Manuel Baur von der gleichnamigen Zimmerei drückt einen Knopf und bewegt einen kleinen Joystick. Es wackelt kurz und die Plattform der Hubsteige fährt in Richtung Himmel. Das Gerät steht in der Blaumeerstraße, direkt neben dem alten Elektrizitätswerk der Stadt, in dem sich heute die Räume der Narrenzunft Eintracht befinden. Oben an der Giebelspitze des Gebäudes angekommen bleibt die Plattform stehen. Der Blick schweift über die Stadt.
Kritischer Blick auf das Dach
Interessanter für den Zimmerer und die Leute vom Bauhof ist allerdings das Dach des alten E-Werks. Außerdem die Zinnengiebel, Fenstersimse, Blechnerarbeiten. Denn während die Narren im Inneren ihre Zunftstube sanieren und so wieder auf Vordermann bringen, nagt an Fassade und Dacheindeckung der Zahn der Zeit. „Letztmals wurde das 1991 saniert“, erklärt Alexander Misok vom Bauamt. „Spätestens nach 40 Jahren wird es da wieder Zeit, das etwas getan werden muss.“ Ein Gebäude diesen Alters und dieser Art müsse nach einer gewissen Dauer wieder aufgehübscht werden. Konkret bedeutet das: In ein paar Jahren steht hier wohl wieder eine größere Sanierungsmaßnahme an.

Was sofort gemacht werden muss
„Wir haben uns jetzt mal angeschaut, wie der Zustand ist, und welche Schäden wir sofort ausbessern müssen“, sagt Misok. An erster Stelle steht dabei der Erhalt der Verkehrssicherheit. Unter der bröckelnden Fassade befindet sich der Eingang zur Zunftstube, Fußgänger sind dort unterwegs. Keine passende Kombination, sollte sich der Putz lösen und hinunterfallen. Was jetzt gerichtet werden könne, werde auch gemacht. Davon abgesehen werden bereits Schäden erfasst, die in ein größeres Paket wandern, über das dann in ein paar Jahren der Gemeinderat entscheiden müsse.

Wie das Mühlentor
Eine Angelegenheit, durchaus zu vergleichen mit der Sanierung des Mühlentores. „Bereits jetzt musste das Landesdenkmalamt mit ins Boot geholt werden. Sie müssen über alles informiert werden, was hier gemacht wird“, sagt Misok. Ein Gebäude mit einem solchen Alter, an solch exponierter Stelle mitten in der Stadt bringe eben auch gewisse Verpflichtungen mit sich. Errichtet wurde das Gebäude zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Architekt Max Meckel. Schon zuvor befand sich an jener Stelle ein Bau, der jedoch 1897 einem Brand zum Opfer gefallen ist. Ein Stücke Bräunlinger Geschichte, das es zu bewahren gilt.
Schon länger damit beschäftigt
In den 1990er-Jahren habe man sich um eine neue Dacheindeckung gekümmert, ein Käferbefall im Dachstuhl musste beseitigt werden. Der Blechner habe verschiedene Stellen ausgebessert: „Mit der Arbeit sind wir zufrieden“, so Misok. Dennoch müsse man sich jetzt wieder um die Hülle des Gebäudes kümmern. Mit dem Abklopfen, wo welche Schäden zu entdecken und zu dokumentieren sind, sei man zwei Tage beschäftigt gewesen. „Insgesamt bin ich allerdings sicher bereits seit zwei Monaten mit der Sache beschäftigt“, erklärt Marcus Grigull vom Bauamt.

So viel kostet es nicht
Für die erste Maßnahme der Ausbesserung imminenter Schäden habe der Gemeinderat 50 000 Euro im Haushalt bereitgestellt. „So teuer wird es allerdings nicht werden“, sagt Misok. Dennoch müssen man jetzt bestimmte Dinge eben in den nächsten zwei Jahren in Angriff nehmen. Ansonsten müssen in Zukunft größere Schäden ausgebügelt werden. Der Putz werde ausgebessert und die Verkehrssicherung werde hergestellt, um Folgeschäden zu vermeiden. Bis es schließlich an die große Maßnahme gehe, soll es noch dauern: „Wir hoffen, dass es noch lange hält.“
Elektrizitätswerk
Im alten Bräunlinger E-Werk wurde Strom erzeugt. Das geschah mit einer durch Kohle betriebenen Dampfmaschine. Die Abgase wurden durch einen Kamin in den Himmel geblasen. Die Stromversorgung brachte den Bräunlingern ab 1906 eine Straßenbeleuchtung und einen Lichteffekt mit 300 Leuchtkörpern in der Christmette zu Weihnachten 1905. 1919 war allerdings bereits Schluss mit der Kohle.