Nicht erst seit Corona gräbt der Onlinehandel Geschäften in Innenstädten das Wasser ab. Die Pandemie hatte diesen Trend nur verschärft. Immer wieder geben Ladengeschäfte auf. Immobilien stehen leer.

Zeiten, in denen Nachfolger Schlange standen, sind längst vorbei. Dabei gibt es aber Unterschiede. Gewerberäume mit großem Raumangebot sind deutlich schwerer zu vermitteln. Einzelhändler scheuen das Risiko einer Expansion.

Und die Handelsketten? „Insbesondere bei größeren Filialisten gibt es klare Vorgaben an zukünftige Expansionsobjekte. Dies betrifft die Verkaufsfläche, Nebenräume, Schaufensterfronten oder Barrierefreiheit“, teilt Verwaltungssprecherin Beatrix Grüninger auf Nachfrage mit.

Zwei solcher Immobilien stehen in Donaueschingen leer, die einstige Zeemann Filiale in der Karlstraße sowie der ehemaligen BW-Bank Standort einige Meter weiter, der 2021 aufgegeben wurde. Und genau hier kommt jetzt doch Bewegung ins Spiel. Investor Jens Haufe aus Waldshut-Tiengen hat den Bank-Standort zum 1. November übernommen. Der Investor, der wie er sagt seit über 25 Jahren im Rahmen einer Kaufen- und Halten-Strategie in Immobilien investiert, sucht jetzt passende Mieter.

Das Untergeschoss bietet viel Raum für potentielle Nachmieter.
Das Untergeschoss bietet viel Raum für potentielle Nachmieter. | Bild: Fröhlich, Jens

Ein gewagter Schritt?

Jens Haufe ist zuversichtlich und sieht zahlreiche Chancen. Bislang sei das Objekt als Ganzes zum Verkauf gestanden. Er selbst ist offen für eine unterteilte Nutzung, wie etwa durch Steuerberatungskanzleien, Rechtsanwälte, Notare, Hausverwaltungen, Ärzte, Krankenkassen, EDV-Firmen oder auch Bildungsträger.

„Die repräsentativen drei Meter hohen und lichtdurchfluteten Räume sind voll vernetzt und verfügen über einen klimatisierten Serverraum“, nennt er die Vorteile. „Bei einem Zusammenschluss könnten auch gegenseitige Synergien genutzt werden“, ist er sich sicher.

Investor Jens Haufe
Investor Jens Haufe | Bild: Jens Haufe

Ein weiterer Vorteil sei die Skelettbauweise. Potentielle Mieter seien nicht an den aktuellen Grundriss gebunden. Flächen könnten an Bedürfnisse angepasst werden. Mehrere kleinere Parzellen bis hin zu einer riesigen offene Fläche sind denkbar. Interessant für einen E-Bike-Store, ein Gesundheitszentrum oder einen Hochzeitsdienstleister, nennt er einige Beispiele.

Einen ersten Interessenten gibt es ebenfalls schon. Ein Betreiber von mehreren großen Fitnessstudios habe sich die Räumlichkeiten angesehen, verrät der Investor. Sein Plan B: „Sollte wieder erwarten kein passender Mieter gefunden werden, ist ein Umbau des Obergeschosses zu Stadt-Apartments angedacht.“ Eine Option, die angesichts des angespannten Mietmarktes, Sicherheit bietet.

Von den Räumen im Obergeschoss aus hat man eine tolle Aussicht über den Hanselbrunnenplatz.
Von den Räumen im Obergeschoss aus hat man eine tolle Aussicht über den Hanselbrunnenplatz. | Bild: Fröhlich, Jens

Was in Toplage Zukunft hat

„Wir sind sehr froh“, sagt Citymanagerin Christine Neu zu der Entwicklung und spricht von einer idealen Besetzung. Eine solche Immobilie zu vermitteln, sei nicht einfach. Die Citymanagerin kann sich gut eine Art Concept-Store vorstellen, also eine Mischung aus Warenhaus und Boutique, oder eine Mischnutzung aus Einzelhandel und Dienstleitern.

Citymanagerin Christine Neu
Citymanagerin Christine Neu | Bild: Christine Neu

Gastronom Antonio Laudani, der in direkter Nachbarschaft das Eiscafé Vivaldi betreibt und Vorstandsmitglied im Gewerbeverein ist, kann sich ebenfalls eine gemischte Nutzung vorstellen, wie etwa aus Einzelhandel und Café. Für einen einzelnen Mieter sei das Gebäude zu groß. Inflation, Krieg und Energiekrise würden für Zurückhaltung und Unsicherheit sorgen.

Das könnte Sie auch interessieren

Hinzu komme, dass viele Menschen lieber bequem von zuhause aus online einkaufen. Daher sei es wichtig, die Innenstadt attraktiv zu halten. Ein Besuch der Stadt müsse mehr bieten als ein Klick vom Sofa aus. Und der Weg in die Stadt müsse einfach bleiben. Einer Fußgängerzone steht er kritisch gegenüber.

Im Jahr 2009 zieht in der Karlstraße eine Zeemann-Filiale ein. 2022 kehrt der niederländische Gemischtwaren-Discounter trotz schwarzer ...
Im Jahr 2009 zieht in der Karlstraße eine Zeemann-Filiale ein. 2022 kehrt der niederländische Gemischtwaren-Discounter trotz schwarzer Zahlen Donaueschingen den Rücken. Alleine die Ausstellungsfläche bietet mit knapp 800 Quadratmetern Fläche viel Platz. | Bild: Fröhlich, Jens

Und was tut sich nebenan?

Dort, wo bis 2022 die Handelskette Zeemann ansässig war, wirbt im Schaufenster die Firma Objektkonzept aus Wurmlingen um mögliche Nachmieter. Wie die Suche verläuft und ob bereits Interessenten vorhanden sind, dazu wollte sich die Firma aktuell nicht äußern.

Doch auch hier tut sich etwas. Schüler der Karl-Wacker-Schule haben ein Schaufenster herbstlich dekoriert. Ein kleiner Beitrag, die Innenstadt attraktiver zu gestalten, wenn auch nur auf Zeit und nur für das Auge. Zwischen Eigentümer und Schule hatte die Wirtschaftsförderung der Stadt vermittelt.

Das könnte Sie auch interessieren
Schüler der Karl-Wacker-Schule haben das Schaufenster der ehemaligen Zeemann-Filiale in der Karlstraße herbstlich gestaltet.
Schüler der Karl-Wacker-Schule haben das Schaufenster der ehemaligen Zeemann-Filiale in der Karlstraße herbstlich gestaltet. | Bild: Fröhlich, Jens

Eine Nutzung auf Zeit, diesen Ansatz schätzt auch Citymanagerin Christine Neu. Gerne würde sie sogenannte Popup-Stores in der Stadt etablieren, die vom Land gefördert werden. Gewerbetreibende können dabei über einen beschränkten Zeitraum leer stehende Flächen nutzen und ohne großes finanzielles Risiko ihr Geschäftsmodell testen.