Manfred Riegger ist ein Kutscher mit Händchen. Der Villinger steuert Gespanne aller Art, er setzt ein blindes Pferd ein und sorgt auch im Ausland für Aufsehen, wenn er vorfährt. Besondere Anspann-arten sind seine Spezialität, das Tandem (zwei Pferde hintereinander) oder das Random (drei Pferde hintereinander) beherrscht er, als wäre es nichts.

Eine besondere Verbindung
Der heute 81-Jährige ist ein Pferdeversteher. Wer ihn seine blinde Stute, das Rösle, über Feld und Flur lenken sieht, der erahnt eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier. Er war erfolgreichster Gespannfahrer im Land, gewann in Holstein, wurde in den Nationalkader für Vierspänner berufen. 1981 startete er auch beim CHIO Aachen. Er siegte im selben Jahr in Paris bei der Dressurprüfung für Vierspänner und gewann im Land der Fahr-Weltmeister, in Ungarn, die Dressurprüfung in der Puszta. ,,Meine Ross‘ sind immer gut gelaufen“, schmunzelt er heute.

1984 fuhr er sein letztes Turnier. Vor dem Berliner Reichstag startete er in der Dressur für den vierspännigen B-Kader, Hindernisfahren im Olympiastadion, Geländefahrt im Grunewald, Siegerehrung auf dem Maifeld. Dritter wurde er insgesamt, Bester des B-Kaders.
Initialzündung für die Gespanne
Manfred Riegger fährt heute meist für sich. Wen er mag, den lässt er neben sich auf den Kutschbock sitzen. Manfred Riegger war es, der die Initialzündung für das Fahrturnier der Gespanne in Donaueschingen gab. Es war 1972, als Manfred Riegger mit Karl Mauthe zum Turnier nach Weilersbach wollte. Ihr Plan: Beide fahren mit ihrem Zweispänner dort ein. Das Turniergelände sei aber leer gewesen, es habe in Strömen geregnet, alle seien im Festzelt gesessen. Er und Mauthe hätten aber den Parcours abgefahren. Demonstrativ seien sie dann vor dem Festzelt in Position gegangen und trotz starken Regens auch gesehen worden. Die Siegerehrung habe dann auch stattgefunden, einen Sack Hafer von der Kutmühle hätten sie bekommen und eine Einladung, im selben Jahr beim großen Reitturnier eine Ehrenrunde zu fahren.

Die Zuschauer von den Sitzen gerissen
Im Herbst steuerten die beiden Kutscher dann durchs fürstliche Geläuf in Donaueschingen. Riegger schlug den Verantwortlichen vor, 1973 in verschiedenen Formationen vorzufahren. Sechs unterschiedliche Gespanne kreuzten dann das Gelände, eine besondere Route war zuvor ausgetüftelt worden. „Das Spektakel hat die Zuschauer von den Sitzen gerissen“, sagt Riegger heute. Nach diesem Turnier schlug Manfred Riegger den Donaueschinger Turnier-Machern vor, 1975 eine Vielseitigkeitsprüfung auszuloben. Die Idee wurde angenommen, nur auf den Hauptplatz wollte man die Fahrer nicht lassen.
Dieter Schiemann vom Donaueschinger Weiherhof habe sich dann in großartiger Wiese engagiert, erinnert sich Riegger 2019. Ein neuer Platz wurde angelegt, 40 auf 100 Meter. Schiemann habe Schafe auf das Areal geholt, die würden den Untergrund festmachen. 1975 seien neun Vierspänner angetreten – auf einer alten Türe hätten zwei Damen mit Kreide die Punkte notiert.

Riegger sagt, er habe nach dem PrinzKari-Gedächtnisturnier Peter Bracher aus der Schweiz zu sich nach Hause geladen. Der Repräsentant der Internationalen Reitervereinigung (FEI) habe bei einem Stück Kuchen zugestimmt, 1977 die Europameisterschaft der Fahrer in Donaueschingen auszurufen.

Jeder Baum steht für eine Person
Eine Woche vor dem Turnier bezog die deutsche Mannschaft samt Bundestrainer auf Rieggers Hof im Zollhaus Quartier fürs Training. Manfred Riegger hat hier zwischen Villingen und Schwenningen bei sich hinter dem Hof seit Jahrzehnten einen Reitplatz angelegt. Neun mächtige Eichen säumen heute dieses Karree. Das Geheimnis der Eichen: Jeder Baum, von Riegger einst gepflanzt, steht für eine wichtige Person im Leben Manfred Rieggers. Wenn der Pferdefreund Feierabend hat im Stall, nimmt er heute unter einer der Eichen an einem selbst gezimmerten Tisch Platz. Vor ihm spielen vier Füchse im Licht der Sonne auf der Wiese. „Gibt es was Schöneres“, fragt er? Die Antwort des Besuchers lautet: „Wohl kaum.“