Sport machen, während das berufliche und private Leben große Einschränkungen erfährt, das ist eine gute Sache. Wer Dampf ablassen und etwas für die Gesundheit tun möchte, muss auf den Besuch im Fitnessstudio verzichten. Diese Einrichtungen sind in der Corona-Krise geschlossen. Ein Zustand, der seit fünf Wochen andauert und an die Kondition der Unternehmen geht.

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„Wir sind vorbereitet“, sagt Frank Jäger, Leiter des Studios Rückgrat am Brigachweg. Mit einem neuen Buchungssystem könnten 20 Quadratmeter Trainingsfläche pro Person garantiert werden. Zudem wurden 25 Trennwände angeschafft. Für Jäger ist es unverständlich, warum die Studios so lange geschlossen bleiben müssen.

Ein Bild aus besseren Zeiten. Training im Rückgrat.
Ein Bild aus besseren Zeiten. Training im Rückgrat. | Bild: Rückgrat

Er vermisst die Gleichbehandlung. Er sieht in einer Sammelklage von Fitnessetreibern gegen den Bund Chancen, freut sich aber vor allem über die Solidarität seiner Kunden. Bei Rückgrat kümmern sich zwölf Festangestellte, viele Freiberufler und etliche Minijobber um 2100 Kunden. Von einem gesunden Unternehmen spricht Jäger, das sich nun auf Vertrauen bauen darf. 82 Prozent der Mitglieder haben den Aprilbeitrag trotz Schließung bezahlt, für den Mai sind es 75 Prozent.

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Ein unfassbarer Wert, lobt Jäger. Diese Schuld werde beglichen aber auch seine Aushilfen würden eine Unterstützung erfahren. Die beantragte, aber noch ausstehende Soforthilfe werde er dank landesverbürgter Kredite über die Hausbank wohl gar nicht brauchen. Hilfreich war auch die Herstellerfirma neuer Fitnessgeräte. Im April aufgestellt, gilt Zahlungsfrist bis Ende des Jahres. „Einen Teil der Rechnung zahlen wir jetzt schon“, gibt Jäger Solidarität auch in die andere Richtung weiter.

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Vom Platzhirsch in der Branche zum kleinsten Anbieter. Allein aufgestellt ist Marco Knöbel mit seinem Free Fight Club an der Friedrich-Ebert-Straße. Vor zwei Jahren ging sein Traum eines eigenen Studios in Erfüllung. Auch er hat treue Sportler. Gut zwei Drittel seiner über 200 Kunden zahlen weiter. Die Soforthilfe helfe zwar, den Club über Wasser zu halten, doch die privaten Kosten liefen ohne Kompensation weiter: wachsende Summen seien dies, auch wenn Knöbel, der momentan „am Minimum lebt“ und auch vorher einen eher bescheidenen Lebensstil pflegte.

Marco Knöbel hat sich mit seinem Free Fight Club einen Lebenstraum erfüllt. Er setzt auch in der existenzbedrohenden Zeit der Schließung ...
Marco Knöbel hat sich mit seinem Free Fight Club einen Lebenstraum erfüllt. Er setzt auch in der existenzbedrohenden Zeit der Schließung auf seine Kämpferqualitäten. | Bild: Simon, Guy

Vermutlich kommen größere Unternehmen besser durch die Krise, beklagt aber die Ungerechtigkeit in den Schließungsregeln. „Ich kann die Hygienebestimmungen einhalten und habe nur Sportler, die ich kenne. Bei den Friseuren fällt doch viel mehr Laufkundschaft an“, stellt er zu Bedenken. Gleichwohl bleibt er zuversichlich. „Da kämpft man sich durch.“

Mit Renovierungen wird die Zeit der Schließung im TC Training Center genutzt: Klaus Frankenberg (vorne) übernimmt mit seinem Sohn Toni ...
Mit Renovierungen wird die Zeit der Schließung im TC Training Center genutzt: Klaus Frankenberg (vorne) übernimmt mit seinem Sohn Toni Muckle Malerarbeiten. | Bild: TC Training Center

Seit 27 Jahren bietet das TC Trainingscenter in Donaueschingen verschiedene Möglichkeiten, fit zu bleiben. Auch Inhaber und Geschäftsführer Klaus Frankenberg hat die Zwangsschließung mit voller Wucht getroffen und ihm eine „völlig neue Erfahrung“ vermittelt. Dank sehr kulanter Kunden seien zumindest die laufenden Kosten gedeckelt. Aber auch die verwunderlich schnell bezahlte Soforthilfe half.

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Wer beim TC an der Dürrheimer Straße den Beitragseinzug weiter laufen lässt, bekommt die Ausfallzeiten im Spätjahr angerechnet. Von den 14 TC-Mitarbeitern ist ein Teil in Kurzarbeit, Studenten und Azubis werden weiter beschäftigt. Das Rumpfteam nutzte die Zeit mit Renovierungen im Trainings- und Sanitärbereich, dazu kamen Weiterbildungsangebote für die Mitarbeiter.

Studioleiter Ahmad Alsaghrji zeigt die Richtung an: Auch bei Clever Fit soll es nach Wiedereröffnung wieder aufwärts gehen.
Studioleiter Ahmad Alsaghrji zeigt die Richtung an: Auch bei Clever Fit soll es nach Wiedereröffnung wieder aufwärts gehen. | Bild: Clever fit

„So eine Komplettschließung ist kein Pappenstil“, äußert sich Alexandra Thomas, die das Clever Fit an der Hagelrainstraße führt. Ihr 14-köpfiges Team, darunter drei Festangestellte hat derzeit keine Arbeit. Die Festangestellten hat sie in Kurzarbeit schicken müssen. Ob denn die späte Öffnung der Fitnessstudios ungerecht sei? „Nein, ich freue mich für alle, die öffnen dürfen“, sagt sie ganz ohne Neid. Sie kritisiert stattdessen das System, nach dem über Öffnung oder Schließung entschieden wird. „Da ist keine Logik dahinter, was zu systemrelevanten Bereichen gehört.“ Dank der Zugehörigkeit zu einer Fitnesskette kann Thomas ihren Kunden zumindest im Internet den Zugang zu Homeworkout und Onlinekursen verschaffen. Der persönliche Kontakt bleibt minimiert: abgesehen von neu geschaffenen Bürozeiten am Samstag: „mit ausreichendem Abstand und außerhalb der Trainingsräume“, wie sie versichert.

Mit Homework-Übungen auf der Facebook-Seite hält Hello Fit an der Raiffeisenstraße den Kontakt mit Mitgliedern und Kunden. Die Zeit der Schließung werde am Ende der Mitgliedschaft beitragsfrei ersetzt, heißt es auf der Homepage. Gleiches gilt für Pro Fitness an der Bregstraße in Hüfingen. Wer seinen Beitrag nicht zurückbuchen lässt darf sich bei Wiedereröffnung über einen Gutschein freuen, der die Ausfallzeit kompensiert.