Eigentlich wäre jetzt die Zeit des Jahres, zu der sich die Menschen abends in den Kneipen in den Armen liegen und Fasnetslieder singen. Ausgelassene Stimmung, man ist fröhlich und es wird gegessen und getrunken. Sehr zur Freude der Gastronomie und natürlich auch derjenigen, die dafür sorgen, dass es auch die passenden Getränke für diesen Anlass gibt. So wie die Löwenbrauerei in Bräunlingen.

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So wäre es, wenn da nicht das Coronavirus wäre. Dessen Ausbreitung hat nun schon rund ein Jahr enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft. Etwa in der Form, dass die Fasnet 2021 nicht so stattfinden kann wie die Jahre zuvor. Treffen sind nicht möglich, kein Gesang in den Kneipen und auch kein gemeinsames Bier in der Kneipe.

Das Betriebsgeländer der Bräunlinger Löwenbrauerei. Das Unternehmen ist die letzte in der Stadt verbliebene Brauerei. Sie kämpft sich ...
Das Betriebsgeländer der Bräunlinger Löwenbrauerei. Das Unternehmen ist die letzte in der Stadt verbliebene Brauerei. Sie kämpft sich durch die Corona-Krise. | Bild: Dagobert Maier

Gastronomie-Ausfall macht zu schaffen

Das bekommt die kleine Löwenbrauerei jedoch nicht erst jetzt zu spüren. Fast über das gesamte Jahr hatte die Gastronomie ihre Pforten geschlossen. Über weite Teile waren nur Lieferungen oder Abholungen möglich. Niemand, der an der Theke ein Bier trinkt, das bedeutet auch Umsatzeinbußen: „Die fehlenden Feste und die Gastronomie machen uns zu schaffen“, erklärt Brauerei-Chefin Eveline Kalb, die gemeinsam mit ihrem Vater Fritz Kalb und ihrem Ehemann André Luis Martins Pinto die Geschicke des Unternehmens leitet . Das habe bei der Brauerei für Einbrüche im Jahresumsatz gesorgt. Normalerweise habe man einen Fassbieranteil von etwa 30 Prozent, der an Feste oder die Gastronomie gehe. „Es kam uns zugute, dass der Anteil nicht ganz so hoch ist“, sagt Kalb. „Es gibt Kollegen, die hat es härter getroffen.“

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Entsprechend war die Bräunlinger Brauerei bislang lediglich einen Monat darauf angewiesen, Kurzarbeit anzumelden. In dem Unternehmen arbeiten insgesamt sechs Festangestellte und acht Mitarbeiter auf 400-Euro-Basis. Aber wie gelang es den Brauern, bislang durch diese harten Zeiten zu kommen?

Viel zu tun im Sommer

Das hat mit den Aufträgen im Lohnbrau-Bereich zu tun, die immer häufiger werden. Dabei handelt es sich um Aufträge, die hauptsächlich von Hobbybrauern kommen, die eigentlich im kleinen Stil brauen: „Wenn sie mehr Bedarf haben, dann kommen sie mit dem Rezept auf uns zu. Wir machen dann einen Sud und brauen das komplett bei uns. Danach verkaufen wir das Bier an sie zurück“, erklärt Kalb. Diese Entwicklung geht einher mit dem Trend der Craft-Biere, der aus den USA nach Europa geschwappt ist: „Das kommt von den kleinen Garagenbrauereien, aus denen dann teilweise auch große Unternehmen entstanden sind.“ So etwa „Sierra Nevada„, das heute eine Großbrauerei ist. Im Sommer habe man über die Lohnbrauerei viel zu tun gehabt.

Links im Bild das Sudhaus der Brauerei. Hier arbeitet die Löwenbrauerei auch an Lohnbrau-Aufträgen mit Rezepten kleinerer Brauer.
Links im Bild das Sudhaus der Brauerei. Hier arbeitet die Löwenbrauerei auch an Lohnbrau-Aufträgen mit Rezepten kleinerer Brauer. | Bild: Dagobert Maier

Bier vernichtet

Für große Feste habe man sich jedoch entsprechend vorbereitet und Fassbier gebraut. Aber was geschieht mit dem Getränk, wenn es nicht verkauft werden kann? Es musste vernichtet werden, viele Liter gingen diesen Weg. „Bier ist ein Frischegetränk. Das Fassbier ging normalerweise sehr schnell an die Gastronomie oder zu irgendwelchen Festen, wo es schnell verbraucht wurde. Das war 2020 nicht der Fall“, erklärt Eveline Kalb. Das sei auch beim Flaschenbier so, allerdings nicht derart gravierend: „Darauf geben wir eine Mindesthaltbarkeit von fünf Monaten.“

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Nicht nur negativ

Trotz der entbehrungsreichen Zeit habe es 2020 jedoch auch positive Entwicklungen gegeben: Die meisten Brauereien beziehen ihren Hopfen über die Baywa, eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Die Löwenbrauerei konnte eine Geschäftsbeziehung mit einem sehr exklusiven Hopfenbauern bei Tettnang aufbauen. Dadurch soll sich die Qualität des Bräunlinger Bieres weiter verbessern. Beim Bier-Wettbewerb European Beer Star gab es zudem eine Silber-Medaille für das „Black Lion“-Schwarzbier aus Bräunlingen. „Das einzige Schwarzbier aus dem Schwarzwald„, so Kalb. Bei dem Wettbewerb wurden mehr als 2000 Biere aus 42 Ländern angemeldet und verkostet.

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Wie geht es weiter?

Ob man also mit einem blauen Auge aus der Krise komme? Das sei schwierig zu sagen: „Wir können nichts machen außer abwarten, wie sich das weiter entwickelt. Jeder hat derzeit mit Einbußen zu kämpfen. Es hilft jedoch nichts, wenn wir jammern“, erklärt Kalb. Für die weiteren Monate im Jahr 2021 wünscht sie sich eine Rückkehr zur Normalität.