Er war schon zu Jugendzeiten immer der Verrückte in seinem Freundeskreis, sagt Ron Kruckow. Hintergrund sei auch seine nicht ganz so schöne Kindheit gewesen, wie es der 35-Jährige ausdrückt. Früh hätten sein Bruder und er für sich selbst sorgen müssen, die Mutter sei der Erziehung nicht wirklich nachgekommen. „Da habe ich Durchsetzungsvermögen und Disziplin gelernt“, erzählt Kruckow. Bestimmt zehn Mal habe er in seinem Leben von Neuem anfangen müssen, den Mut dabei nie verloren.
„Ich wollte immer mal in einer Serie mitspielen und bekannt werden, weil das so ein kleiner Traum von mir war“, berichtet der in Bräunlingen lebende Mann. Viele sagten ihm zudem, er gehöre wohl mit seiner Art ins Fernsehen. Irgendwann habe er im Internet gesucht, wie man sich beim Videoproduktionsdienst Filmpool Entertainment mit Sitz in Hürth bewerben kann. Dann sei er 2014 zu einem Casting nach Stuttgart eingeladen worden: „Ich hatte Erfolg und wurde aufgenommen für buchbare Rollen zu meiner Person.“

Ein solches Casting läuft ihm zufolge so ab, „dass man dort hingeht und ein kleines Drehbuch bekommt, bei dem man einfach nur den Inhalt kennen muss, also welche Rolle man spielt und um was es geht“. Schließlich müsse man dieses Stück dem Casting-Direktor und anderen fremden Bewerbern vorspielen und sich vorab in echter Person vorstellen. „Wenn man es gut macht, bekommt man ein Profil und ist im System für verschiedene Rollen in verschiedenen Formaten buchbar“, erklärt er. Die Filmpool-Produktion hat verschiedene Serien im Repertoire. Gesucht werden – je nach Inhalt und Verfügbarkeit der Personen – geeignete Darsteller.

Welche Rollen Kruckow seitdem ausfüllt? Das sei durchaus vielfältig: „Meine erste Rolle war im Jahr 2015 bei der RTL-Sendung ‚Die Trovatos – Detektive decken auf‘. Danach kamen verschiedene Formate dazu, bei denen ich mitgespielt habe, zum Beispiel ‚Auf Streife‘ und ‚Klinik am Südring‘ bei Sat.1.“ Bis dato konnte man ihn eigenen Angaben zufolge schon 15 Mal im TV sehen. Jede einzelne Sendung legt Kruckow als DVD in seiner eigens angelegten Sammlung ab. Er schätze es sehr, nebenberuflich bei Filmpool zu arbeiten – „weil es eine Art Hobby geworden ist, eine nette Abwechslung vom Alltag bietet und es auch viel Spaß macht“.
Früher sei es durchaus sein Wunsch gewesen, hauptberuflich als Schauspieler zu arbeiten. Doch mit der Geburt seiner mittlerweile neun Jahre alten Tochter haben sich laut Ron Kruckow die Prioritäten verschoben. Er wolle seine Kleine nicht aus dem gewohnten Umfeld herausnehmen, sie solle in Ruhe und wohlbehalten aufwachsen. „Meine Ziele sind eher bescheiden“, sagt er deshalb in Bezug auf seine Arbeit als Schauspieler. Und fügt an: „Ich möchte für mich und meine Familie, dass wir alle gesund bleiben und immer schöne Zeiten verbringen.“ Sein Ziel sei es auch, eines Tages mit seiner Tochter in den Urlaub zu fliegen, da das bisher nie möglich gewesen sei. Außerdem wolle Kruckow Geld ansparen, damit sie später ein „fast problemloses Leben führen kann – nicht solch ein turbulentes wie ich“. Er sei zwar kein perfekter Papa, tue aber alles Mögliche dafür.

Wie bodenständig Ron Kruckow ist, zeigt indes auch sein Hauptberuf: Der 35-Jährige arbeitet seit Dezember 2020 bei der Deutschen Post am Zustellstützpunkt Donaueschingen. Dort lernte er die Abläufe direkt unter stressigen Bedingungen im Weihnachtsgeschäft – das bedeutet eine Extraportion Pakete – kennen. „Ich war vorher sechs Jahre lang als Hausmeister in einem Hotel tätig. Durch meinen erlernten Beruf Maler und Hotelfachmann war ich vielseitig einsetzbar und machte so ziemlich alles von jedem“, sagt er. Leider habe ihm Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Ich war auf Dauer zuhause und das Geld reichte hinten und vorne nicht. Also entschied ich mich, einen neuen Weg einzuschlagen.“
Er wollte etwas mit Menschen machen. Und Autofahren bei gutem Verdienst. „Mir ist Spaß an der Arbeit wichtig. Finanziell möchte ich meiner Tochter auch etwas bieten können“, berichtet Kruckow. Bei der Post sei er zufrieden, es mache riesigen Spaß. Sogar so viel Spaß, dass er es sich auf Dauer und sogar für immer vorstellen könne.
Post, Schauspiel, Tiktok: Wie der Alleinerziehende das alles unter einen Hut bekommt? Zwar sei seine Tochter jetzt etwas älter, „aber leicht ist es und wird es nie sein“. Dennoch ist Kruckow überzeugt: „Wenn man möchte, erreicht man alles im Leben – auch als alleinerziehender Papa.“ Alles miteinander zu vereinbaren, und damit meint er Arbeit, Haushalt, Termine, Tochter, Fernsehen, das sei mithilfe einer guten Organisation möglich. „Egal, wie hart es einen trifft: Wichtig ist, niemals aufzugeben – allein den Kindern zuliebe“, lautet sein Ratschlag.

Die Virus-Pandemie wirke sich auf seinen Nebenberuf als Schauspieler aus. „Seit Corona ist es nur noch möglich, als Geschäftsreisender zu drehen. Und auch vor Ort gibt es viele neue Regeln, die ein wenig einschränken. Aber im Großen und Ganzen läuft es immer noch gleich ab, nur eben mit vorbeugenden Maßnahmen“, schildert der Wahl-Bräunlinger. Alle Rollen könne er aufgrund seiner väterlichen Verpflichtungen, seines Jobs bei der Post und der Entfernung zu den Drehorten sowieso nicht annehmen. Den bis dato letzten Drehtag habe er im Januar gehabt, der nächste TV-Auftritt mit ihm bei „Auf Streife“ soll Ende April oder Anfang Mai ausgestrahlt werden.