In der Corona-Krise muss gespart werden. Das hat der Gemeinderat festgestellt und entsprechend bereits Projekte vorerst auf Eis gelegt, die man gerne umgesetzt hätte.
Geradezu ein Klassiker wenn es darum geht, Geld einzusparen, ist der kulturelle Bereich. Er bekommt meist zuerst Kürzungen zu spüren. Entsprechend beschäftigte sich der Gemeinderat in vergangener Sitzung auch mit den Zahlen und Werten des Amtes für Tourismus, Kultur und Sport. Alles unter den wachsamen Augen etlicher Besucher aus der Gastronomie-Branche.
Gute Werte
„Trotz Corona haben wir gute Werte im Tourismus. Gleichzeitig verbinden wir damit jedoch Lockerungen, die von der Politik beschlossen werden“, so Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle. Und die Amtsleiterin von Tourismus, Kultur und Sport, Anna Welke, konnte schließlich mit entsprechenden Zahlen aufwarten. Man habe beim Werbebudget von 2016 bis heute einen Rückgang von 59 Prozent zu verzeichnen, die Einnahmen durch die Kurtaxe seien auf 35.000 Euro geklettert. Ein Plus um 43 Prozent seit 2016.
Wo investiert wird
Welke zeigte die vielfältigen Investitionen, an denen das Tourismus-Amt Anteil hat, etwa die Toiletten-Anlage am Kirnbergsee, die Grillstelle Kupferbrunnen, aber auch die Stadthalle. Dauercamper übernachteten im vergangenen Jahr häufiger in der Stadt als noch 2019, außerdem kamen auch mehr Verwandte von Einheimischen zu Besuch: „Jeder Gast, der zu uns kommt, gibt Geld aus. Für den Wirtschaftsfaktor Tourismus sind also auch Übernachtungen von Verwandten interessant“, so Welke. Und was hat die Stadt vom Tourismus? „Gute Gewinne bedeuten gute Gewerbesteuer-Einnahmen.“ Zudem gebe es einen Mehrwert, der sich nicht in Zahlen messen lasse: „Für die Bürger sind etwa der Kirnbergsee oder die Grillhütte am Kupferbrunnen weiche Standort-Faktoren. Das ist wichtig für die Stadt und macht aus, dass die Leute hier leben wollen.“
Wie wird es 2021?
Wie es 2020 lief, darüber war Anna Welke überrascht: „Ostern fiel weg, es gab keine Großveranstaltungen. Ende Mai wurde wieder geöffnet – und die Gäste kamen.“ 58.120 Übernachtungen – drei Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr. Und in 2021? „Ich bin überzeugt, es wird wie 2020. Sobald das Reisen möglich ist, haben wir gute Auslastung.“
Sinnvolle Kosten?
„Wir haben oft heftig diskutiert, ob diese Kosten sinnvoll waren. Es ist eine Frage, die der Rat sich stellen muss: ‚Was bringt uns der Tourismus?‘“, sagte Berthold Geyer, Fraktionssprecher der Gruppe 84. Man kenne Bräunlingen durch Veranstaltungen wie etwa die Kilbig und den Straßenmusiksonntag. „Die Außendarstellung ist wichtig für Bräunlingen. Nichtsdestotrotz müssen wir fragen, was uns der Tourismus wert ist“, so Geyer weiter. Man sollte dranbleiben und man müsse sich auch Gedanken machen, „wie man das Städtle beleben kann“.
„Es ist immer schwierig in dieser Zeit“, so CDU-Fraktionssprecher Michael Gut. Die Kommune leide in der Krise. „Wir haben nicht nur Werbekosten, sondern auch ein großes Budget gut investiert. Es gibt aber auch Situationen, wo man draufschauen muss.“ Was eingesetzt werde, müsse verträglich und erträglich sein.
Was man beeinflussen könne, das funktioniere über das Werbebudget in Höhe von 19.000 Euro: „Dazu zählt alles, das wir bewerben, es gibt aber auch andere Posten, etwa wenn die Gema bei einem Konzert der Stadtkapelle bezahlt werden muss“, erklärte Anna Welke.
Wann sind es zu viele?
FDP-Stadtrat Siegbert Wernet warnte davor, irgendwann zu viele Touristen in der Stadt zu haben: „Das birgt Schwierigkeiten. Irgendwann kann etwa Unterbränd wegen der Quellen nicht mehr Leute vertragen.“ Man spreche immer von der Campingplatz-Erweiterung, „irgendwann müssen wir fragen: ‚Wie viele Touristen wollen wir? Wann ist die Grenze erreicht?‘“ Es gebe eine Kennziffer zur Tourismus-Intensität, erläuterte Welke. „Da liegen wir etwa bei 8000, Feldberg über 100.000. Für mich ist es wichtig, dass wir hier in Bräunlingen einen erträglichen Tourismus haben.“ Fahre man die Aktivitäten des Amtes für Tourismus, Kultur und Sport indes komplett zurück, „dann leiden die Gastronomen darunter.“ Was das bedeute, könne man nur rausfinden, wenn man deckle und dann schaue, welche Nachteile es mit sich bringe.
Auf dem richtigen Weg
Dass man mit der Art und Weise, wie der Tourismus in der Stadt unterstützt werde, auf dem richtigen Weg sei, dafür sprachen sich die Ortsvorsteher von Unterbränd und Mistelbrunn aus. „Wir sind hier auf dem richtigen Weg. Es wäre falsch, hier den Rotstift anzusetzen“, so Winfried Klötzer, Ortsvorsteher von Unterbränd. „Ich denke, der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für die Gastronomie. Gerade in Zeiten des Lockdowns“, so Norbert Knöpfle aus Mistelbrunn. Dadurch, dass man die Kurtaxe erhöht habe, erwarten die Gäste auch eine Gegenleistung: „Was habe ich davon? Das fragen sie sich.“ Die Bemühungen sollten in dem Umfang beibehalten werden, so Knöpfle.