die man reagieren müsse, sagte Berthold Geyer, Fraktionssprecher der Gruppe 84. "Es stellt sich die Frage, wo eine Unterbringung der Schuldkindbetreuung irgendwann mal möglich ist. Wir müssen uns Gedanken machen, wie eine Lösung aussehen kann." Der gesellschaftliche Wandel finde auch auf dem Land statt.
Entscheidend sei bei der Problematik nicht nur die Notwendigkeit einer passend abgedeckte Raumsituation, sondern auch die entsprechende Anzahl von Mitarbeitern, um die Arbeit bewältigen zu können: "Entscheidend ist auch das Personal. Dieser Faktor zählt zum räumlichen hinzu", sagte CDU-Stadträtin Martina Losch.
Betreuung
Seit 2012 besteht an der Grundschule Bräunlingen die Schulkindbetreuung in heutiger Form. Für jeden Schüler gilt die verlässliche Grundschule, die die Betreuung von 8.30 Uhr bis 12.05 Uhr auch im Falle von Unterrichtsausfällen garantiert. Zusätzlich können die Vormittagsbetreuung von 7.15 Uhr bis zur ersten Stunde sowie von 12.05 Uhr bis 13 Uhr und die Nachmittagsbetreuung bis 16.30 Uhr hinzugebucht werden. Freitags besteht das Angebot allerdings nur bis 14 Uhr. Wie Stadtjugendreferentin Claudia Hübsch sagt, veränder sich viele Abläufe und man müsse umdenken: "Mittlerweile wird eine hohe Flexibilität gewünscht." (guy)