Ralf Zandona hat schon viele Gipfel bestiegen: in Österreich, in der Schweiz, in Italien und Frankreich. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich überall war“, sagt der 60-Jährige.
Doch eine fünfwöchige Alpendurchquerung von Garmisch nach Brescia vor einigen Jahren hat etwas verändert: „Ich möchte über einen längeren Zeitraum unterwegs sein und nicht nur wie früher einen Berg hochsteigen“ sagte Ralf Zandona.
Er möchte den Zusammenhang in den Alpen finden: Welcher Berg und welches Tal kommen als Nächstes? Das zu wissen sei für ihn auch als Motivation wichtig, in die Alpen zu gehen. Das zu erleben sei „die Art wie er reisen wolle“. Dies habe er bei der Alpendurchquerung 2017 deutlich gespürt und diese Intension präge noch heute seine Touren sehr stark mit.
Der Weg ist genauso wichtig wie das Ziel
„Diese Touren sind viel intensiver und es bleibt bei mir viel mehr hängen, als wenn ich nur schnell einen Berg besteige.“ Der Weg sei genauso wichtig wie das Ziel.
„Diese neue Zielrichtung hat mich nachhaltig geprägt, so habe ich auch das Gebirgsmassiv des Mont Blanc umwandert, die ‚Tour du Mont Blanc‘ allein gemacht“, sagt Zandona. Mit dem Bus und dem Rad ging es nach Chamonix, mit Rucksack und Zelt um das ganze Massiv herum und anschließend mit dem Fahrrad wieder zurück nach Bräunlingen – und das komplett ohne Begleitung.

„Wenn ich alleine bin, dann bin ich sehr flexibel und kann losgehen und die Route nehmen, die ich mir vorstelle. Auch muss ich keine Absprachen treffen.“ Er mag es nicht, Kompromisse einzugehen, wenn er unterwegs sei. „Im Gegensatz zum Alltag oder auch im Beruf, in dem immer Kompromisse notwendig sind, kann ich auf meinen Touren machen, was ich und wie ich es für richtig halte“, sagt Zandona und fügt hinzu: „Ich brauche niemand zu fragen. Ich möchte bei meinen Touren für mich alleine sein, da sich das Erlebte und Sichtbare viel intensiver für mich darstellt.“
Wenn man in Gruppen unterwegs sei, dann ist man oftmals abgelenkt. Alleine hingegen ist es wichtig sich anderen Leuten gegenüber zu öffnen, den Kontakt zu suchen, es wird viel intensiver. Und man habe die komplette Freiheit.
Zandona übernachtet immer draußen – egal bei welchem Wetter
Bei seinen Touren ist es sehr wichtig, dass er immer draußen ist: egal welches Wetter, egal welche Temperaturen. „Ich übernachte nie in Hütten, sondern habe immer mein Zelt mit dabei und so bin ich auch dabei flexibler und kann übernachten, wo ich will.“
Los geht es am nächsten Morgen, wann er will und es notwendig ist. Er müsse nicht planen und Hüttenbetten reservieren. „Ich kann losmarschieren, wenn ich es für richtig halte. Für mich sind die Solotouren etwas, wo ich mich wohlfühle, aber nie einsam fühle.“ Im Gegensatz zu vielen anderen Bergsteigern, die lieber in Gruppen unterwegs sind.
Und dann geht es hoch auf den Mont Blanc
„Bei meiner Mont Blanc Besteigung bin ich mit der Zahnradbahn hochgefahren und bis zu Tete Rousse Hütte gegangen“. Dort hat er sein Zelt aufgestellt, ist nachts um halb eins los, an der Tete Gouter vorbei und mit drei anderen hoch zum Gipfel. Die meisten Mont Blanc Besteiger übernachten in der oberen Hütte und versuchen dann früh am Morgen in Richtung Gipfel loszugehen.

Doch etliche scheitern wegen der zu großen Höhe, werden krank und müssen wieder runter. Die Erfahrung ist dabei sehr wichtig und auch die Akklimatisation. Ralf Zandona konnte ohne Stress und Wegblockierungen durch andere Bergsteiger, über Schnee und Eis hochsteigen. Noch vor Sonnenaufgang stand er auf dem mit 4810 Meter höchsten Alpengipfel, dem Mont Blanc.
Ralf Zandona hat durch seine Alpentouren viel Erfahrungen gesammelt. Das ist besonders bei Gefahren unter anderem durch Lawinen, Gletscherspalten und Steinschlag wichtig. Schon als Kind war er mit seinen Eltern ständig in den Alpen und hat dabei die Faszination des Alpengebirgsmassives in sich aufgenommen hat.
Touristen blockieren den Weg zum Gipfel des Matterhorns
Auch den über 4400 Meter hohen Matterhorngipfel, hat er schon bestiegen. Doch dort ist es auch aufgrund der vielen Touristen die zum Gipfel wollen, oft nicht einfach vorwärtszukommen. Deshalb stieg er und ein Freund abends an der Hörnlihütte vorbei, um dann in der Ostwand zu biwakieren. „Bevor die anderen Bregsteiger von der Hütte kamen, waren wir schon auf den Gipfel.“
In seinem Tourenbuch stehen viele Abenteuer: der Westweg von Pforzheim bis nach Basel im Sommer, im Winter der „hw1“ von Tuttlingen nach Donauwörth oder die Vogesendurchquerung im Oktober 2022. „Wenn ich Lust habe, nehme ich auch mal schnell das Trekkingrad, Gepäck drauf und los geht‘s“.
Er will auch in den kommenden Jahren in seinem Abenteurerhobbybuch weitere Seiten aufschlagen. Dieses Jahr hat er einen Freund in Colorado besucht und dort in den vier Wochen täglich Ski- und Schneeschuhtouren gemacht. Im nächsten Winter will Zandona mit einem Lastenschlitten (Pulka), den er selbst ziehen wird, eine längere Winterwanderung in Slowenien machen. Ein neues ungewöhnliches Abenteuer in seiner nun schon langen Reihe von extravaganten Touren im Alleingang.